Montag, 25. Juli 2011

Bloggewinnspiel Beendet

Liebe Leserinnen und Leser,

das am 3. Junli gestartete Gewinnspiel, bei dem als Preis das Buch "Die Wonne, die du liebst ..." von Jürgen Kummer ausgeschrieben war, ist abgelaufen und die Gewinnerin steht fest:  

Stefanie B. erhält eine Ausgabe des Buches mit persönlicher Widmung des Autors! Herzlichen Glückwunsch!

Ich möchte allen Teilnehmern ganz herzlich danken und hoffe Ihr seid auch das nächste Mal wieder dabei, wenn es in meinem Blog was zu gewinnen gibt!

Liebe Grüße,
Dan Gerrit

Mittwoch, 20. Juli 2011

Heather Nova "300 Days at Sea" - Eine Rezension


Eine Warnung: Dies ist eine Rezension, die meine persönliche Meinung bezüglich eines musikalischen Werkes widerspiegelt. Es sollte klar sein, dass ich keinerlei Rechte an den erwähnten Inhalten besitze - diese sind den jeweiligen Künstler, Labels oder so vorbehalten. Wer sich schwer mit anderen Meinungen tut oder glaubt, die Wahrheit für sich gepachtet zu haben, sollte an dieser Stelle vielleicht aufhören zu lesen. 

Ich bin ein ziemlich großer Fan von Heather Nova. Kennt die noch wer? Damals, in der zweiten Hälfte der 90er Jahre war sie eine wirklich große Nummer, in den USA und Deutschland sowieso. Wahrscheinlich wäre vieles von dem, was ich damals gemacht habe, völlig anders verlaufen ohne Songs wie „London Rain“, „Walk this world“, „Truth and Bone“ und „Heal“. In meinen großen Online-Rollenspiel-Zeiten (Ultima Online und dann Everquest) lief die gute Dame immer im Hintergrund – quasi ein alternativer Soundtrack. Und das Abitur? Die Nacht davor saß ich Stunden um Stunden vorm Fernseher und habe mir ihre Videos angesehen. Damals gab es noch diese tolle Sendung auf SWR3 (glaube ich – kann aber keinen Eid darauf leisten, da doch schon 13 Jahre vergangen sind und der Menschen vergisst manchmal schrecklich schnell) namens „Extra Spät“. Kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen – eine komplette Sendung in der fast nur Musikvideos liefen. Kein Jersey Shore, keine durch geknallten 16jährigen und ihr Geburtstag der sogar in Sodom und Gomorrha noch ein paar erstaunte Blicke auf sich gezogen hätte – überhaupt nahm die öffentliche Erniedrigung von Menschen im Fernsehen eher eine untergeordnete Rolle ein in jenen Tagen (abgesehen von ein paar Volksmusiksendungen aber davon wollen wir jetzt nicht reden). Also saß ich vor dem Fernseher, irgendwie total nervös, eine ungewissen Zukunft im Nebel und ließ mich von Heather beruhigen. Noch heute tragen mich ihre Worte durch so manche Nacht: 

And when somebody knows you well
Well there's no comfort like that
And when somebody needs you
Well there's no drug Iike that

Vor Kurzem erschien ihr neues Album “300 Days At Sea”. Da die letzten Scheiben es einfach nicht mehr ganz schafften, mich so zu berühren wie „Oyster“ (1994) und „Siren“ (1998), sollte meine Skepsis verständlich sein. Gekauft habe ich die neue CD natürlich trotzdem. Und ich muss sagen: Von Enttäuschung diesmal keine Spur. 

Für mich war Heather immer etwas Besonderes weil sie das spezielle Kunststück schaffte, die bedeutungsvollen, manchmal brutal ehrlichen Texte einer Indie-Produktion mit den eingängigen Melodien von Mainstream-Pop zu koppeln (aber ohne so glatt und überproduziert zu wirken wie diese). Dabei wirkte sie nie irgendwie gekünstelt, durch produziert und zu sehr gewollt. Andere habe das auch versucht. Liz Phair zum Beispiel. Aber sie schaffte eigentlich immer nur das eine oder das andere. Hatte sie eine eingängige Melodie, dann blieb der Text trivial und bekam sie einen spannenden Text zusammen, passte die Melodie nicht so ganz. Eine andere große Künstlerin, Tori Amos, bekam das Kunststück in recht beeindruckender Weise hin. Vor allem in ihrer „Little Earthquakes“ und „Under The Pink“ Phase in der ersten Hälfte der 90er. Heather machte meistens Musik bei der man das Licht aus- und ne Kerze anmachen konnte. Ihre Art zu singen ist ehrlich und natürlich. Einer der Gründe warum ich mit den meisten aktuellen Sängerinnern, vor allem R’n’B, wenig anfangen kann ist, dass diese sehr gekünstelt singen – meist mit Autotune (oh Du verfluchtes Autotune … und wir haben uns an die unnatürlichen Slides in der Stimme schon so gewöhnt, dass wir bald denken, das müsste so klingen) und diesem Powergesang verhaftet (meiner Ansicht nach ein Werk des Teufels!) – bin ich seltsam, wenn ich nicht drauf stehe, dass eine Frau klingt, als hätte sie schwere Atemprobleme und/oder einen Orgasmus? Innerhalb weniger Sekunden drei Oktaven rauf und runter rutschen zu können mag ein Beweis für deren Stimmumfang sein (und für die Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule durchaus geeignet) aber prickelnd finde ich es nicht (siehe Mariah Carey und Whitney Houston). Und Leute wie Rhianna, Toni Braxton oder wie sie noch so heißen sind mir musikalisch zu unpersönlich (sind halt keine Singer-Songwriter) und/oder bemühen sich zu sehr einem marketingtechnisch durchgeplanten Image zu folgen (Gwen Stefani, Christina Aguilera). 

Aber genug davon – schauen wir uns lieber Heathers neues Kunstwerk an. Schon das Cover finde ich wundervoll – sie sitzt in einem Boot (sieht ein bisschen wie ein Kajak aus, aber ich hab da wirkliche keine Ahnung von) und ein kleiner Hund blickt keck auf das Meer hinaus. Sie bleibt also diesmal ihrem bevorzugten Thema treu: Dem Meer. Verwundert auch nicht, schließlich hat sie den größten Teil ihrer Kindheit auf einem Boot mit ihren Eltern und Geschwistern verbracht. Das prägt. Das Thema ging mir ja in den letzten Jahren etwas ab.  

Hier ein kurzer Überblick der Songs:

1. Beautiful Ride: Passt sehr gut als Opener. Ein etwas schnellerer Song (wie ich ihn auf den letzten 3 CDs eher vermisst habe). Inhaltlich handelt er von der Erkenntnis, dass dieses Leben im Prinzip ziemlich gut ist und man es genießen sollte so lange es dauert.
2. Higher Ground: Gehört definitiv zu meinen liebsten Songs auf der CD. Auch wieder eine etwas schnellere Nummer. Es geht darum, was man für Menschen die man liebt tun würde und weas das aus einem macht. Ob sie von ihrem Sohn oder ihrem Mann singt bleibt der Fantasie des Zuhörers überlassen.
3. Stop the Fire: Ich bin mir nicht sicher, ob ich dieses Lied wirklich verstehe. Je nachdem in welcher Stimmung ich bin passt es oder fühlt sich mehr wie ein Lückenfüller an. Eines der wenigen Lieder die auf jeden Fall mit Regelmäßigkeit übersprungen werden.
4. Save a little Piece of Tomorrow: Eine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, der Zeit, die nicht mehr ist. Im Grunde ganz nett aber nichts Besonderes.  
5. Everything Changes: Oh ja, sie hat es definitiv noch drauf. Dieser Song ist herrlich düster, mehrdeutig und getränkt mit Teenage Angst. Wahrscheinlich das von mir am meisten gehörte Lied auf der CD.
6. Do Something that Scares You: Nette Botschaft, ist aber mehr Spoken Word und nicht so mein Ding. Vernachlässigbar.
7. The Good Ship „Moon“: Wahrscheinlich das komplexeste Lied auf der ganzen CD und man müsste wohl Heather selber fragen was der Text genau bedeutet. Die Melodie ist schwer, langsam und irgendwie schön. Der Text beginnt mit dem Schiff „Moon“, welches man sinken ließ und befasst sich dann mit den daraus resultierenden Gefühlen. Das Schiff als Metapher (oder tatsächlich als) Heimat, welche nicht mehr existiert. Aber die Erinnerung ist noch da. Die Vergangenheit ist ebenso unerreichbar wie das Schiff unter den Wellen. Wäre es nicht schön den Atem anhalten zu können und einfach hinab zu sinken? Und was hat es mit den Stücken der Kindheit auf sich, den Gefühlen, die man so gerne noch einmal erleben würde? Auch etwas, was man mit 20 vielleicht noch nicht so verstehen kann – dazu musste sie erst über 40 werden.     
8. Turn the Compass Round: Ein klassisches Beispiel für die reifere Heather Nova. Irgendwann im Leben ist der Punkt erreicht, an dem man genug über die Welt gewandert ist und zurück in den Hafen will, dort wo man herkommt, „home“ halt. Finde das auch sehr interessant im Zusammenhang mit dem 13 Jahre alten Song „Walk this World“ auf „Siren“ … man hat fast das Gefühl diese beiden Lieder stellen einen Dialog dar zwischen Heather der Jüngeren und Heather der Älteren. Wenn es so gedacht war, dann ziehe ich meinen Hut vor dieser Künstlerin. Und wenn nicht … ist es trotzdem noch toll!
9. Burning to Love: Ok, dieser Track ist nett. Aber mehr nicht. Die Botschaft – Wir alle brauchen Liebe, brennen danach. Recht trivial. Kann man locker überspringen.
10. I’d Rather Be: Vom Stil her das auffälligste Stück. Beschwingt, beinahe schon fröhlich. Heather zelebriert sich selbst und scheint Spaß dabei zu haben. Finde ich gut.
11. Until the Race is Run: Ich mag dieses Lied. Die Botschaft könnte nicht einfacher sein – Es ist nicht vorbei, solange es nicht vorbei ist. Und während noch Leben in diesem Körper steckt, wird gekämpft und weitergemacht. Und auch wenn wir es am Ende nicht schaffen, dann gehen wir wenigstens hoch erhobenen Hauptes raus. Auch einer der Songs, in dem sich Heather durchaus verletzlich und unsicher zeigt. Ein ehrliches Stück Musik, das sich am Ende zu einem richtig epischen Kracher steigert bei dem ich mir persönlich wünsche er würde nie enden.
12. Stay: Ein Top-Favorit und ein gutes Beispiel für Heathers Talent bedeutungsvolle Texte mit eingängigen Melodien zu paaren. Extrem dichte Atmosphäre, sehr simpel eigentlich mit einer traurig weinenden Geige und einem wunderschönen Text. Spricht extrem den Romantiker in mir an. „This is what I want, nothing more“ … Stimmt.  

Was beim durchhören auffällt ist, dass Heather merklich älter und auch reifer geworden ist. Ihre Lieder handeln viel weniger als früher noch von der Suche nach einem Weg durch und einen Sinn im Leben sondern vielmehr davon das, was man hat, zu schätzen, einem schützenden Hafen und auch die Rückkehr zu einem solchen. Hat sie aufgehört nach vorne zu blicken? Das glaube ich nicht und ein Lied wie „Until the Race is Run“ widersprechen dieser Theorie … aber sie hat definitiv ihren Platz im Leben gefunden und scheint recht zufrieden damit. Man sollte mich jetzt hier nicht falsch verstehen: „300 Days At Sea“ ist kein zweites „Siren“ und schon gar kein neues „Oyster“. Ihre Kanten und Ecken haben definitiv an Schärfe verloren – die harten Nummern sind weicher und die Balladen süßlicher. Eine Dynamik wie in „Throwing Fire at the Sun“ oder „Blood of Me“ findet man noch hier und da aber definitiv abgeschwächt. Auch fehlt den Texten hier und da mal die Härte und Hintergründigkeit der frühen Werke. Aber ich denke das ist ein natürlicher Prozess der bei den meisten Songwritern stattfindet … der Alltag holt alle irgendwann ein. Oder bin ich einfach älter geworden?

Fazit: Ich kann „300 Days At Sea“ nur wärmstens empfehlen. Dies ist das Album, auf welches ich seit „Siren“, und das ist immerhin 13 Jahre her, gewartet habe. Wenn sie diese Scheibe 2000, als Nachfolger von „Siren“, veröffentlicht hätte, wäre Heather heute wohl der Superstar, für den ich sie immer hielt und noch halte. Wer Heather Nova noch nicht kennt, sollte vielleicht eher mit „Oyster“ beginnen und sich dann zu „Siren“ hinarbeiten – das sind die die Werke, für die man sich an Frau Nova erinnern wird. Aber jeder Fan, wie ich, der nach so vielen Jahren immer noch darauf hofft, Musik von ähnlichem Kaliber nachgereicht zu bekommen, wird nicht enttäuscht sein. Da sieht man auch gerne über etwas „Füllmaterial“ hinweg“.   

Anspieltipps für Unentschlossene: Higher Ground, Everything Changes, Until the Race is Run und Stay

Montag, 4. Juli 2011

Verschollene Werke oder Warum ich früher viel genialer war


Wie immer ein Wort der Warnung: In letzter Zeit klinge ich immer häufiger in erschreckender Weise wie ein alter Mann. Woher das kommt? Entweder ich werde wirklich und wahrhaftig alt oder aber der Sommer und die Umstände tun mir nicht gut. Der folgende Text ist meine persönliche Meinung und ergibt sich streng logisch aus meinen Lebenserfahrungen. Ich gestehe aber freimütig ein, dass ich, wie alle anderen auch, nur eine subjektive Meinung habe und von der Wahrheit rein gar nichts weiß. So, wer jetzt immer noch lesen mag kann das tun.

"Die besten Texte sind ja immer jene, die man nicht geschrieben hat."  Keine Ahnung, wo ich das mal gehört habe, aber irgendwie macht es Sinn. Jeder geschriebene Text kann und wird auch Fehler enthalten, Unschärfen, die einfach der simplen Tatsache geschuldet sind, dass wir mit der Sprache nur ein sehr grobes Werkzeug zur Hand haben. Sehen wir die Gedanken als Skalpell, so ist die realisierte Sprache der Holzhammer. Klar kann der Job damit auch erledigt werde, aber nur mit massiven Kollateralschäden. 

Wenn nun die niemals geschriebenen Texte die Besten sind, dann nehmen die Verschollenen auf jeden Fall einen guten zweiten Platz ein. Kennt Ihr das mit den verschollenen Werken? Also ich war ja in meiner Anfangszeit recht gedankenlos, wenn es um die Verteilung meiner Worte und Gedanken ging. So zwischen dem zwölften und zwanzigstem Lebensjahr habe ich so gut wie alle Texte, oftmals im handgeschriebenen Original, herumgereicht und vieles davon, wenn nicht sogar das Meiste, kam einfach nicht mehr zurück.

Warum habe ich das getan? Nun ja, das Schreiben war nie etwas Besonderes für mich, ich hab’s getan weil ich es konnte und der Akt des Fantasierens und Schreibens mir enormen Spaß gemacht hat. Die Texte wurde in dem Moment uninteressant, in dem sie meine Feder (oder mit der Zeit immer häufiger: meine Tastatur) verließen. Alles was danach kam schien irgendwie lästig und von geringerem Wert zu sein. Schon alleine der Gedanke sich mit Verlegern, Agenten, Zeitungsmenschen oder Kritikern herumzuschlagen schien absurd, nutzlos und schlichtweg erschöpfend – also habe ich es gelassen und die Texte so an meine Umwelt weitergegeben, direkt und ohne Rückfahrkarte. Ok, ich habe nie gesagt „komm, behalte es“ aber auch nie sonderlich aufmerksam Buch darüber geführt, wer gerade was liest.

Wie gesagt, das meiste davon ist futsch und wird auch nie mehr wieder auftauchen. An den Großteil dieser Frühwerke kann ich mich nur mehr sehr nebulös erinnern, wie an eine Geschichte man mal gelesen hat, aber nicht mehr genau weiß, worum es im Kern ging oder was am Ende bei rauskam. Manchmal denke ich an die Texte und hätte sie gerne wieder. Sind ja auch irgendwie Teil meiner Vergangenheit. Und dann, wenn mir wieder so ein Geistesblitz kommt und mir einfällt, worum es im Groben bei einer dieser Geschichten ging, überkommt mich das Gefühl, ein Meisterwerk verloren zu haben. Das Gemeine daran ist, dass man dieses Gefühl nicht wiederlegen kann.  Wie auch? Die Grundlage der Vermutung ist ja weg. Verloren. Auf immer dem Orkus übergeben. Dieses Gefühl der Großartigkeit des Geschreibsels nimmt proportional zu der Zeit zu, die vergangen ist, seit ich das Zeug zum letzten Mal in Händen hielt. Vielleicht ist dieser Gedanke der Schlüssel zur Lösung des Rätsels, warum die verschollenen Werke so verdammt gut und eigentlich viel besser als alles Aktuelle waren. Mit den Jahren verblasst all der Müll, der Ärger über verpatzte Sätze und unglückliche Formulierung, der Groll gegen die eigene Fantasie, die einfach nicht so will wie man das gerne hätte. Was zurückbleibt ist die Erinnerung an das Gefühl zu Schreiben, dieses leichte Schweben im Schaffensprozess, eingedenk der Tatsache, dass man etwas völlig Neues schafft, das in exakt dieser Form noch nie da war. Die simple Tatsache eines kritischen Lesedurchganges oder gar eines Lektorats könnte dieses Gefühl recht schnell auf den harten Boden des literarischen Alltags zurück holen – aber das geht ja mit den verschollenen Werken nicht mehr. Also werden sie in der Erinnerung auf ein Podest gestellt und können dort leuchten so hell sie wollen, es wir nie jemand prüfen kommen ob da wirklich eine 100 Watt oder doch nur eine 10 Watt Lampe drin steckt.

Manchmal, wenn ich alte Sachen hervorkrame, die noch existieren, bin ich ja ein wenig enttäuscht. Ich hätte mir mehr erwartet. Irgendwie wirkt der Stil unausgereift, Spuren von pubertärem Humor schlummern zwischen den Zeilen wie altes Konfetti von 1999 im Handschuhfach Deines Wagens. Das Gesamtbild ist einfach nicht mehr stimmig. Unterm Strich: Irgendwas ist in der Zwischenzeit passiert … mit etwas Glück was es ein Reifungsprozess. Oder einfach nur Alterung. Wahrscheinlich würde es mir mit den verschollenen Geschichten ähnlich gehen, hielte ich sie wieder in Händen. Vielleicht aber auch nicht. Und dieser Restzweifel nagt. Aber jetzt mal ehrlich – sind nicht die meisten Texte, die man über die Zeit hinweg, vor allem in den ersten zwei bis drei Lebensjahrzenten, verfasst, nur Fingerübungen die uns schleifen und formen sollen? Bis zu dem Punkt, an dem wir wirklich unser Magnum Opus zu erschaffen im Stande sind. Heute werden ja absurde Anstrengungen betrieben möglichst junge und immer jüngere Talente zu entdecken. Die meisten Schreibenden, die ihre ganz alten, vielleicht sogar ihre frühesten Werke, hervorholen, werden sich einig sein, dass sie damals einfach noch nicht „bereit“ waren. Also was genau tun wir da heute? In einer Lokalzeitung liefen vor kurzem über einige Monate doppelseitige Berichte über lokale „Literaturtalente“. Teilnahmebedingung war wohl, dass sie nicht älter als sechzehn sein durften, viele davon sogar erst zwölf oder dreizehn. Damit will ich keineswegs sagen, dass jemand mit zwölf Jahren nicht wunderbare Werke zu Papier zaubern könnte. Klar wird es das geben. Aber ich glaube auch, dass hier potentielle Talente, die vielleicht zu großen Schriftstellern heranreifen könnten, kommerziell verbraten werden, bevor sie je Zeit hatten zum Besten Schreiber zu werden, der sie sein hätten können. Aber was oll ich sagen? Nach den "instant Stars" in der Musik (die in eben dieser Instant auch wieder weg sind) kommen jetzt vielleicht die Schriftsteller dran. Zugegeben, wenn ich an meine frühesten Werke denke, ergebe ich mich manchmal ebenfalls der Fantasie, ich hätte schon mit zwölf an meinem großen Durchbruch gearbeitet. Dann wäre ich „ganz sicher“ mit sechzehn ein internationaler Superstar der Literatur geworden. Aber im Grunde ist es so: Meine verschollenen Werke waren wohl wirklich nicht so herausragend und es wird wohl seinen Grund haben, dass sie verschwunden sind. Endgültig. Jahre sind vergangen. Und ich bin dadurch hoffentlich zu einem besseren Schreibenden geworden, als ich es damals war.
Trotzdem, ein paar der alten Ideen hätte ich gerne wieder.

Wie geht es Euch mit der Sache? Kennt Ihr die Thematik? Habt Ihr vielleicht sogar selber etwas Ähnliches erlebt? Bin wirklich sehr neugierig, ob sich wer traut bzw. Lust hat seine/ihre Meinung kund zu tun!     

Sonntag, 3. Juli 2011

Bloggewinnspiel: "Die Wonne, die Du liebst ..."

Ich bin’s mal wieder, diesmal mit einer ganz besonderes Überraschung: Es gibt etwas zu gewinnen!!!

Ihr könnt das Buch "Die Wonne, die du liebst ..." von Jürgen Kummer mit persönlicher Widmung des Autors gewinnen! Mit 720 Seiten ist es wahrlich kein Leichtgewicht und wirklich schön aufgemacht als Hardcover und mit einem tollen Glossar der handelnden Personen hinten im Buch. Ein Werk voller Fantasie, Humor und Esprit!

„Die Wonne, die du liebst...“ ist ein Märchen für Erwachsene, die das Staunen noch nicht verlernt und ihre Fantasie noch nicht verloren haben (aber es ist definitiv KEIN Jugendbuch).
Das Buch entführt seine Leser auf den 258 Lichtjahre von uns entfernten Planeten Massurgo, in die Welt der Wonnewusel und stürzt sie in eine turbulente Reise durch Zeit und Raum, voller skurriler und liebenswerter Gestalten mit grünem Fell und riesigen Nasen. Regiert von ihrem allseits beliebten Wonnarchen, Kingsize XIV, führen die Wonnewusel ein Dasein in Müßiggang und Zufriedenheit."

Wer jetzt neugierig geworden ist und die Chance nutzen möchte eine Ausgabe zu gewinnen sollte jetzt ganz genau aufpassen.

 Unsere Gewinnspiel-Frage lautet: Auf welchem Planeten leben die Wonnewusel?

 WICHTIG: Die richtige Antwort sendet Ihr bitte bis zum 24.07.2011 an Dan.Gerrit.vm@gmx.de



Amazon: http://tinyurl.com/3ft8dmn


Beschreibung:
"Die Wonne, die Du liebst..." ist eine turbulente Reise durch Zeit und Raum, voller skurriler und liebenswerter Gestalten mit grünem Fell und riesigen Nasen. Obwohl die tapferen Zeitreisenden ständig in abenteuerliche Situationen geraten, vergessen sie nie, angemessen und opulent zu speisen. Die Wonne, die Du liebst... ist ein phantastischer Roman, jenseits aller Klischees von SF und Fantasy. Er entführt den Leser auf den 258 Lichtjahre von uns entfernten Planeten Massurgo, in die Welt der Wonnewusel. Regiert von ihrem allzeit beliebten Wonnarchen, Kingsize XIV, führen die Bewohner Massurgos ein Dasein in Müßiggang und Zufriedenheit, bis zu jenem schicksalhaften Tag, als es dem Forscher Krai Oftschoi gelingt, in die Zeit zu reisen. Krais Tochter Song überredet den verliebten Catering-Novizen Wonnefried, sich ebenfalls in die Abgründe der Zeit zu stürzen, um ihren Vater zurück zu holen. Die Zeitreisenden landen in der hochtechnisierten Gesellschaft ihrer Ahnen. Sie geraten alsbald in die Fänge des Ministeriums für Planetare Angelegenheiten (MPA) und zwischen sämtliche Fronten. Dabei werden sie Zeugen des ersten Raumfluges ihrer Vorfahren, der mit einem sensationellen Fund endet. Doch wie sollen sie es schaffen, dieses dunkle Zeitalter wieder zu verlassen? In ihrer ausweglos scheinenden Situation kommt ihnen Vickerma, ein tapferer Pilot der Luftflotte Seiner Wonne zu Hilfe. Die Dämonen der Vergangenheit lassen sich jedoch nicht so leicht abschütteln... Begleiten Sie die Cateringkarawanen der Wonnewusel auf ihren Wanderungen durch die Wälder Massurgos. Erleben Sie gefährliche Groompfhatzen und rauschende Feste am Hof seiner Wonne, Kingsize XIV. Reisen Sie auf einem Chronohupf in die Abgründe der Zeit und vergessen Sie einfach für eine Weile die Welt, in der wir leben.

Vampire Magic Magazin Themenheft

Liebe Leser,
es ist soweit, das neue Themenheft des Vampire Magic Magazins "Federn der Verführung" ist online! Das sind rund 50 Seiten Kurzgeschichten, Leseproben, Interviews und vieles mehr. Für alle "Freunde der Dunkelheit" auf jeden Fall ein Muss. Mit dabei sind Buchvorstellungen von Inka Loreen Minden, Emilia Jones, Moni de Giorgi, Jennifer Schreiner und Roy Francis Ley. Natürlich gibt es auch die Möglichkeit zwei signierte Bücher zu beginnen. Na, schon neugierig?

So schaut das Cover aus:



Und gibt es das ganze?

Hier: SCRIBD 

Viel Spaß damit :)

Samstag, 2. Juli 2011

Rezension: Alexandre. Band 1. Der Beginn

Vor Kurzem habe ich wieder ein Buch gelesen, von dem ich Euch unbedingt erzählen muss. Dabei handelt es sich um „Alexandre – Band 1. Der Beginn“ von Marcel Saint Julien. Der eine oder die andere von Euch wird mit dem Namen schon vertraut sein, schließlich ist er in der jungen Literaturszene kein Unbekannter mehr.
Gleich im Vorfeld möchte ich erwähnen, dass es sich, wie schon bei meiner letzten Buchrezension, um einen Vampirroman handelt – allerdings keinen reinrassigen, es kommen auch Werwölfe sehr prominent drin vor. Im Grunde bin ich ein großer Fan der (alten) „World of Darkness“ (Rollenspielfans werden wissen was ich meine) und kann daher der Thematik Vampire vs. Werwölfe sehr viel abgewinnen. Underworld war jetzt nicht so der Bringer aber na ja, ein paar Fehlgriffe gibt es immer.

Aber jetzt mal los zur Rezension. Seid Ihr bereit? Sehr gut!

So sieht das Cover aus:



Man sagt ja, dass ein Buch nicht nach seinem Cover bewertet werde soll. Halte ich persönlich für Quatsch. Als ich angefangen habe mir eigene Bücher zu kaufen hielt grundsätzlich das Cover als Kaufargument her und ich bin damit so gut wie nie falsch gelegen. Die „Shannara“ Serie von Terry Brooks kam so in mein Regal, ebenso „Schutzengel“ und „Mitternacht“ von Dean Koontz. Wenn das keine schlagkräftigen Argumente für den Kauf nach Cover sind, dann weiß ich auch nicht. „Alexandre“ gehört zu den Büchern bei denen ich schon alleine vom Umschlag her zugreifen würde. Das Bild wirkt herrlich düster, anziehend und vielversprechend – ich meine, jetzt mal ehrlich – sieht dieser Alexandre auf dem Bild nicht genauso aus wie jemand mit dem man befreundet sein möchte? Laut den mir vorliegenden Angaben stammt das Bild von Hannes Gerwers und die Coverbearbeitung von Anna Kery. Kann den beiden nur meinen Respekt zollen, da wurde ein richtiger Blickfänger geschaffen.

Ein paar Eckdaten zum Buch (Quelle: Amazon.de):

Autor: Marcel Saint Julien
Titel: „Alexandre. Band 1. Der Beginn“
Genre: Vampir-Werwolf Crossover Fantasy/Mystery
Auflage: Neuauflage 2010
Umfang: 302 Seiten
Verlag: NOEL
ISBN-10: 3940209910

Das Wichtigste an einem Buch ist natürlich der Inhalt. Das Coverbild kann noch so toll sein, wenn man die Seiten aufschlägt und nicht hineingezogen wird taugt das Werk einfach nichts. Daher hier die Kurzbeschreibung von Amazon.de:

"Alexandre - Der Beginn" Zufällig treffen der Vampir Alexandre und der Werwolf Kilian auf einer Kirmes aufeinander. Alexandre weiß zuerst nicht, auf was für ein Wesen er sich hier einlässt. Doch nachdem er Kilian das Leben gerettet hat, scheint ihr Schicksal untrennbar miteinander verschmolzen zu sein. Obwohl sie verfeindet sein sollten, begeben sie sich auf eine Reise voller Hindernisse, um Alexandres Familie zu finden. Doch der größte Feind scheint nicht die Gesellschaft zu sein, die ihre Freundschaft verachtet, sondern die Differenzen in ihren Köpfen. Wie kann der anmutige Alexandre mit dem ungehobelten und tollpatschigen Kilian klarkommen?“


Zur Geschichte:

Der Hauptcharakter und Namensgeber des Buches ist Alexandre, ein Vampir. Äußerlich 18, lebt er aber doch schon 34 Jahre. Im Grunde seines Herzens ist Alexandre eine einsame Gestalt, die ihre Familie verlassen hat (zu deren Schutz) als er zum Vampir wurde und seitdem mehr oder weniger abgeschieden von den Menschen lebt. Erschwerend kommt hinzu, dass Alexandre darunter leidet, dass sein Vater irgendwann in seiner Vergangenheit spurlos verschwand, ein Trauma, von dem ihn auch die Existenz in ewiger Nacht nicht zu heilen vermochte. Dennoch hat er seine drei treuen Begleiter: die Ratte Jimmy, Max den Raben und Niege, den Albino Python. Zu Beginn der Geschichte lebt Alexandre in einer Gruft auf einem alten, verlassenen Friedhof wo er unter anderem die längst in Vergessenheit geratenen Gräber pflegt. Unter Menschen geht er nur um zu trinken oder wenn er sonst etwas dringend braucht.
Die Geschichte beginnt damit, dass der Protagonist einen Jahrmarkt besucht um seinen Durst zu stillen. Dort begegnet er zum ersten Mal Kilian, dem zweiten Hauptdarsteller der Geschichte. Zwischen den beiden entsteht augenblicklich so etwas wie eine Verbindung, eine subtile Zuneigung die man als Leser intuitiv erahnt – eine Leistung für die dem Autor Respekt gebührt. Was Alexandre nicht weiß ist: Kilian ist ein Werwolf, der in seiner verwandelten Wolfsform von einem feisten Schaubudenbesitzer namens Heinrich vorgeführt und ausgenutzt wird. Heinrich ist in der Tat der prototypische, schmierige Menschenschinder und so herrlich hassenswert angelegt wie das nur möglich ist. Der junge Mann weiß so gut wie nichts über seine Vergangenheit, nur, dass ihn Heinrich großgezogen hat und er nie ein anderes Leben kannte.
Bei ihrer ersten Begegnung ahnt aber Alexandre von all dem noch nichts und als er getrunken hat, kehrt er wieder in seine Gruft zurück. Dort weist ihn eine Vision darauf hin, dass seine Mutter und sein Bruder, die er beide viele Jahre nicht mehr gesehen hat, in Schwierigkeiten stecken.
Schon am nächsten Abend, als Alexandre sich auf macht, das Nötige für seine Reise zu besorgen, begegnet er Kilian erneut. Der Werwolf mit seinen feinen Sinnen weiß, dass er ein Wesen der Nacht vor sich hat, jedoch packt ihn nicht die Furcht – nein - er ist neugierig mehr über Alexandre zu erfahren. Dummerweise nimmt Kilian jedoch an, dass Alexandre ebenfalls spürt, dass sein gegenüber ein Fabelwesen ist. So kommt es zwischen den beiden zu einem sehr seltsamen Gespräch, in dessen Verlauf sie häufig aneinander vorbeireden. Ohne übereinander schlauer geworden zu sein trennen sie sich wieder. Kilian überlässt Alexandre allerdings eine Eintrittskarte zum Jahrmarkt. Auf Grund seiner besonderen vampirischen Kräfte hat Alexandre nun über dieses Geschenk eine übernatürliche zu Kilian.
Alexandre kontaktiert Paul, einen alten, mächtigen Vampir der ebenfalls sein Mentor ist. Das Treffen der beiden wird jedoch gestört, als Alexandre einen übernatürlichen Hilferuf von Kilian erhält. Dieser wurde von Heinrich in einen Hinterhalt gelockt. Offensichtlich will dieser den Werwolf, den er für ein verabscheuungswürdiges Monster hält, endgültig beseitigen. Alexandre und Paul kommen dem Bedrängten zu Hilfe, jedoch wird Kilian vorher überwältigt und mit einer Silberkugel lebensgefährlich verletzt. In diesem Moment wird klar wie viel Alexandre für Kilian, der eigentlich noch ein Unbekannter ist, empfindet. Er lässt ihn nicht sterben sondern gibt ihm etwas von seinem Blut zu trinken und leitet damit dessen Verwandlung zum Vampir ein, noch immer nichts ahnend, dass dieser ein Werwolf ist.
Gemeinsam bringen Paul und Alexandre den bewusstlosen Kilian in die Gruft. Der ältere Vampir ist grundsätzlich nicht sehr erbaut über diese Entwicklung. Es herrscht eine Art Fehde zwischen Vampire und Werwölfen und er traut Kilian nicht. Er ist es auch,  der den jungen Mann darauf hinweist, dass Alexandre von dessen Wolfsnatur nichts ahnt. Dass sich eine solche Tatsache aber nicht ewig verbergen lässt ist auch klar und schon bald erfährt Alexandra wer oder was Kilian wirklich ist. Von diesem Moment an ist der Vampir hin du her gerissen zwischen seiner Zuneigung für den Werwolf und der Unsicherheit bezüglich der Schwierigkeiten, die er sich mit ihm einhandeln könnte – schließlich sind Vampire und Werwölfe nicht gerade Freunde.
Es sind gleichzeitig die tragischsten und lustigsten Momente des Romans, wenn sich die beiden versuchen auf einen Modus Operandi zu einigen, auf eine gemeinsame Basis. Beide aber wissen, dass zwischen ihnen eine Verbindung besteht, eine Art natürliche Zuneigung. Einfach zum Wegkugeln vor Lachen ist jene Szene, in der Alexandre Kilian auf seinen etwas mangelhaften hygienischen Zustand hinweist und dieser wütend davonstapft um sich zu waschen – was dann folgt ist einfach nur herrlich. Grummeliger Werwolf + alter Brunnen = Großes Kino. Eine weitere göttliche Szene ergibt sich, als Kilian unbedingt den Sargdeckel des schlafenden Alexandres öffnen will – eine Tat die ihm explizit verboten war. Den darauf folgenden Angriff der drei Begleiter Alexandres auf den völlig überraschten Werwolf muss man einfach gelesen haben. Und auch wenn es mich in den Fingern juckt. werde hierzu nicht mehr schreiben, schließlich will ich euch den Spaß nicht verderben.
Im Laufe der Geschichte festigt sich die Freundschaft zwischen beiden, auch wenn eine gewisse Spannung bleibt.
Gemeinsam mit Alexandre entwickelt Kilian den Plan seinen Peiniger, Heinrich, zu stellen und in Erfahrung zu bringen, warum ihn dieser töten wollte. In Folge nimmt die Geschichte eine düstere Wendung. Schnell wird klar, dass der feige Heinrich nicht alleine handelt, es stehen noch andere Mächte im Hintergrund. Bei der Konfrontation erscheint ein weiterer Vampir, entschlossen Kilian zu töten. Mit Alexandres Hilfe gelingt es Kilian aber den Angreifer zu schlagen und dessen untotes Dasein zu beenden. Dummerweise handelt es sich beim Angreifer aber um ein hochrangiges Mitglied der Vampirgesellschaft, so dass dem ungleichen Team keine andere Möglichkeit als die Flucht bleibt, zumal in der Folge auch Kilian ein Kopfgeld ausgesetzt wird. Zu allem Überfluss macht sich der jugendliche Werwolf große Vorwürfe – er hat nicht nur sich, sondern auch Alexandre, in große Schwierigketen gebracht und aus seiner Sicht ist auch ein Mord an einem Vampir ein Mord. Paul stellt den beiden den mysteriösen Jungen Leander zur Seite, einen gehörlosen und stummen Sterblichen, der aber erstaunlich viel über die Welt der Fabelwesen weiß. Gemeinsam treten sie die Flucht an. Ist es zu Beginn nur Kilians Gewissen, das auch eine harte Probe gestellt wird muss auch Alexandre schon bald mit einer ähnlichen Last „leben“: Er begeht beim Trinken einen Fehler und tötet dabei einen Menschen. Die Situation wirkt düster und ausweglos.
Natürlich werden die Protagonisten von Vampiren verfolgt und es kommt zu einer Schlacht gegen Vampire in der Alexandre und Kilian Rücken-an-Rücken kämpfen, deren Ausgang den Leser aber zittern lässt vor Schreck und Überraschung.
An dieser Stelle möchte ich meine Schilderung der Handlung auch beenden, da ich dem potentiellen „Alexandre“-Fan sonst noch einige extrem spannende und überraschende Textstellen sowie Wendungen verraten würde. Auf jeden Fall erfahren wir mehr über Alexandres Vergangenheit und auch Kilian ist nicht wirklich das, wofür man ihn am Anfang er Geschichte hält – es stellt sich heraus, dass er etwas ganz Besonderes ist. Und es wartet ein unglaublicher Verrat, dessen Ausgang einem die Tränen in die Augen treibt.

Meine Meinung:

Ich muss zugeben, dass mir das Lesen enorm viel Spaß gemacht hat. Die Geschichte beginnt ohne Umschweife mit sehr viel Tempo und spannende Momente lauern an allen Ecken und Enden. Wirkliche Highlights sind jedoch immer wieder die witzigen Episoden in der Geschichte, die zumeist auf Kilians Kosten gehen. Der ungestüme Werwolf, der mich manchmal an einen großen, tollpatschigen Hund erinnert, der seine eigene Stärke kaum einschätzen kann, ist einfach köstlich.
Man sollte jetzt aber keineswegs glauben die Geschichte sei eine platte Actionstory mit etwas Witz (quasi „Die Hard“ mit Werwölfen und Vampiren). Die Figur des Alexandre ist in sich tief tragisch. Ein Verlorener in dieser Welt, der eigentlich keine wirklichen Beziehungen hat. In das Vampirdasein geworfen ohne zu wissen warum, muss er schon als Heranwachsender seiner Familie verlassen. Davor das Trauma seinen geliebten Vater zu verlieren. Seine innere Einsamkeit zu Beginn der Geschichte ist schier unbeschreiblich – und wird trefflich auf der Kirmes in Szene gesetzt. Er ist ein Gestrandeter aus einer anderen Zeit, umgeben von Menschen, die sich ihres Lebens erfreuen und er weiß ganz genau, dass er nicht mehr dazugehört. Auch Kilian, Ziel und Quelle des Humors, ist wesentlich tiefschürfender als man dies jetzt vielleicht auf Grund meiner Erzählungen vermuten könnte. Auf seine Art ist er genauso einsam wie Alexandre. Vielleicht noch mehr, denn der Werwolf hatte nie eine Familie, weiß so gut wie nichts über sein Erbe und war den Großteil seines Lebens ein zum Sklavendasein Verurteilter, ein Missbrauchter, der sich immer als Freak sah. Erst als die beiden aufeinandertreffen kommt so etwas wie Licht in ihre Leben – denn sie können sich auf einer ganz bestimmten Ebene verstehen und irgendwann auch wertschätzen. Das ist aus meiner Sicht die ganz große Stärke dieser Geschichte und macht den wesentlichen Charme aus.

Vom Erzählstil her ist „Alexandre“ gewöhnungsbedürftig, da ein „Ich“-Erzähler gewählt wurde. Nun hat dies bei Büchern wie „Twilight“ sehr gut geklappt, bei Alexandre führt dies jedoch zu einem Problem: Es gibt zwei Hauptdarsteller. Alexandre und Kilian. Während in Twilight die Lösung darin bestand, streng aus Sicht von Bella zu erzählen (mit wenigen Ausnahmen), ging Marcel Saint Julien einen anderen Weg: Beide Hauptcharaktere erzählen die Geschichte abwechselnd aus ihrer jeweiligen Perspektive. Das kann zuweilen verwirrend sein, vor allem in Kapiteln in denen sie miteinander interagieren. Dort wird beinahe Satzweise zwischen den beiden hin und her „geschaltet“. Zwar bekommt der Leser immer den totalen Zugriff auf die Innenwelt beider Charaktere, dies wirkt stellenweise aber ablenkend und hat zwangsläufig zur Folge, dass etliche Situation einfach zweimal beschrieben werden, wenn auch aus (mal mehr, mal weniger) unterschiedlichen Perspektiven. Manche schnelle, spannende Szenen leiden meiner Meinung nach darunter. Warum? Man fiebert der Entwicklung entgegen aber statt dessen wird man in der Zeit kurz zurückgeworfen um dasselbe noch mal zu erleben.

Ich persönlich hätte mir mehr Informationen zur Welt der Vampire und Werwölfe gewünscht. Der Autor liefert zwar immer wieder Häppchen die den Leser erahnen lassen, dass ein großes, fantastisches System dahinter steckt – eine geheime Welt der Vampire und Werwölfe, abseits der Menschen – aber so richtig klar wird das nicht. In der Folge ist die „Mythologie“ hinter der Geschichte weniger lebendig als sie das sein hätte können. Meine Hoffnung ist, dass Marcel Saint Julien dies in den folgenden Bänden des „Alexandre“  noch nachreicht. Vielleicht war es ja sogar eine bewusste Entscheidung um den Leser auf die nächsten Bände neugierig zu machen  - in dem Fall hat es bei mir wunderbar geklappt.

Die Charaktere in „Alexandre“ sind in der Regel sehr gut aufgebaut und glaubwürdig. Vor allem die beiden Hauptcharaktere kann man förmlich „spüren“ und ich bin mir sicher viele Leser, vor allem zwischen 15 und 25 werden sich mit ihnen identifizieren können - zumindest teilweise. An manchen Stellen musste ich mich jedoch über Alexandres und Kilians Ausdrucksweise wundern. Meistens sprechen sie so, wie man das von gewöhnlichen Menschen erwarten würde und dann, plötzlich, kommen ein paar hochgestochene Sätze, die irgendwie nicht stimmig sind und in dieser Form eher in einen der großen Romane des 19. Jahrhunderts passen würden. Das tut dem Gesamtbild wenig Abbruch,  ist aber trotzdem schade, weil es einfach auffällt und, ja, irgendwie störend ist.

Wie schon erwähnt, finde ich vor allem die Gestalt des Alexandre sehr faszinierend. Seine innere Zerrissenheit, seine Verlustängste durch das Verschwinden seines Vaters und die Trennung von seiner Familie vor so vielen Jahren. Darin besteht eine der ganz großen Stärken des Autors – diese Emotionen auf Papier zu bannen und zum Leser zu tragen. Manchmal jedoch tat ich mir auch schwer bestimmte Handlungsweisen von Alexandre zu verstehen. Gerade mit Kilian ist er sehr oft defensiv bis aggressiv, was mir seltsam erscheint wenn man seine Gedanken, die der Autor häufig preisgibt, mit dem vergleicht, was er in der Situation wirklich sagt. Das gibt dem Protagonisten eine gewisse emotionale Ambivalenz, eine Wankelmütigkeit, die man fast schon als Gespaltenheit auslegen könnte. Wobei durchaus die Möglichkeit besteht, dass dieser Zwiespalt von Marcel Saint Julien bewusst herbeigeführt wird.  

Der generelle Fluss der Geschichte ist logisch und stimmig, lediglich in einer Situation, im Kampf mit einer Horde von Vampiren, wird auf einen Deus Ex Machina zurückgegriffen um die sprichwörtlichen Kartoffeln aus dem Feuer zu holen.
     

Fazit: Ein äußerst gelungener Vampir-Werwolf Roman den ich jedem Leser nur empfehlen kann. Bei all der Spannung, den lustigen  Szenen und den tragischen Stellen die einem den Atem stocken lassen sieht man auch gerne über die kleinere Schwächen hinweg, die durchaus auch vorhanden sind.


The Good:
+ Eine sehr spannende Geschichte
+ Glaubwürdige Charaktere mit denen man sich identifizieren kann
+ Das düstere Gothic Feeling, gemischt mit einer gehörigen Portion „Teenage Angst“ ist häufig und gut umgesetzt
+ Macht definitiv Lust auf die nächsten Bände
The Not-So-Good:
- Teilweise uneinheitliche Sprache der Protagonisten. Hochgestochene Sätze sind dazwischen gestreut die irgendwie nicht stimmig sind
- Ab und zu tut man sich schwer mit Alexandres Ambivalenz bezüglich seiner Freundschaft zu Kilian
- Zumindest einmal in der Geschichte (im Kampf mit den Vampiren) greift der Autor zu einem Deus-Ex-Machina um die Situation zu bereinigen

Freitag, 1. Juli 2011

Wieder mal Zeugs mit Wichtigkeit

Man würde es ja nicht für möglich halten aber es ist tatsächlich wieder ein Magazin erschienen (SpecFlash Ausgabe 9), in dem der geneigte Leser einen von mir verfassten Text finden kann. Und nicht nur das - auch ein kurzes Interview und ein noch kürzerer Absatz zu meinem Plänen für die nahe Zukunft sind dort enthalten. 

Da ich jetzt mal einfach davon ausgehe, das jeder, der diese Zeilen liest, nicht komplett uninteressiert an meinen Projekten ist, teile ich hiermit den Link zur Homepage des Magazins. Die Online-Ausgabe kann von dort direkt heruntergeladen werden. Es liegen 2 Versionen vor, einmal eine ca. 6MB große Low Resolution Version und einmal eine ca.10MB große High Resolution Version. Meinen Betrag findet ihr auf den Seiten 8 bis 18.

http://www.specflash.de/

Man merkt dem Magazin wirklich an, dass das gesamte Team sehr viel Herzblut reingesteckt hat und ich kann nur jedem empfehlen es sich zu Gemüte zu führen! Und damit meine ich wirklich das gesamte Magazin, nicht nur meinen (bescheidener) Beitrag!

Wie immer freue ich mich sehr über Rückmeldungen, Anregungen, Hinweise, ... ihr wisst eh :)