Mittwoch, 25. Mai 2011

Traumfragmente


Manchmal, des Nächtens, wenn ich aufwache, sehe ich Dinge. In den allermeisten Fällen schlafe ich ja die ganze Nacht durch ohne auch nur einmal in die Nähe der wachen Realität zu geraten. Wie ein Schiff auf dem tiefen Ozean sehe ich dann nie das Land aus dem der Verstand kommt sondern nur die grau-blauen Wogen jener seltsamen Erfahrung die wir Schlaf nennen. Und doch gibt es noch die anderen Nächte. So wie gestern.

Aus heiterem Himmel lief mein Schiff auf Grund. Ich öffnete die Augen und wurde meines Zimmers gewahr. Dort, an der Türe zum Vorrauraum, wo der rote Koffer steht mit dem ich immer auf Reisen gehe, stand es. Dunkel, noch viel dunkler als mein Zimmer, schwebte es ihm leeren Türrahmen und sah mich an aus Augen, die ich nicht erkennen konnte, von denen ich aber wusste, dass sie da waren. Kennt ihr dieses Gefühl beobachtet zu werden? Wenn ihr einfach wisst, dass da Augen sind, die jede eurer Bewegungen genau verfolgen? So fühlte ich mich in jener Nacht. Und obwohl meine Träume gerade erst die scharfen Zähne des Riffs zu spüren bekommen hatten wusste ich, dass es sich hier um meine Realität handelte. Und, dass diese Dunkelheit nicht real seit konnte. 

Ihr müsst wissen, vor meinem Fenster steht eine diese Natriumdampflampen, die mit ihrem orangefarbenen Licht durch das Glas der Balkontüre strahlt. Ich mag es nicht den Rollladen herunterzulassen und so schienen die grellen Finger der Lampe quer über den Parkettboden bis hinüber zum Türrahmen. Der Schatten jedoch war davon unberührt. Keine Reflexion. Kein Spiel von Licht und Dunkel. Selbst dann, mit dem Schlaf schwer auf meinem Haupt lastend, wusste ich, dass jener Anblick mit den Gesetzen der Physik, wie sie für uns gelten, nicht in Einklang zu bringen war. Also schloss ich die Augen, zog mich in die Dunkelheit hinter den Lidern zurück um der Welt die Gelegenheit zu geben sich eines besseren zu besinnen.. Als ich meine Augen wieder öffnete war der Schatten verschwunden. Nur ein leerer Türrahmen, dahinter ein roter Koffer und das an Zitrusfrüchte erinnernde Licht der Natriumdampflampe. Um sicher zu gehen setzte ich mich auf und nahm den Fußboden um herum in Augenschein. Nichts. Auch die Wände boten mir nur ihr mattes Weiß. Mein Computer, mein Rucksack, einfach alles stand am gewohnten Platz.

Was also hatte ich da gesehen? Ein Fragment eines Traumes, herübergebracht aus den Tiefen meines Unterbewusstseins, wie einst Nancy den legendären Freddy Krüger mit seinem Hut? Gibt es dort überhaupt etwas, was man  mit sich nehmen könnte? Haben Träume einen Bestand außerhalb des Traums? Eine meiner längeren Geschichten handelt davon – eine Realität die nur in den Träumen existiert und von den jeweils gemeinschaftlich Träumenden am Leben gehalten wird.  Oder ist es vielleicht so, dass meine Augen etwas vernahmen, was immer da ist, sich nur normalerweise besser zu verbergen weiß? Eine Art stiller Beobachter. Möglicherweise ist dieses „was-auch-immer-es-sei“ gar kein Schatten. Könnte sein, dass mein Gehirn mit der wirklichen Erscheinung überfordert ist und eben jene Reize in ein Bild übersetzt, die es zu deuten vermag. Ein Loch im Stoff der Realität. Ein Schatten eben.

Diese Gedanken beunruhigen mich. Vor allem weil ich sie nicht zum ersten Mal höre. Ein naher Verwandter musste sich vor einiger Zeit einer schweren Herzoperation unterziehen und hatte danach für einige Tage seltsame Empfindungen und optische Wahrnehmungen, die mit der von uns als gegeben akzeptierten Realität nicht vereinbar sind. Mir wurde erzählt, dass da Gestalten um das Bett herum standen, die nicht „von hier“ waren. Was auch immer dieses „nicht von hier“ bedeuten mag. Aber sie seien irgendwie schattenhaft gewesen. Für sich betrachtet wäre dies eine interessante Anekdote, eine Geschichte für Enkel am Lagefeuer über die man hinter vorgehaltener Hand lacht – wenn da nicht der Arzt gewesen wäre der erläuterte, dass solche Wahrnehmungen für Personen mit schweren Herzoperationen nicht ungewöhnlich seien und niemand wüsste genau wie diese entstünden oder wieso sie sich in gewisser Weise ähneln. Als Psychologe könnte ich nun viele Erklärungen ins Feld führen. Aber ich tue es nicht. Was, wenn da wirklich etwas ist? Wenn wir nicht alleine sind? Falls es diese schattenhaften Beobachter gibt, falls sie um uns herum „schweben“, woher kommen sie dann? Was wollen sie? Sind sie immer da, jeden Tag zu jeder Stunde oder nur in bestimmten Situationen? Wie zum Beispiel wenn jemand aus einer Narkose nach einer schwierigen Operation erwacht. Wieso genau war dann der Beobachter letzte Nacht bei mir? Ein Fehler vielleicht? Natürlich würde mir niemand glauben dem ich davon erzähle. Wir alle sehen seltsame Dinge nach dem Aufwachen, zumindest direkt aus einem Traum heraus. Ist das ein Grund an der Unverrückbarkeit unseres aufklärerischen Weltbildes zu zweifeln? Auf jeden Fall bin ich neugierig. Die Idee ängstigt und fasziniert mich zu gleichen Teilen. Und eines Tages fällt vielleicht der Schleier zwischen uns und ihnen. Und dann denke ich wieder, dass sie vielleicht doch nur Artefakte eines nicht zu Ende geführten Traumes sind. 

Was meint Ihr dazu? Traum oder Realität? Die harte Welt der Physik oder doch irgendwo ein Schleier der die Bühne von der Wirklichkeit trennt? Herübergeholt oder immer schon da? Bin gespannt ob irgendwer was dazu sagen möchte.

Montag, 23. Mai 2011

Ich bin im Vampire Magic Magazin

Endlich ist es soweit, No. 18 des Vampire Magic Magazins ist online und ich bin dabei. Ja, richtige gelesen - meine Kurzgeschichte "Totentanz" wurde aufgenommen und ist ab sofort online zu lesen. Also wenn Ihr wollt ...  :)

Hier das Cover:


Und der Link:
Vampire Magic Magazin No. 18

Liebe Grüße an alle meine Leser - in Zukunft wartet sicher noch sehr viel mehr Lesefutter auf Euch!

Dienstag, 17. Mai 2011

Enttäuschungen


Die Enttäuschung ist ein seltsames kleines Tier. Es gibt sie in allen Formen, Farben und Größen. Die Enttäuschung eines Vaters über seine Kinder, die Enttäuschung einer verlassenen Mutter. Das Gefühl, das man erlebt, wenn man mit 20 oder 30 auf sein Leben zurückblickt und die Träume von Damals mit dem Ist-Zustand vergleicht. Wie man sich fühlt, wenn ein Plan nicht aufgeht. Die Enttäuschung, wenn zu Weihnachten nicht das unter dem Baum lag was man sich als Kind erhofft hatte. Der bittere Geschmack im Mund, wenn man sich auf etwas wahnsinnig gefreut hat und es im letzten Moment doch zu Staub zerfällt. Wir alle kennen sie. Die Großen und Kleinen. Das Komische ist, dass uns meistens nicht die großen Enttäuschungen umhauen. Die versetzen Dir einen Kinnhaken, dass Deine Welt kurz wackelt aber am Ende steckt man sie doch irgendwie weg und rappelt sich auf bevor man ausgezählt wird. Nein, wirklich weh tun diese kleinen Enttäuschungen. Vielleicht reichen sie Dir nur bis zum Knie aber die sind es die Du nicht vergisst, die tiefe Narben hinterlassen und noch Jahre später weh tun. George Martin zum Beispiel hat alle Lieder der Beatles bis zu „She‘s leaving Home“ (auf Abbey Road, dem rein von der Aufnahmedatum her gesehen letzten Beatles Album) arrangiert. An wirklich großartigen Songs wirkte er maßgeblich mit. Bei der Gelegenheit war er aber gerade nicht greifbar also hat Paul McCartney das selber gemacht (zumindest geht die Geschichte so). Man müsste meinen, dass das dem legendären George Martin nicht viel anhaben konnte. Aber das hat es. Sehr sogar. Es hat ihn so verletzt, dass er diese Enttäuschung, diesen Mangel an Respekt, dass man nicht für dieses eine Lied warten konnte, bis er wieder verfügbar war, später in seiner Autobiographie viele Jahre später auch zum ersten Mal ausgesprochen hat. 

Und eigentlich ist es doch komisch. Sollte eine Enttäuschung nicht etwas Gutes sein? ENT-Täuschung. Eine Täuschung fliegt auf. Wir werden dann nicht mehr getäuscht. Aber vielleicht ist es ja genau das was wir nicht wollen. Eigentlich liegt es in unserer Natur die Welt so zu sehen wie wir das wollen. Manche würden lieber in einer guten Illusion verweilen als die brutale Realität zu sehen. Aber dieses Thema hat schon die Matrix ausreichend beackert, da will ich jetzt nicht auch noch meinen Senf dazugeben.
Aber man sollte über Enttäuschungen reden. Sie können nämlich wie offene Wunden werden. Kümmert man sich nicht bei Zeiten darum sie zu säubern, der reinigenden Kraft der Luft und des Lichts auszusetzen, werden sie zu eitrigen, klaffenden Abgründen, die langsam die Seele in sich aufsaugen und den glücklichsten Menschen in einen von Neid zerfressenen Greis verwandeln. Zu hart formuliert? Das glaube ich nicht. Man sagt doch, dass jeder Zyniker im Grunde seines Herzens ein Optimist ist, der zu oft enttäuscht wurde. Und Zynismus ist eine furchtbar destruktive Charaktereigenschaft.

Auch ich musste vor einiger Zeit eine Enttäuschung erleben die eigentlich völlig harmlos wirkt. Ein kleiner Stich vielleicht, mehr nicht. Aber unter der Haut, da geht dieser Stich weiter, dort lebt er und nährt sich. Ich bin jemand der gerne schenkt. Das kann man ruhig so sagen. Ich mag es zu sehen wie sich Leute über etwas freuen, sei das nur ein Wort oder vielleicht auch etwas Materielles. Es gibt da einen Menschen, dem ich wahnsinnig gerne etwas schenken wollte. Tagelange durchstöberte ich verschiedene Geschäfte, sowohl online als auch offline. Unbedingt sollte es das perfekte Geschenk werden, etwas was meine Gefühle ausdrückt, meine Freundschaft. Meine Freude alleine beim Suchen zu beschreiben wäre schlicht unmöglich. Schließlich schwankte ich zwischen zwei Möglichkeiten: Ein silbernes Bettelarmband (ihr wisst schon, jene an die man Anhänger nach Wahl befestigen kann) oder eine süße Stoffkatze von „Lanky Kats“ (Ziggy mit seinen grünen Augen wäre mein Favorit gewesen). Tagelang ging es in meinem Kopf rund. Die Katze wäre was zum Kuscheln, das Armband hingegen ein Schmuckstück, das jene Person immer bei sich tragen könnte. Am Ende wäre es wohl die Katze geworden. Doch dann sagte mir dieser Mensch, dass er ein Geschenk von mir eigentlich nicht wollte und auch nicht annehmen könnte. Einfach so. An dieser Stelle bitte das Geräusch eines Fahrzeuges einspielen, das von einer Wand innerhalb einer Sekunde von 180 auf 0 herunter gebremst wird.
Ist doch eigentlich eine völlig lächerliche Sache. Man wollte mein Geschenk nicht. Weder dieses noch irgendein anderes. Wirklich nichts Großes, oder? Für mich irgendwie schon. Ich unterlag der Täuschung, dass man sich freuen würde und darauf habe auch ich mich gefreut. Und dann wurde ich ENT-täuscht. Das hat wirklich weh getan. Und tut es irgendwie noch, sonst würde ich kaum darüber schreiben.  

Also wie ist es jetzt? Sollte man alle Täuschungen aufgeben, zynisch werden und gar nichts mehr erwarten oder ist die Freude, die uns Illusionen bereiten, den Schmerz der etwaigen Enttäuschung wert? Ist am Ende gar die enttäuschte Person selber schuld, weil sie die falschen Ziele/Freunde/Hoffnungen pflegte? Wäre es möglich, bei sehr sorgfältigem Prüfen aller Lebensumstände frei von Täuschung und trotzdem glücklich zu leben? Ich weiß es einfach nicht. Und wenn es draußen so grau in grau vom Himmel strahlt wie heute, sollte man möglicherweise auch keine Entscheidung diesbezüglich treffen.

Rezension: Die Blut-Loge

Vor kurzem habe ich „Die Blut-Loge“ gelesen, ein „Erotischer Vampir-Krimi“ von Carola Kickers. Ich persönlich finde die gesamte Vampir-Thematik höchst interessant, angefangen von den ersten Christopher Lee Schinken im Fernsehen über Anne Rice zu Buffy und in die Zukunft hinaus mit Twilight. Da dachte ich mir, dass dieses Buch einen Versuch wert wäre.

Und so sieht das Werk aus:
Zu Beginn die Eckdaten:
Autorin: Carola Kickers
Titel: Die Blut Loge
Genre: Erotik-Vampir-Krimi
Auflage: Erste aus dem Jahr 2011
Umfang: 207 Seiten
Verlag: AAVAA
ISBN: 978-3-86254-613-8

Kommen wir mal zum Klappentext:
Gabriel Stark führt nicht nur einen mächtigen internationalen Konzern, er gehört auch einer uralten Vampirloge, der Sangue Ombra, an.
Sein persönliches Ziel liegt darin, nicht nur die Herrschaft über die Menschen zu gewinnen, sondern auch die Gilde der Vampire unter seine Kontrolle zu bringen. Dabei sind ihm und seinem Sohn alle Mittel recht. Sie verführen, betrügen und nutzen die modernen Mittel der Wissenschaft, um sich alles und jeden gefügig zu machen.
Als ihre Machenschaften in Berlin Leichen hinterlassen, kommt ihnen die Kripo-Beamtin Evi Fischer auf die Spur. Doch selbst sie verfängt sich in den Netzen der Vampire und wird zu ihrem Werkzeug.
Generell klingt das schon mal sehr vielversprechend. Erinnert ein wenig an die mächtigen Vampirverschwörungen a la „Vampire – The Masquerade“ oder „Vampire – The Requiem“. Sowas mag ich sehr gerne. Vampire, die mit der Zeit gehen und nicht mehr in ihren alten Särgen vor sich hin modern, sondern mächtige Herrscher der Nacht, die an vorderster Front der wissenschaftlichen Entwicklungen stehen.
Interessant finde ich auch die Idee von „geborenen“ und „erschaffenen“ Vampiren. Während erste Gruppe sozusagen die herrschende Klasse bildet, sind die zweiten nur als minderwertiges Fußvolk angesehen. Nicht mehr als Bauern in den Machtspielen der geborenen Dynastien.  
Was mir sofort aufgefallen ist, war das Tempo, mit dem die Geschichte gleich auf den ersten 50 Seiten voranschreitet. Das hat mich dann doch etwas stutzig gemacht, weil das Werk doch 207 Seiten umfasst. Da kam die Frage auf, wie sich die Handlung noch steigern soll, wenn man schon so einsteigt Bis mir dann klar geworden ist, dass sich das Buch in zwei Abschnitte aufteilt, so dass es quasi mehrere Höhepunkte gibt.
Die Hauptcharaktere des ersten Abschnittes, Jerome Summers und Leon sind interessant beschrieben und vielschichtig. Jerome ist ein Vampir, wie er im Buche steht – narzisstisch, im Grunde gefühlskalt und berechnend, immer auf den eigenen Kick bedacht, während Leon, bis über beide Ohren in Jerome verliebt, die Naivität schlechthin personifiziert. Beide sind Künstler in einer Travestiegruppe wobei Jerome, dank seiner besonderen vampirischen Kräfte (welche ihm noch zum Verhängnis werden sollen), mit Abstand am hellsten strahlt.
Der Leser erfährt bald, dass Leon eine Schwester hat, von der er vorher nichts wusste. Laura. Typisch für einen selbstverliebten Vampir wie Jerome, will er natürlich Laura, die auf ihre Art genauso naiv ist wie ihr Bruder, für sich haben. Ab diesem Moment geht es Schlaf-auf-Schlag. Laura wird zum Spielball des Antagonisten, Ruben Stark, der über sie an Jerome herankommen will. Zwar verfügt Jerome über ganz bestimmte, seltene vampirische Fähigkeiten, die ihn enorm mächtig machen, jedoch genau diese will Ruben Stark für sich nutzbar machen. Dass so etwas nicht gut enden kann, sollte klar sein. Am Ende werden sowohl Leon als auch Laura durch die Machenschaften von Ruben Stark zu Vampiren und Jerome verfängt sich immer mehr im Netz, das dieser mächtige Vampir spinnt.
Schlussendlich hecken die drei einen Plan aus, um Rube sowie seinen Vater Gabriel auszuschalten. Dieser misslingt jedoch auf spektakuläre Weise und der erste Teil schließt mit dem Ende der drei Protagonisten und einem Triumpf für die Familie Stark – sie bekommen von Jerome, was sie wollten.
Der zweite Teil des Romans führt den Leser, der sich erst einmal vom furiosen Ende des vorherigen Teils erholen muss, viel tiefer ein in die Welt der Starks ein. Diese entwickeln ein Elixier, mit dem sie sowohl Vampire, als auch Menschen kontrollieren wollen. Wir lernen auch eine neue Protagonistin kennen, Evi Fischer, einer Kripo-Beamtin, die eine Reihe von Todesfällen in Zusammenhang mit den Starks und ihren Machenschaften untersucht. Ebenso begegnet dem Leser ihr Kollege Thilo Weinberg, der die unnahbare Evi genretypisch vergöttert.  So, wie schon die unglückliche Laura im ersten Teil hat auch Evi der mächtigen Vampirfamilie wenig entgegenzusetzen, wird am Ende zu einer der ihren und sogar Mutter von Rube Starks Sohn. Ruben will nämlich die Erblinie sichern, einen neuen, geborenen Vampir. Evis starker Wille, der trotz ihrer Transformation noch nicht ganz gebrochen ist, macht ihm aber einen Strich durch die Rechnung. Es gelingt ihr, den Sohn den Fängen des Vaters zu entziehen und zu flüchten. Sie kontaktiert ihren ehemaligen Kollegen Thilo Weinbach, der sich bereit erklärt, ihr bei der Vernichtung der Vampirloge zu helfen. In einer Selbstmordaktion dringt Evi bei den Vampiren ein und kommt dabei vermeintlich ums Leben, aber nicht ohne diese vorher empfindlich zu schwächen.
An diesem Punkt macht der Roman einen Zeitsprung. Thilo Weinbach, von Schuldgefühlen über Evis Tod geplagt, macht deren mittlerweile zum Teenager herangewachsenen Sohn von Evi ausfindig und entwickelt einen Plan, wie man sich an dessen Vater rächen könnte. Hier beginnen sich die Ereignisse zu überschlagen. Zwar fühlt sich der Sohn am Ende dem Vater näher als der Mutter, jedoch kommt es zu einem überraschenden Showdown, auf den der Leser lange gewartet hat.
Soviel also zum Inhalt des Buches. Carola Kickers versteht es trefflich, Spannung in die Handlung zu bringen. Wie schon erwähnt, sind ihre Charaktere gut ausgearbeitet und deren Motive glaubwürdig. Das Einzige, was ich ein wenig schade fand, war, dass die Identifikationsfiguren meist schon sehr früh sterben. Kaum hat man sich an an einen „Helden“ gewöhnt, muss dieser schon das Zeitliche segnen. Vor allem der Bruch von Teil I auf Teil II ist nicht so leicht zu verdauen.
Was die Erotik betrifft, muss ich sagen, dass Carola Kickers diese sehr dezent und wohldosiert über das Buch verteilt hat. Die „körperliche“ Interaktion der Protagonisten wirkt zu keinem Zeitpunkt aufgesetzt,  fehl am Platz oder übertrieben. Vielmehr passt diese glaubwürdig jeweils zu den handelnden Figuren.
Die Vampire in diesem Buch sind herrlich mächtig, niederträchtig und gierig. Genauso, wie ich meine Blutsauger mag. Keiner dieser düsteren Zeitgenossen scheint unter seinem „Fluch“ sonderlich zu leiden, vielmehr sehen sie sich als eine Evolutionsstufe (oder auch zwei, im Falle der geborenen Vampire) über ihrer Nahrung. Abstriche gibt es nur für die manchmal etwas zu schnell voranschreitende Handlung und für die etwas fehlende Bindung zu den „Helden“. 

Fazit: Ein äußerst gelungenes Buch mit Vampiren, die des 21. Jahrhunderts würdig sind!

The Good:
+ Endlich wieder Vampire mit Cojones
+ Spannend erzählt
+ Erotik gut in Handlung integriert
+ Glaubwürdige Charaktere
The Not-So-Good:
- Manchen Helden sterben zu früh
- Stellenweise zu schnell voranschreitende Handlung

Sonntag, 15. Mai 2011

Interview mit mir!

In meiner Welt passiert momentan gerade alles Mögliche mit atemberaubender Geschwindigkeit. Hätte man sich eigentlich auch nie träumen lassen, schritt doch der Gleichmacher bisher mit der Geschwindigkeit eines durchschnittlichen Gletschers voran (wohlgemerkt eines Gletschers zu jenen Zeiten als sie noch voranschritten, ist ja heute nicht mehr selbstverständlich. Wie sagte Bill Maher? „Genießt den Witz. Eure Kinder werden nicht mehr wissen was ein Gletscher ist!“).
Im Zuge meiner Einsetzung als Redakteur und Mitherausgeber bei Vampire Magic habe ich Carola Kickers (MCK-Verlag) ein (sehr) kleines Interview  gegeben und natürlich möchte ich Euch, liebe Leser, meine Antworten nicht vorenthalten J

Im Original kann man das Interview auch auf Carolas Seite nachlesen:


Und hier mein Abdruck:

Das Vampire Magic Magazin bekommt in Kürze nicht nur ein neues Layout, sondern auch einen neuen Mitarbeiter. Deshalb möchte ich Euch gleich hier unseren neuen Redakteur und Mitherausgeber Dan Gerrit kurz vorstellen:

Hallo Dan, erzähl unseren Lesern doch etwas über Deine Person.
Das ist immer so eine Sache mit dem über die eigene Person was erzählen. Wie fasst man ein Leben in ein paar Sätze? Vielleicht wäre es wichtig über mich zu wissen, dass Musik das Zentrum meines Lebens bildet. Es gibt kaum einen Abschnitt meiner Vergangenheit, in dem ich nicht meinen eigenen Soundtrack gehabt hätte. Zu jedem Triumph, jeder Niederlage, beinahe jedem Tag kann ich die Musik nennen, die  mich am meisten beeinflusst hat. Ich brauche nur eine bestimmte Scheibe aufzulegen, und schon werde ich in die Vergangenheit katapultiert. Manchmal ist das gut. Manchmal auch nicht. Die zweite große Liebe ist die Literatur. Egal ob Fantasy, Science Fiction, Mystery oder Krimi. Ich liebe Bücher und habe immer mindestens eines dabei, egal wohin ich gehe. In meiner Jugend konnte man mich oft unten am See finden, bei einem kleinen Leuchtturm. Da saß ich dann, dem Wasser zugewandt, und habe gelesen. Besonders schöne Erinnerungen habe ich an diverse Stürme, wenn die Schaumkronen der Wellen über die Steinbrüstung nach oben geschleudert wurden, der Wind mir die Haare zerzaust hat und ich einfach nur da stand und über die letzten gelesenen Zeilen nachdachte. Definitiv ein Gefühl von Unendlichkeit. Neben dem bloßen Genuss des Konsumierens von Literatur schreibe ich auch selber ziemlich viel. Das hat mir wohl in der Schulzeit den Ruf eingebracht, etwas „seltsam“ zu sein, da ich oft in den Pausen irgendwo in einer Ecke saß und an meinen Ideen feilte. Dem Schreiben, Lesen und der Musik bin ich bis heute treu geblieben. Außerdem mag ich Katzen. Habe ich das schon erwähnt? Haustiere hatten wir eigentlich bei mir daheim immer und mit einer Ausnahme waren das durchwegs Stubentiger. Schwarz, weiß, getigert, bunt – in allen Farben, Formen und Rassen. Ich finde es faszinierend, wie jede von diesen ihren eigenen Charakter entwickelt, wenn man es nur zulässt.


Du bist langjähriger Rollenspieler und wirst dieses Ressort neu im Vampire Magic betreuen. Wo liegen da Deine Schwerpunkte?
Persönlich bin ich ein großer Fan von Pen&Paper Rollenspielen, damit habe ich auch angefangen. Shadowrun, damals in der 2. Edition erhältlich, war so was wie meine Einstiegsdroge von der aus ich dann Dungeons and Dragons, DSA, Vampire und all die anderen wunderbaren Spiele erforschen durfte. Aktuell leite ich mehrere Runde für D&D 4e sowie Cthulhu. Später kamen dann auch TabletopWargames (Warhammer 40k und Fantasy) sowie Online- und Offline-Rollenspielen zu meinem Repertoire. Was die Online-Spiele betrifft, lief wahrscheinlich so ziemlich jedes in unseren Breiten erhältliche zumindest für ein paar Wochen zum Testen auf meinen PCs. Halten konnten mich aber eigentlich nur Ultima Online und die EverQuest Franchise. Aktuell teste ich „RIFTS“ und „Mythos“ auf ihr LangzeitmotivationspotenzialJ. Live-Action hingegen war für mich mehr so eine Randerscheinung, wahrscheinlich, weil es in meiner Gegend einfach keine Möglichkeiten gab, das mal so richtig auszuprobieren.
Als Redakteur möchte ich meine Schwerpunkte im Bereich Pen&Paper und Online-Rollenspiele setzen, einfach, weil da meine Wurzeln liegen. Allem anderen bin ich aber nicht unbedingt abgeneigt. 


Außerdem wirst Du als ehemaliger Rockmusiker die Musiksparte in unserem Magazin übernehmen. Welche Bands/Künstler dürfen sich in Zukunft an Dich wenden?
Musikalisch ist mein Geschmack relativ breit gefächert. Ich mag durchaus die alten Klassiker wie den legendären Leonard Cohen (hat jemals wer ein tiefsinnigeres Lied als „If it be your will“ geschrieben?), die Beatles und Bob Dylan. In den „prägenden“ Lebensjahren, während der mittleren und späten 90ern, lief bei mir die erste Platte von HIM rauf und runter, ebenso die DreadfulShadows, Lacrimosa, Tristania, Tiamat, Theatre of Tragedy, Type-O-Negative und EverEve. Wobei sich manche dieser Künstler später in Richtungen entwickelten, die ich dann nicht mehr mitgetragen habe (ja, ich schaue Euch an, Theatre of Tragedy). Aktuell höre ich sehr viel Alternative wie Dead Cab for Cutie, Arcade Fire und The National. Generell liebe ich es düster und melancholisch.


Als Autor schreibst Du gerade an Deinem ersten Roman. Willst Du uns darüber schon etwas erzählen?
Dem Schreiben an sich bin ich ja schon seit frühester Jugend sehr zugetan. Ich kann mich noch gut erinnern. als ich mit 9 Jahren die ersten Ideen hatte, natürlich nichts, was man irgendjemandem hätte präsentieren können, aber diese Idee, selber Welten zu erschaffen, war immer schon irgendwie da in meinem Kopf. Neben diversen Kurzgeschichten und Theaterstücken arbeite ich auch schon einige Jahre an mehreren Romanprojekten .Mein aktueller Roman ist ein Mystery-Thriller mit Fantasy-Einflüssen. Im Zentrum des Werkes, welches in unserer gewohnten Welt spielt, steht eine mysteriöse Katze mit besonderen Kräften. Verschiedene Fraktionen, darunter das Militär und ein geheimnisvoller Mann aus einer anderen Welt, versuchen, diese Kräfte für sich zu gewinnen, während eine kleine Gruppe von Menschen bemüht ist, die Katze, und damit vielleicht die Welt vor den falschen Einflüsse zu bewahren.


Herzlichen Dank für das kleine Interview. Wir werden in Zukunft noch oft von Dir lesen und freuen uns auf Deine Beiträge.

Samstag, 14. Mai 2011

Eine Ausschreibung

So, liebe Leser meines Blogs, an dieser Stelle möchte ich einmal auf eine ziemlich interessante Ausschreibung hinweisen. Der MCK-Musikverlag, in Zusammenarbeit mit dem PB-Verlag, sucht nach Kurzgeschichten, von welchen die Besten in einer Anthologie anlässlich seines 10-jährigen Bestehens veröffentlich werden sollen.

Warum ich das hier zum Thema mache?

Im Prinzip gibt es zwei Gründe: Der erste und wohl wichtigste Grund ist, dass ich das Thema der Ausschreibung  für richtig genial halte: „Zauber der Musik“ . Es sollte um ein Instrument oder einen Song  gehen bzw. ein solches oder ein solcher sollten im Zentrum stehen. Möglich sind Geschichten der Genres „Fantasy“, „Prosa“, „Krimi“ und „Mystery“.
 
Klingt das nicht irgendwie wunderbar kreativ?

Aber halt, da gibt es doch noch einen zweiten Grund warum ich hier diese Ausschreibung erwähne … der liebe Dan Gerrit (ich) ist nämlich neben Carola Kickers (MCK-Verlag) Mitherausgeber der geplanten Anthologie. Ja, Ihr habt richtig gelesen.  Natürlich bin ich mächtig stolz darauf, dabei sein zu dürfen (auch wenn Stolz und so in der Skala der sozial erwünschten Emotionen ganz unten steht) und freue mich schon riesig auf die vielen interessanten, spannenden und lesenswerten Geschichten.

Hier die Ausschreibung im Originaltext:


Eine Anthologie in Zusammenarbeit mit einem echten Musikverlag wäre doch etwas Schönes, was meinst Du?
 
"Zauber der Musik"
 
Genres: Fantasy, Prosa, Krimi, Mystery
 
Ihr habt mal in einer Band gespielt, für einen Star geschwärmt, ein bestimmtes Instrument zog Euch in seinen Bann?
Eine bestimmte Melodie löst Emotionen in Euch aus?
Von der Violine Lestats bis hin zur Trompete Louis Armstrongs könnt Ihr im realen wie im fantastischen Bereich Eure Geschichte erzählen!
Wichtig: Es muss sich dabei um ein Instrument oder einen Song handeln.
 
Herausgeber: Carola Kickers und Dan Gerrit (Sänger und Gitarrist)
 
Tantiemen werden nicht gezahlt. Die Autoren erhalten ein Belegexemplar.
 
Länge: 15 - 20 000 Zeichen incl. Leerzeichen
Schrift: 12 er Times New Roman
Abstand: 1.0
Einsenden bis: 31.08.2011
Einsenden an: verlagsleitung@verlagpb.de  

Freitag, 13. Mai 2011

Der Sommer ist keine gute Zeit für die Einsamen

Der Sommer ist die Zeit in der man ins Licht hinaus tritt, in der Sonne die Schatten austreibt und man lebt. Wenn es heiß wird und die Ärmel ebenso kurz sind wie die Hosen und Röcke, dann leuchten jene, die mit sich selbst im Reinen sind. Jene, die ihren Weg gefunden und in eine warme Zukunft blicken. Eine Zukunft wie der Sommer. Oder auch jene die sich einfach nie gesucht haben.
Eine Jahreszeit der Oberflächlichkeit bricht an, in der die Sorgen des Alltags vom ausgelassenen Lachen der Mädchen auf den Straßen und dem freudigen Quietschen der Kinder in den Parks übertönt werden. Braune Haut über Seelen die man nicht zu sehen braucht weil alles was wirklich zählt ohnehin auf der Zunge liegt.
Wenn die Tage länger und die Luft wärmer wird, dann fliegen die Menschen gemeinsam. Sie strömen zusammen zu Gruppen und ziehen umher, alten Instinkten und neuen Bedürfnissen folgend. Aus den Savannen sind Fußgängerzonen und aus Wasserlöchern Schaufenster geworden. Dann tun sie das was sie am besten können. Gemeinsam sein. Fröhlich sein. Nebeneinander, Händchen haltend, Eis essend.
Müde enden ihre Tage. Müde und ereignisreich und doch sind die Gedanken schon auf den nächsten Morgen gerichtet gerichtet. Und für sie alle hat der Sommer kein Ende. Für jene Gemeinsamen. Aber der Sommer ist keine gute Zeit für die Einsamen. Der Sommer zwingt sie sich offen zu legen. Bei jenem Spiel mitzumachen, Haut zu zeigen. Und sie tragen ihre Masken wohl. Doch darunter liegt eine Seele, die sich viel lieber in Stoff hüllen würde. Stoff der vor den Blicken schützt. Den Erwartungen. Sie sind da. In den Gruppen. Vor den Schaufenstern, den Fußgängerzonen. Und man merkt es ihnen vielleicht nicht an. Doch die Einsamen leiden. Der Sommer stellt sie ins Licht, ein Ort an dem sie noch viel mehr spüren wie einsam sie wirklich sind. Wenn der Schnee fällt und die Welt im kalten Glanz erleuchtet, ist es einfacher anders zu sein. Alleine zu sein. Irgendwie ist im Winter doch jeder ein bisschen alleiner. Man sieht alle dann durch die Straßen huschen, mit gesenktem Kopf, das Gesicht mit einem Schal vor der Kälte geschützt. Und die Einsamen fühlen sich ein wenig mehr dazugehörig. Aber im Sommer müssen allen den Kopf erhoben tragen. Die grellen Strahlen der Sonne am Zenit ihre Vermögens stellen sie auf eine Bühne. Und jene die gemeinsam sind können sich nicht vorstellen, dass es mitten im Sommer auch die Einsamkeit geben könnte.
Die Einsamkeit des Menschen der alleine über die Straße geht und all das sieht was er nie haben wird. Die Einsamkeit des Menschen mitten in einer Gruppe der trotz allem nicht anders kann als alleine zu sein. Sie alle finden nicht einmal Worte dafür. Wie kann  man etwas begreiflich machen wofür es kein Vokabular gibt? Kannst Du einem Blinden die Farbe Blau beschreiben? Kannst Du jemandem der sie nicht kennt Deine Einsamkeit beschreiben? Und sie wünschen sich die Zeit zurück, in der irgendwie alle ein wenig einsamer sind. Die Hitze treibt sie weiter weg von den anderen bis sie glauben eine andere Spezies zu sein. Denn der Sommer ist keine gute Zeit für die Einsamen.