Dieser Text ist wohl etwas sehr persönlich und der durchschnittliche Leser, der nicht ich ist, wird ihn teilweise, möglicherweise, langweilig finden. Außerdem könnte sich der eine oder andere Spoiler zu den Büchern der „Shannara“-Serie und der „Word&Void“ Trilogie darin befinden. Wobei ich sagen muss, alles was gespoilert werden könnte, hatte ich schon im ersten „Shannara-Band“ zwischen den Zeilen gelesen – also halte ich die Gefahr eher für gering. Wenn auch nur eine Person wegen diesem Text ein „Shannara“-Buch kauft, hat dieser Blog seinen Zweck mehr als erfüllt.
Grundsätzlich besteht der Eintrag aus zwei Teilen. Im ersten Teil werde ich meine persönliche Geschichte mit "Shannara" zum Besten geben - wann ich die Bücher gelesen habe und meine Gedanken dazu.
Im zweiten Teil werde ich ein paar Ausführungen zu „Lord of the Rings“ vs. „Shannara“ darbieten und argumentieren, warum ich "Shannara" für die bessere Fantasy halte.
Das erste Shannara Buch, und so ziemlich das erste Buch überhaupt, welches ich mit meinem eigenen Taschengeld gekauft habe, ging am 18.05.1992 in meinen Besitz über. Ich kann mich noch gut an das Gefühl erinnern, als ich in dem Drehständer in der kleinen Buchhandlung, nur wenige Minuten von meiner Schule entfernt, zum ersten Mal das Coverbild sah und da wusste ich: „Das ist es. Dieses Buch muss ich lesen.“ Damals war mir allerdings noch nicht klar dass mit diesem simplen Akt der freien Marktwirtschaft eine Liebe beginnen würde, die bis heute ungebrochen ist. Beinahe zwanzig Jahre später. Der neueste Shannara Band, „The Bearers of the Black Staff“ kam in einem Amazonpaket welches ich am 04.08.2011 öffnete. Der Nachfolger ist schon vorbestellt und wird wohl auch bald bei mir sein. Grund genug ein wenig in der Vergangenheit zu schwelgen. Dieses schwelgen wird mir dadurch erleichtert, dass die meisten meiner „wichtigen“ Bücher (und dazu gehört jeder einzelne „Shannara“ Band) von mir direkt nach dem Kauf mit handschriftlichen Texten versehen worden waren. Da steht dann das Kaufdatum, mein Alter, meist auch der Ort, wo ich das Buch gekauft hatte und andere interessante Infos (zum Beispiel die Schulklasse, der Name meines mittlerweile verstorbenen Hundes und einiges anderes Zeugs was mir zu dem Zeitpunkt durch den Kopf ging … wie kleine Tagebucheinträge). Das beinahe 20 Jahre später zu lesen ist ein interessantes Gefühl … ich habe ja alle Originalbücher noch! Sollten sie einmal auseinanderfallen, werde ich wohl nicht umhinkommen, alles zu scannen - diese Schätze dürfen nicht verloren gehen.
Bücher habe ich immer schon geliebt. Meine früheste Erinnerung ist eine in der Bibliothek meines Vaters in der ich ihn darum bitte mir aus einem Buch vorzulesen. Interessanterweise war dieses Buch „Odyssee 2010“ von Arthur C. Clarke. Natürlich kein Kinderbuch aber ich fand das Raumschiff auf dem Schutzumschlag des Hardcovers so faszinierend. Die Discovery mit ihrem schlanken Körper und dem kugelförmigen Kopf. An die ersten paar Sätze meines Vater kann ich mich noch gut erinnern, danach verschwimmt alles irgendwie. War aber auch noch sehr jung, war wohl nicht anders zu erwarten.
Später habe ich das Fantasy-Genre für mich entdeckt, angeregt durch meinen Bruder und den Animationsfilm von Ralph Bakshi zu „Lord of the Rings“. Natürlich kamen dann die dazugehörigen Bücher dran. Aber wenn man mich fragt, mit welchem Werk mein Leben als Leser wirklich begann, dann komme ich doch wieder auf den Sommer 1992 und „Shannara“ zurück. Die meisten der Bücher sind in Trilogie eingeteilt. Ich begann mit den ersten drei Bänden (Schwert/Sohn/Erbe) und arbeitete mich kaum einen Monat später zur nächste Trilogie innerhalb von Shannara durch (Elfensteine/Druide/Dämonen). Die dritte Trilogie (Zauberlied/König/Erlösung) sowie die vierte Trilogie (Kinder/Mädchen/Zauber) bildeten den Abschluss des Shannara-Jahres 1992. Im April 1993 folgte dann endlich „Der Schatten von Shannara“ und im Mai „Die Elfenkönigin von Shannara“ (ein Geschenk meines Bruder, mittlerweile auch ein großer Fan). An dem Punkt hatte ich leider ein kleines Problem: Ich war völlig up-to-date, was die Veröffentlichung der Bände betraf … ich musste also warten, bis Terry die nächsten beiden herausbrachte und mich an sein Tempo halten. Gar nicht so einfach.
Tatsächlich waren diese zwei Jahre für mein Leben entscheidend. In der Schule mussten wichtige Entscheidungen getroffen werden und ich lernte langsam, wer ich war und wo mein Platz in der Welt sein könnte. Lesen hat dabei sehr geholfen. Shannara war ,im Gegensatz zu den meistern Kinder- und Jugendbüchern, nicht rein Schwarz-Weiß sondern viele der Abenteuer fanden in einer gewissen Grauzone statt. Die Motive der Handelnden waren auf den ersten Blick schwer zu verstehen, auf den zweiten extrem vielschichtig und auf den dritten hin überraschend realistisch. Selbst die recht finstere Gestalt des Dämonen-Lords aus der ersten Trilogie, bekommt eine faszinierende Biografie mit auf den Weg gegeben (auch wenn vieles davon im Dunkeln bleibt und einiges erst in späteren Bänden ans Licht kommt) – er ist nicht nur einer, der nach absoluter Allmacht strebte, sondern auch ein Produkt der Vergangenheit und der Umstände dieser Welt. Einer, der am Anfang glaubt das richtige zu tun, nur um am völlig falschen Ort zu enden. Das geht mir bei vielen Fantasy „Bösewichten“ ab. Und es hat mich beeinflusst – an einem Punkt in meinem Leben, an dem diese Beeinflussung wichtig war. Seit dem sehe ich Fantasy anders und reines „Schwerter-und-Blut plus Frauen im Metal-Bikini“ Fantasy in einer pseudo-mittelalterlichen Welt ist mir suspekt. „Shannara“ ist mehr. Diese Welt hängt nicht ohne Erklärungen in der Luft. Schon im ersten Band wird einem klar: Das ist nicht irgendeine generische Welt, nein, das ist unsere Welt und etwas Schreckliches muss passiert sein, um sie an diesen Punkt zu bringen. Da wird man nachdenklich. Aber dazu weiter unten mehr.
Es sollte fast ein Jahr dauern, bis zum Januar/Februar 1994, bevor die nächsten beiden Bände käuflich zu erwerben waren: „Die Reiter von Shannara“ und „Die Talismane von Shannara“. An dem Punkt folgte der große Schock mit der Frage: „Wie geht es jetzt weiter?“ Wenn ich meine handschriftliche Anmerkung im Buch lese, dann sehe ich, dass ich damals dachte, „Die Talismane“ wären der letzte Shannara Band überhaupt – und so sah es auch aus (damals war Wikipiedia nur ein Traum und das Internet bestenfalls an Universitäten bekannt, zumindest hierzulande ... also wohwer sollte man Infos bekommen?).
Zum Glück behielt ich unrecht. Dennoch dauerte es mehr als 2 Jahre (bis 1996), bis ich den nächsten Band in Händen hielt: „The First King of Shannara“ – diesmal wartete ich gar nicht erst auf die deutsche Fasung, sondern bestellte gleich das Original zur Veröffentlichung. Aber so richtig glücklich wurde ich damit nicht. Leider handelte es sich um ein Prequel, also eine Geschichte, die quasi die Hintergründer der Vergangenheit beleuchtet und erzählt, was man bisher nur zwischen den Zeilen lesen konnte, nämlich die Geschichte des heroischen Elfenkönigs Jerle Shannara, die 500 Jahre vor den Ereignissen der erste Trilogie spielt.
Das war jetzt nicht sonderlich befriedigend, da ich wissen wollte, wie sich diese Welt in die Zukunft hin entwickelt. Aber ich nahm was ich kriegen konnte. Außerdem war mein Leben wieder einmal stressig geworden – neue Entscheidungen, neue Orte … beinahe ein neues Leben
An dem Punkt ließ Terry Brooks Shannara für einige Zeit ruhen. Statt dessen konzentrierte er sich auf die „Word&Void“ Serie, deren drei Bände jeweils in den Jahren 97, 98 und 99 erschienen. Damals war mein Leben wieder in einem etwas hektischen Zustand. Die Universität rief und ich folgte. Es war dort, in einem Geschäft in der Fußgängerzone, dass ich Trerrys Brooks Namen auf einem Buch namens „Running with the Demon“ sah und damit den ersten Band der „Word&Void“ Trilogie kaufte. Hauptsächlich gelesen in der Badewanne in einer kleinen Studentenbude, mit einem Boiler, der gerade mal für eine halbe Wanne reichte, ehe nur mehr kaltes Wasser kam. Ziemlich unfein, aber das Buch hat mich getröstet. Eigentlich war „Running with the Demon“ nie als Anfang einer neuen Serie geplant - es liest sich abgeschlossen und ich hätte gut damit leben können (ja, es ist super, kann ich jedem wärmstens empfehlen – nur wären eben nicht mehr Bände notwendig gewesen, wenn überhaupt., dann schadete das der Stärke und Strahlkraft der Geschichte nur) … aber wie sagt man so schön? Es kommt häufig anders als man denkt.
In jenen drei Bücher beschreibt Terry keine Fantasy-Welt, sondern die Gegenwart, jedoch mit Elementen wie Dämone, die unsere Welt bedrohen und die „Ritter des Wortes“, die gegen jene Dämonen kämpfen und ein Mädchen beschützen, das für die Zukunft von ungeheurer Bedeutung sein wird. Nichts daran ließ an Shannara denken … so schien es zumindest. Aber davon später mehr.
Erst im Jahre 2000 (also nach über 4 Jahren) kehrte Terry zu Shannara zurück, diesmal mit der Trilogie „The Voyages of the Jerle Shannara“ (2000-2002). Sehr interessante Bücher, in denen man viel über die Vergangenheit erfährt, die jedoch die Geschichte auch endlich weitertragen, in die Zukunft. Allerdings hatte sich auch Terrys Stil verändert – seine Geschichten wurden sehr viel düsterer und ernster als noch zuvor, eine gewisse Leichtigkeit war ihm abhandengekommen. Allerdings kann auch gesagt werden, dass er schon die Bühne vorbereitete für einen Schritt, der wohl unter vielen Shannara Fans als kontroversiell betrachtet wird. Aber auch dazu etwas später mehr. Schließlich reichte Terry von 2003-2005 die bisher letzte Trilogie nach, welche die Geschichte der Welt von Shannara in die Zukunft hinaus trägt: „High Druid of Shannara“.
Danach griff der gute Mr. Brooks zu einem Zaubertrick der, wie schon angesprochen, zwiespältig aufgenommen wurde, dem auch ich nicht ganz unkritisch gegenüberstehe. Schon im ersten Band (Das Schwert von Shannara, 1977) wurde eindeutig klar, dass die Welt von Shannara eigentlich unsere Welt ist, nur 2000 Jahre in der Zukunft, nach einer Serie von verheerenden Kriegen, die nicht nur alle moderne Technologie ausgelöscht, sondern die ganze Welt bis zur Unkenntlichkeit verändert haben. Immer wieder trafen die Helden auf Artefakte aus jener Zeit – von großen Ruinenstätten aus Beton (direkt im ersten Band) bis hin zu einer künstlichen Intelligenz in einer Bunkeranlage, die die Apokalypse überlebt hat (The Voyages of Jerle Shannara II: Anthrax). Die meisten, auch ich, wollten zu gerne wissen, was damals wirklich geschehen war, wieso die Welt untergegangen ist und wie es dazu kam, dass die neue Welt von Shannara auf ihren Ruinen erstand. Nun hätte sich Terry einfach hinsetzen und etwas dazu schreiben können, eine neue Geschichte, die sich nahtlos in das Gefüge seiner Welt eingepasst hätte. Statt dessen entschied er, dass die „Word&Void“ Serie nun die Vorgeschichte von Shannara sein sollte. Und mit einem Federstreich wurde aus einer großen, kleinen Fantasytrilogie ein müdes Prequel.
Um den Übergang zu erschaffen, begann Terry eine neue Trilogie zu verfassen, die einige Jahrzehnte nach „Word&Void“ spielt und von den großen Kriegen und dem Untergang der Welt, wie wir sie kennen, handelt. Diese Trilogie nannte er „Genesis of Shannara“ und die drei Bände erschienen 2006, 2007 und 2008. Natürlich habe ich sie mir damals auch gleich gekauft und gelesen. Da allerdings „Word&Void“ nie als Prequel von Shannara gedacht war (wie Terry selbst in Interviews zugegeben hat), ergaben sich einige schwere Logikfehler – plötzlich passten viele Erwähnung der großen Kriege in den „Shannara“-Bänden nicht mehr zu dem, was man in den Genesis-Büchern nachlesen konnte. Sehr bedauerlich. Außerdem wertete er damit meiner Meinung nach die gesamte „Word&Void“ Serie ab – die Handlung darin bekommt im Lichte dieser Entwicklung einen fahlen Beigeschmack … all die wunderbaren Ideen zerfließen, da keine davon in der „Shannara“ Serie wieder erwähnt wird (wie zum Beispiel die Ritter des Wortes, Die Lady des Wortes und viele andere Dinge, die in Word&Void“ so wichtig waren … massive Erklärungsprobleme).
Die „Genesis of Shannara“-Bücher reichen bis zu einer Zeit etwa 2000 Jahre vor dem ersten Band der originalen Trilogie (und ca. 1500 Jahre vor „The First King“). Um diese Lücke zu schließen, arbeitet Terry an einer neuen Serie namens „Legends of Shanna“, deren erster Band eben am 04.05.2011 von Amazon geliefert wurde (ok, das Buch erschien schon im August 2010, aber vorher hatte ich es als E-Book, deshalb wartete ich mit der Printausgabe ein Jahr). Der nächste Band und gleichzeitig der Abschluss (ja, diesmal nur eine Duologie) wird wohl noch im August 2011 erscheinen. Damit befinden wir uns von der Historie her nur mehr ca. 1500 Jahre vor den Geschehnissen der ersten Trilogie (und 1000 Jahre vor „The First King).
Der alternde Shannara-Fan fragt sich jetzt natürlich, wann bitteschön was Neues aus der aktuellen Timeline von Shannara erscheint. Ein mehr oder weniger gelungenes Prequel ist ja nett, aber wie geht es in der Zukunft weiter? Nun, Terry hat eine neue Trilogie versprochen. Der erste Band soll 2012 erscheinen, sieben Jahre nach dem letzten regulären Shannara Roman. Die beiden anderen Bände der Trilogie sind für 2012 und 2014 versprochen – ich bin also sehr gespannt.
Wie ich oben schon erwähnt habe beeinflusste mich die „Shannara“-Serie mehr als die meisten anderen Bücher die ich je gelesen habe (abgesehen von „Lightnings“ und „Midnight“ von Dean Koontz, die ich beide auch 1992 gelesen habe). Das war nicht einfache nur Fantasy mit Massenschlachten, Gnomen, Zwergen und Tollen. Klar, das gab es auch, aber im Grunde ist es eine epische Geschichte die weit darüber hinausgeht. Selbst ohne die Prequels umfasst der Kern von Shannara einen Zeitraum von ca. 520 Jahren (von der ersten Trilogie bis zu „High Druid“) und erzählt die Geschichte der Familie Ohmsford (die letzten Nachfahren des Königsgeschlecht von Shannara) und deren Freunde (wie zum Beispiels des Königshauses von Leah und den Creels). Die Welt entwickelt sich weiter, die Technologie schreitet voran und man hat wirklich das Gefühl, hier wird gelebt, geliebt und, ja, auch gestorben (da so gut wie keine Trilogie direkt im Anschluss an die vorherige spielt, sind die alten Helden meist schon im Rentenalter oder tot, wenn die neuen Helden losziehen). Dazu kommt das Element, dass die Welt von Shannara unsere Zukunft ist, es bereitet ein mulmiges Gefühl, wenn wieder ein Artefakt oder ein Puzzlestück zum Verständnis der Großen Kriege auftaucht. Man fühlt sich irgendwie verbunden. Das ist Fantasy, wie ich sie liebe – kein pseudo-mittelalter als Entschuldigung dafür, dass Damen im Metallbikini Orks abschlachten, sondern eine Welt mit glaubwürdigen Helden, einer spannenden Vergangenheit, über die man nachdenken kann und einer Zukunft, der man entgegenfiebert. Alles ist offen. Wird in dieser Welt jemals wieder die Technologie von vor den Großen Kriegen entdeckt werden oder bleibt diese so tot und vergessen wie jene Menschen die einst in ihnen kämpften? Wird je Frieden herrschen? Wird vielleicht gar die Magie (über welche nur wenige verfügen) irgendwann das zentrale Element werden.
(HIER KOMMT VIELLEICHT DER EINZIGE WIRKLICHE SPOILER)
Brona/Der Dämonenlord aus den ersten Bänden ist ein Magiebenutzer der, als Druide, sich eigentlich dazu verpflichtete, die alten Wissenschafter wiederzubeleben aber dann stattdessen die Magie entdeckte. Sein Motiv war eigentlich ein Gutes – der Welt zurückgeben was verloren war. Aber auf seinem Weg verliert er sich, wird von alten Artefakten in seinen Bann gezogen und transformiert sich zum ultimativen Feind der freien Rassen. Man kann diesen Brona irgendwie verstehen. Er ist eben nicht nur ein eindimensionaler Bösewicht, der nach absoluter Macht giert. Und wie wird er besiegt? Nicht etwa in einer Schlacht oder durch die Vernichtung seines „Was-auch-immer-ihn-stark-macht“, nein, er wird vernichtet durch die Macht der Wahrheit. Er wird mit dem konfrontiert, was er geworden ist.
(SPOILER ENDE)
Ich halte „Shannara“ im Vergleich zu „Lord of the Rings“ für überlegen. An LOTR hat mich immer gestört, dass es im Prinzip eine sterbende Welt ist – das Ende eines Zeitalters. Äußerst deprimierend. Die Elfen sind dabei die Welt zu verlassen, die Zwerge haben zwar noch etwas, aber auch ihre Epoche geht zu ende. Was bleibt sind die Menschen – die langweiligste, brutalste und irgendwie unfreundlichste aller Rassen. Es ist kein Geheimnis, dass die Welt von LOTR unsere Welt ist – allerdings in einer fernen Vergangenheit. Die Elfen, die nicht von dieser Welt gehen, verblassen langsam, werden zu Erinnerungen und Sagen ... eben jene, die wir uns heute erzählen. Das ist keine lebendige Welt, es ist der Schwanengesang auf etwas, das einmal war. Sehr lange hat mich dies an Tolkiens großem Werk gestört, ohne, dass ich in der Lage gewesen wäre zu verbalisieren, woran es wirklich liegt – und ich glaube dies ist auch das erste Mal, dass ich es so in dieser Form niederschreibe.
Tolkiens Welt führt nirgendwohin, zumindest nicht in dieser Form. Was gäbe es darüber noch für Geschichten zu erzählen? Die Abenteuer sind bestanden, die Schlachten geschlagen. ALle großen Taten wurden schon begangen. Im Prinzip kann nur noch der Niedergang, das Verschwinden der Zwerge und die langsame Transformation in unsere Welt erfolgen. Das lag wohl auch in Tolkiens Absicht. Er wollte England einen großen Mythos geben, auf Augenhöhe mit den nordischen Sagen. Und genau das ist ihm gelungen. Auch in diesen Sagen sind die Götter in einem Schicksal gefangen, in welchem ihr eigenes Ende schon beschlossene Sache ist.
„Shannara“ hingegen ist unsere Zukunft (abgesehen von den Prequels, die aber meinen Geschmack nie ganz getroffen haben) – eine Welt, die gerade im Werden ist. Die Großen Kriege sind in den Büchern immer noch nicht ganz vergessen, die Welt erholt sich noch von ihnen und alle Türen stehen offen. Im Prinzip lässt sich diese Geschichte in die Ewigkeit hinaus fortführen. Und gleichzeitig gilt sie auch als eine Mahnung (wiederum: die Prequels schwächen diese Mahnung etwas ab, weil die Geschichte der Großen Kriege etwas anders erzählt wird als in regulären „Shannara“ Büchern) was passieren kann, wenn der Mensch zu viel Macht bekommt und diese kalt und gefühllos einsetzt. Die Großen Kriege waren praktisch der Höhepunkt und gleichzeitig Ende der Zivilisation auf Basis moderner Technologie. Ich fand es auch gut, dass Terry sich dafür entschieden hast die Geschichte der Kriege nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Die Bewohner der Welt wissen ziemlich viel über die Vergangenheit und die Fehler der Menschen jener Tage. Wie gesagt – kein generisches Fantasy-Setting. Die Welt von Shannara spielt danach. Eine zweite Chance für die Rassen. Dieser Gedanke hat mich immer beeinflusst. Und die Abenteuer selbst sind sowieso intelligent geschrieben, teilweise witzig (wenn auch in den letzen zwei Trilogien immer düsterer) und spannend. Und wer würde nicht mitfiebern, wenn der Held, welcher gleichzeitig der Ur-ur-ur-Enkel jenes Mannes ist, dessen Abenteuer man schon angespannt verfolgt hat, wieder mal in großen Schwierigkeiten steckt. Fantasy at its best! Es verwundert also nicht, dass Terry Brooks seit 1977 immer wieder als bester lebender Fantasyautor bezeichnet wird. Und die Verkäufe seiner Bücher spreche ohnehin für sich.
Wie ist euere Meinung dazu? Sehr ihr „The Lord of the Rings“ ähnlich wie ich? Oder gibt es andere Meinungen? Würde mich freuen was darüber zu hören.
Hi,
AntwortenLöschenich habe Shannara zwar nicht gelesen, aber Deiner Beschreibung nach sollte ich das mal nachholen. Ob es Tolkiens Kreation überlegen ist kann nicht sage, da ich es wie gesagt noch nicht gelesen habe. Ich möchte aber zwei Punkt anführen, die Deine Aussage vielleicht etwas relativieren könnten.
Dein Kritikpunkt, dass es eine "sterbende Welt" hat durch aus seine Berechtigung. Aber!Zum einen ist Tolkien Werk als "mythologische Welt im Stil mittelalterlicher Dichtung" dadurch sehr authentisch. In der mittelalterliche Vorstellung war alles am besten bei seiner Entstehung und verlor an Größe im laufe der Zeit. Die Idee, dass alles immer besser wird (bzw. werden muss) ist recht modern, und ist, wenn man es mal wirtschaftlich betrachtet, ein Ansatz der irgendwann nicht mehr funktionieren kann.
Zum anderen müssen Geschichten ja nicht chronologisch aufeinander folgen. Tolkien selbst hat ja mit dem Silmarilion eine Vorgeschichte, bzw. das eigentlich mythologische Fundament, auf dem der Hobbit und der Herr der Ringe aufbauen geschaffen. (Und dass ohne interne Widersprüche zu erzeugen!) Es gibt in Tolkiens Welt theoretisch unbegrenzt viele Geschichten zu erzählen. Eine der großen Stärken Tolkiens war es, in seinen Geschichten immer wieder Hinweise auf andere Geschichten, Mythen oder Geschehnisse zu machen, ohne diese jedoch weiter auszuführen. Durch diese Bruchstücke, die wie selbstverständlich erwähnt werden, erhalten seine Geschichten Tiefe, und man hat den Eindruck, dass sie auch unabhängig vom Leser stattfindet (bzw. stattgefunden hat).
Grüße,
Sebastian
Hi,
AntwortenLöschentja, da hast Du fast genau das beschrieben, was ich mit Shannara verbinde und erlebt habe. Auch ich lese und liebe den Shannara-Zyklus seit meiner Kindheit und warte jedes Mal sehnsüchtig, bis wieder ein neuer Band erscheint.
Terry Brooks ist einfach ein genialer Fantasy-Autor und diesen verschachtelten Geschichten zu folgen, ist immer wieder super spannend. Mal schnieft man vor Traurigkeit in die Bettdecke, mal lacht man laut los oder man wünscht sich sehnlichst in diese Welt. Einfach schöööönnnnn :-))))
Hoffentlich folgen viele weitere Shannara-Bände, ich liebe sie!
Grüße,
Dani