Freitag, 20. April 2012

Rezension: Skulduggery Pleasant. Band 1. Der Gentleman mit der Feuerhand

Es ist ja schon wieder eine ganze Weile her, dass ich zum letzten Mal eine Rezension eines Buches auf meinen Blog gestellt habe. Dafür gibt es eine Reihe von Gründen, manche sind mir geschuldet, andere wiederum liegen weit außerhalb meines bescheidenen Einflussbereiches. Heute möchte ich auf jeden Fall ein neues Buch vorstellen – und zwar handelt es sich dabei um „Skulduggery Pleasant. Band 1. Der Gentleman mit der Feuerhand“ von Derek Landy aus dem Loewe Verlag (HarperCollins Children’s Books in der englischen Originalausgabe).
Wie kam ich überhaupt darauf? Eigentlich müsste man das Buch strenggenommen als „Frustkauf“ kategorisieren, war ich doch eigentlich auf der Suche nach etwas ganz anderem. Als ich nicht fündig wurde ging ich noch an einer Buchhandlung vorbei und im Regal für Fantasy und Science Fiction hat mich dieses Cover angelacht.   

Hier ein Foto:


Als nächstes fand ich dann den Text auf der Rückseite ziemlich witzig – hat mich ein wenig an Douglas Adams oder Terry Pratchett erinnert – und da ich diese beiden Autoren quasi verehre, hab ich’s mir gekauft. 

Hier der Klappentext:

Er ist kein gewöhnlicher Detektiv. Es ist Zauberer und Meister der kleinen schmutzigen Tricks, und wenn die Umstände es erfordern, nimmt er es mit dem Gesetz nicht so genau. Er ist ein echter Gentleman. Und … er ist ein Skelett.
Als Stephanie Skulduggery das erste Mal sieht, ahnt sie noch nicht, dass sie ausgerechnet mit ihm eines ihrer größten Abenteuer erleben wird.
Denn um den mysteriösen Tod ihres Onkels aufzuklären, muss sie Skulduggery in eine Welt voller Magie begleiten – eine Welt, in der mächtige Zauberer gegeneinander kämpfen, Legenden plötzlich zum Leben erwachen und in der das Böse schon auf Stephanie wartet …

ERSTER EINDRUCK:

Ich finde die Cover-Art des Buches einfach genial. Skulduggery ist sehr stylisch als wandelndes Skelett in Anzug und flammenden Händen. Als ich das sah, dachte ich sofort: Muss mehr erfahren!! Sehr schön ist auch, dass der Schriftzug „Skulduggery Pleasant“ leicht über das Papier hinaus erhaben ist, sich voluminös anfühlt. Weiß jetzt nicht, ob das wirklich wichtig ist, verleiht dem Buch aber eine gewisse „Wertigkeit“, auch wenn es sich nur um ein Taschenbuch handelt. Die Außenkanten sind in Orange eingefärbt – alles in allem hebt es sich von den anderen definitiv ab. Auf dem Buchrücken sieht man sofort eine dicke 1 prangen – es handelt sich also um den ersten Teil einer Reihe. Sowas finde ich persönlich immer gut, wenige Dinge sind schlimmer als eine gute Geschichte, die zu Ende geht. Schließlich und endlich war es aber der Text auf der Rückseite, der mich vollends davon überzeugte, das Buch zu kaufen. Dieser fängt ziemlich absurd-witzig an (was ich sehr mag), verrät aber gleich mal, dass die Geschichte unter Umständen auch recht spannend sein könnte. Welt voller Magie? Sehr gut! Mächtige Zauberer? Her damit! Böses, das nur darauf wartet zuzuschlagen? Ist gekauft!

DIE STORY:

Im Grunde genommen ist die Geschichte erstaunlich simpel und altbekannt. Wir haben die Protagonistin, Stephanie Edgley, zwölf Jahre alt und irgendwie eine Außenseiterin und seltsam -  der Autor bemüht sich überhaupt nach Leibeskräften dem Leser sofort klarzumachen, dass dieses Mädchen anders ist und nicht in die normale Welt passt. Foreshadowing mit dem Holzhammer sozusagen. Auch ihre Familie ist etwas komisch, vor allem ihr völlig zerstreuter Vater, der auch schon mal ohne Schuhe das Haus verlassen möchte.
Die Geschichte beginnt, als ihr Lieblingsonkel, ein Sonderling erster Klasse, überraschend sein Leben aushaucht. Besagter Onkel war Schriftsteller und schrieb über Monster, Blut und generell Dinge, die man Kindern eher weniger zum Lesen gibt. Stephanie, wie könnte es anders sein, liebt diese Bücher. Bei der Testamentseröffnung erfährt sie, dass sie den Großteil des Erbes zugesprochen bekommen hat und begegnet einem verkleideten Skulduggery Pleasant (generell ist es keine gute Idee sich den Menschen offen zu zeigen, wenn man ein wandelndes Skelett ist). Der Leser lernt recht schnell, dass Stephanie unglaublich dickköpfig ist und so kommt es, dass sie kurz darauf eine Nacht alleine im Haus ihres verstorbenen Onkels verbringt. Natürlich wird sie in der Nacht angegriffen und nur Skulduggerys Erscheinen bewahrt sie vor Schlimmerem. Er ist ein alter Freund ihres Onkels. Ein Magier. Und ein Skelett. Außerdem will er herausfinden, was mit dem guten Onkel wirklich geschah und ob der Tod so natürlich kam wie alle glauben. Stephanies Onkel war wohl im Besitz von etwas, das jemand gerne in seine Finger bekommen möchte. Stephanie, die, wir sind ja schon vorbereitet, selber recht ungewöhnlich ist, reagiert recht untypisch auf den Anblick eines wandelnden Skelettes und beschließt, Skulduggerys Partnerin zu werden.
Von da an begibt sich das ungleiche Team in die seltsame und häufig recht gefährliche Welt der Magie. Es gibt genretypisch einen bösen Zauberer der „alte Götter“ (aka Die Gesichtslosen) heraufbeschwören möchte, für die wir Menschen nur eine auszurottende Plage sind, einen „weisen“ Magierrat, der sich ziemlich dümmlich anstellt und auch sonst vielerlei interessante Sachen zu entdecken. Und ja – um kein Klischee auszulassen schreibt der Autor der jungen Dame auch noch eine besondere Abstammung auf den Leib. Habe ich schon erwähnt, dass die Gesichtslosen sehr stark an HP Lovecrafts Cthulu-Zyklus erinnern? Zumindest wird diese Inspiration nicht geheim gehalten, sondern von den Charakteren sogar offen besprochen.

DER ERZÄHLSTIL:

Ich muss sagen, mir gefällt es wie Derek Landy seine Szenen aufbaut und Spannung erzeugt. Der absurde Humor blitzt immer wieder zwischen den Zeilen auf und fühlt sich für mich zu keiner Zeit übertrieben an. Die Handlung an sich beginnt ziemlich schnell (in Sinne von – man wird schnell in die Handlung hineingezogen ohne lange Vorreden) und lässt im Laufe des Buches eigentlich nie wirklich nach. Die Geschichte ist in der 3. Form erzählt und nutzt eine sehr milde Form des auktorialen Erzählstils. Das Erzähler „Ich“ weiß definitiv mehr über die Welt, Vergangenheit und Zukunft als die Charaktere, drängt sich aber nie unangenehm in den Vordergrund (mir ist eigentlich nur eine Stelle im Stil von „Oh, wenn unsere Helden nur wüssten, was gleich passieren wird…“ Im Gedächtnis geblieben). Alles in allem liest sich das Buch sehr leicht. Man merkt, dass es für Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 15 gedacht ist.

DIE HANDELNDEN:

Stephanie selbst ist ein wenig ambivalent, da sie mit einigen Stereotypen belegt wurde. Es ist fast schon übertrieben wie sie als „anders“ und „seltsam“ beschrieben wird. Darüber hinaus ist sie ziemlich stur, bringt damit Skulduggery in Schwierigkeiten, hilft ihm aber auch immer wieder genau mit dieser Eigenschaft. Vielleicht ist sie ein bisschen zu schlau – ich persönlich bevorzuge meine Protagonisten ein wenig realistischer (zum Beispiel hat es praktisch nie Konsequenzen, wenn sie Mist baut – irgendwie endet es immer zu ihrem Vorteil). Mit bestimmten Aspekten ihrer Persönlichkeit kann ich mich aber sehr gut identifizieren. Alles in allem mag ich sie und bin schon sehr gespannt, wie sie sich über die Serie weiterentwickelt - sie hat definitiv großes Potential eine dunklere Seite ihrer Persönlichkeit zu entwickeln. 

Skulduggery selber ist ziemlich genial. Ja klar, auch dieser Charakter ist ziemlich überzogen in der Hinsicht, dass er auch nichts wirklich „falsch“ machen kann – egal was passiert, mit einem lockeren Spruch und etwas Magie kriegt er alles hin. Genau der Typ Actionheld, der einem Foltermeister in die Augen sieht und grinsend fragt „Ist das schon alles?“ Außerdem hat der Charakter eine sehr interessante Hintergrundgeschichte, die von sehr witzig (Beispiel: Skulduggerys Schädel ist nicht wirklich sein eigener … mehr will ich hier aber nicht verraten) bis tragisch reicht. Er kommt durchaus facettenreich daher und für die weiteren Bücher ist noch viel Potential vorhanden seinen Hintergrund auszubauen bzw. Geschichten auf diesem Fundament zu errichten. 

Der „Oberbösewicht“ der Geschichte, ein Mann namens Nefarian Serpine (dieser Name, oh dieser Name), ist leider extrem eindimensional geraten. Wo kommt er her? Wie wurde er so? Hatte er ein Leben, bevor er böse wurde? Auf diese Fragen bekommt der Leser nicht einmal im Ansatz eine Antwort. Herr Serpine hat nur ein einziges Ziel und selbst das ist eigentlich ziemlich unlogisch, wenn man länger darüber nachdenkt. Aber zumindest ist er unterhaltsam und es ist moralisch unbedenklich, ihm ein grausiges Ende zu wünschen.

MEIN FAZIT:

Skulduggery Pleasant gehört sicher nicht in den Olymp der Literatur, nicht einmal der reinen Unterhaltungsliteratur. Zum Genre der phantastischen Literatur leistet das Werk nicht wirklich einen neuen Beitrag, vermag aber viele ältere Elemente geschickt zu verbinden (die Vorstellung, dass Namen einem Macht über eine Person verleihen – weshalb alle Magier eine Art Künstlernamen führen um ihre echten Namen zu schützen; die Idee von verschiedenen Formen der Magie; Alte Götter die einst besiegt wurden und jetzt auf ihre Rückkehr warten; ein Krieg zwischen Magiern, …).
Die Handlung ist fast von Beginn an ziemlich vorhersehbar – keine der Storywendungen war wirklich unvorhersehbar. Das ist aber in diesem Fall kein Manko, denn das Buch tut genau das was es soll: Wunderbar unterhalten. Die Dialoge sind witzig, die Handlung schnell und ohne nennenswerte Leerläufe und die Charaktere allesamt ansprechend in den Rollen, die sie ausfüllen.  
Wer nach dem literarischen Gegenstück zu Popkornkino vom Feinsten sucht und Magie und Fantasy generell gerne mag, kann mit „Skulduggery Pleasant. Band 1. Der Gentleman mit der Feuerhand“ kaum falsch liegen. Ich hab die Folgebände (mittlerweile sind es insgesamt 7 Bände in der Serie) schon gekauft, diese allerdings im englischen Original. 


Wertung: 7 von 10 Punkten


Daten zum Buch (Quelle Amazon.de – Link zum Buch):

Broschiert: 352 Seiten
Verlag: Loewe Verlag (15. Februar 2011)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3785572689
ISBN-13: 978-3785572689
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 12 - 15 Jahre
Größe und/oder Gewicht: 18,8 x 12,4 x 3,2 cm

Donnerstag, 12. April 2012

Buchvorstellung auf Darkerradio "Flyer"!

Wie schon vorher auf dem Blog angekündigt, wird mein Roman "Die Katze und das Projekt Omega" auf Darkerradio am 07.05.2012 in der Sendung "Im Zwielicht mit Marcel" vorgestellt werden - darüberhinaus liest Marcel höchst persönlich einen Abschnitt! Und dazu wird noch ein Buch verlost!

Hier der aktuelle Flyer (für volle Größe einfach draufklicken)- ich hoffe viele von euch werden dabei sein!

Mittwoch, 11. April 2012

Impressionen zu "Die Katze und das Projekt Omega"

Es ist mir ein ganz besonderes Vergnügen meinen Lesern heute zwei Bilder meiner Partnerin Maja Vallazza vorzustellen. Wer diesem Blog schon etwas länger folgt (oder vielleicht sogar meinen neu erschienen Roman " Die Katze und das Projekt Omega" gelesen hat) wird wissen, dass Anthony und Miranda die Protagonisten meines Mystery-Thrillers sind - und genau diese beiden Herrschaften hat Maja zu Papier gebracht.

Das erste Bild zeigt Miranda im Vordergrund. Im unteren Teil sieht man Anthony von hinten sowie Miranda, die über die Skyline der Stadt blickt - im Arm hält sie die Katze (ja, DIESE Katze).


Das zweite Bild stellt Anthony dar, in all seiner heruntergekommenen Glorie - als Bleistiftskizze. Ich finde die schlichten Grauschattierungen unterstreichen Anthonys Persönlichkeit zu Beginn der Geschichte (vor allem in Kapitel 1 "Der Verlorene").



Weitere Bild zu diesem und anderen Texten werden mit Sicherheit folgen :)

Dienstag, 10. April 2012

Buchvorstellung auf Darkerradio

Mein  Debütroman “Die Katze und das Projekt Omega”  wird auf Darkerradio im Rahmen der Montagssendung “Im Zwielicht mit Marcel” am 07.05.2012 mit einer Lesung vorgestellt.

Informationen dazu gibt es hier: http://www.darkerradio.com/artikel/lesefutter/die-katze-und-das-prokekt-omega-von-dan-gerrit/

Hier nochmal die Eckdaten des Werkes:

Titel: Die Katze und das Projekt Omega
Autor: Dan Gerrit
Verlag: Fantasy Welt Zone Verlag
ISBN: 978-3942539708
Erstveröffentlichung: 2012

Klappentext:
Sie besitzt die Farbe der Unschuld, doch sie ist nicht von dieser Welt! Eine scheinbar streunende Katze mit ungewöhnlichen Fähigkeiten verändert das Leben des gescheiterten Schriftstellers Anthony Wasner und bringt ihn mit einer schwerverletzten Frau zusammen, die von einer Militärelite als Verräterin gejagt wird. Bald sind er und die Genetikerin Miranda auf der Flucht. Aber nicht nur vor menschlichen Verfolgern, sondern auch vor Wesen aus der Welt der Katze. Dieses Tier soll wieder in das geheime unterirdische Labor zurückgebracht werden, in dem Experimente mit einem seltsamen Artefakt das Tor zu einer anderen Dimension geöffnet haben. Eine Büchse der Pandora, deren Schlüssel eine weiße Katze ist.

Montag, 9. April 2012

Mein Roman "Die Katze und das Projekt Omega" - Hinter den Kulissen - Teil III

Willkommen zu Teil III der kleinen „Hinter den Kulissen“ Serie zu meinem Roman „Die Katze und das Projekt Omega“. Teil I und II kann man hier nachlesen: Hinter den Kulissen Teil I und Hinter den Kulissen Teil II . Über Feedback freue ich mich natürlich immer und falls jemand einen Literatur- bzw. Rezensionsblog führt und Lust hätte mein Buch zu rezensieren – einfach eine Meldung an mich und wenn ernsthaftes Interesse vorliegt schicke ich gerne ein Rezensionsexemplar zu. Aber jetzt genug der einleitenden Worte, es gibt viel zu erzählen, also packen wir es an.

Anthony war, wie im zweiten Teil der Serie beschrieben, der erste Charakter der quasi mit der initialen Ideen gleich mitgeliefert worden war. Bei Miranda verhielt das etwas anders. Mir wurde relativ schnell klar, etwa an dem Punkt als „Die Katze“ aufhörte eine Charakterstudie zu sein, dass Anthony alleine nicht vom Fleck kommen würde. In vielen meiner Geschichten gibt es starke weibliche Charaktere, die entweder die Hauptcharaktere sind oder zumindest im Zentrum der Geschichte stehen. Eine davon ist die Anhalterin in die Schwarz, die andere die Protagonistin von „Fremdes Land“ – und natürlich allen voran Lexia aus „Lexias Tagebuch“ und ihre Schwester, die Hauptperson meines anderen großen Werkes „Die Brennende Stadt“. Es war für mich nur natürlich eine fähige Hauptdarstellerin in die Geschichte einzubringen. Ich glaube nicht, dass Miranda nach einer bestimmten Person modelliert ist. Vielmehr stellt sie die Schnittmenge vieler Charaktere dar, die ich selbst gerne in Büchern und Filmen verfolge. Wenn ich Anthony in den Überarbeitungsschritten etwas weicher gemacht habe, dann wurde Miranda im Laufe der Zeit härter. Sie ist, meiner Meinung nach, eine Person, die genau weiß was sie will und auch bereit ist, für ihre Ziele, wenn es denn sein muss, zu sterben. Diese Eigenschaft ist auch bitter notwendig um Anthony, von Natur aus eher passiv, aufzurütteln. Bezeichnet für ihre Fähigkeit Anthony zu bewegen ist in meinen Augen die Szene im Haus am Fluss, als er aufgeben will und ihr die Option auszusteigen, einfach alles hinter sich zu lassen und die Katze zu vergessen, schmackhaft machen will. Miranda reagiert sofort mit sehr bestimmter Härte und macht Anthony klar, dass dies für sie nicht in Frage kommt. Trotz ihrer Verletzungen, Schmerzen und Angst hält sie ihm den Spiegel vors Gesicht und zeigt ihm was für ein schwaches, ja beinahe bemitleidenswertes Persönchen er ist – und damit baut sie ihm eine goldene Brücke seine eigenen Ängste zu überwinden, mehr zu sein als er bisher war. Ich denke wer die Geschichte aufmerksam liest wird schnell feststellen, dass Miranda die eigentliche Heldin ist. Anthony steht vielleicht mehr im Vordergrund aber ohne Miranda würde er auf der letzten Seite des Buches wohl immer noch auf dem Parkplatz stehen, seine Zigaretten rauchen und sich fragen, wo sein Leben wohl geblieben ist.

Wenn ich gerade über die Szene im Haus am Fluss rede, dann würde ich gerne ein paar Worte über jene Momente verlieren, die Anthony und Miranda am Wasser verbringen. Dies ist ein wahrhaft magischer Moment. Als die Sonne untergeht bricht plötzlich helles Licht auf dem Wasser hervor und strahlende Funken tanzen über die gleißenden Wogen. Eine Farbenpracht, wie Miranda sie noch nicht gesehen hat und auf die Frage, was dies gewesen sei, antwortet Anthony, dass es seiner Meinung nach in jenem Wald Magie gäbe. Diese Szene ist von meinen eigenen Kindheitserinnerungen durchtränkt. Es gab magische Momente bei mir daheim, an einem Fluss. Natürlich hat das Wasser nie zu glühen begonnen aber wenn man am Abend dort sitzt, auf den Steinen, in der Ferne dem Wasserfall lauscht, dann kann man schon an so etwas wie Magie glauben. Wasser hat einen eigentümliche Geruch und je nachdem ob es ein See oder ein Fluss ist, riecht es ein wenig anders. Dieser Duft vermischt sich mit dem von Bäumen und frischer Erde. Alles zusammen wird zu einer Komposition, die sich in der Erinnerung festsetzt. Diese besondere Stimmung lässt einen das Gefühl erleben, man könnte die ganze Welt verstehen, als müsste man nur genau hinschauen und der Vorhang, der unsere Realität von der Wirklichkeit, von allen Antworten trennt, würde sichtbar werden. Und dann, in dieser einen Sekunde, kann man erahnen, wie sich Unsterblichkeit anfühlt. Vor allem wenn man nicht alleine ist. Mit ein oder zwei guten Freunden … was könnte wahrer Magie näher sein? Diese eine Szene am Fluss, das ist vielleicht der Moment in dem Anthony und ich uns am nächsten sind. Dies ist also meine persönliche Hommage an besondere Momente einer Kindheit die manchmal unendlich weit zurückzuliegen scheint.

Eine weitere solche Hommage findet sich im Kapitel „Nächtliche Klarheit“ als Anthony an einer Stelle den Fluss zu überqueren sucht, die direkt so aus meiner Kindheit stammt. Dies ist auch gleichzeitig eine Schlüsselstelle für Anthony in seiner Entwicklung und seinem Verhältnis zu Miranda.      

Wenn der Autor eine Frau in die Geschichte bringt kommt schnell der Verdacht auf, man hätte sie nur als Romantic Interest für den Hauptcharakter geschrieben. An dieser Stelle möchte ich alle diesbezüglichen Gedanken entkräften. Miranda ist keine einfache, sich nach Liebe verzehrende Seele (außer vielleicht in jenem simplen Sinne, in dem wir alle Seelen sind, die sich nach Liebe sehnen), sie hat ein Ziel. Und als ich die erste Version dieser Geschichte niederschrieb hielt ich mich, was die Romantik betraf, bewusst zurück. Es schien die mutigere Entscheidung zu sein. Für den Charakter von Anthony machte es durchaus Sinn, eine gewisse Anziehung zu spüren, schließlich ist Miranda attraktiv und für den Verlorenen so etwas wie eine Erlöserin. Der Charakter entwickelte sich ganz organisch in diese Richtung – ich würde sagen, es fühlt sich „richtig“ an. Miranda hingegen – das ist eine ganz andere Geschichte. Ich weiß, dass viele Leser eine Romanze wollen. Daran ist auch nichts falsch. Ich halte die endgültige Lösung für gelungen und sehr organisch gewachsen. Geschichten in denen die Hauptcharaktere sich sofort verlieben, wie vom Blitz getroffen und in Kapitel 4 schon so miteinander umgehen, als kannten sie sich schon von Kinderbeinen an, halte ich persönlich für zu einfach gestrickt. Hoffentlich sind die Leser mit dem Verlauf der Gefühle zwischen Anthony und Miranda zufrieden. Feedback ist erwünscht!

Die Katze ist vielleicht die geheimnisvollste Hauptperson der Geschichte. Sie hat einige Schlüsselszenen füllt aber im Großen und Ganzen aber so etwas wie die Rolle des Heiligen Grals der Geschichte aus. Ein Objekt mit großer Kraft, für das Berge versetzt werden und Armeen marschieren, aber wenn man drei Personen fragt, was denn dieses Ding wirklich sei, seine Natur, bekommt man drei verschiedene Antworten, allesamt schwammig. Weshalb ist sie hier? Was vermag sie wirklich zu tun? Was geschähe, wenn Telar sie vollständig unter seine Kontrolle bekäme? Schon in Teil II erwähnte ich, dass die Katze eigentlich aus einer anderen Geschichte stammt. So ganz stimmt das eigentlich nicht. „Die Brennende Stadt“ und „Die Katze und das Projekt Omega“ spielen in gewisser Weise vor demselben Hintergrund. Diese größere Leinwand ist eine Art von Mythologie, die ich vor langer Zeit ersonnen habe (interessanterweise auf einem großen Berg aus Steinen und Sand, im Schatten verrostender Riesen – aber das ist definitiv eine Geschichte für einen anderen Abend). In diesem Zyklus sind die Katzen machvolle Symbole, Manifestationen einer höheren Ordnung (wobei Ordnung möglicherweise der falsche Begriff ist). Die Katzen sind es, welche die Geschichte von Lexias Schwester in Bewegung bringen. An jenem Ort, von dem sie kommen, sehen sie natürlich nicht wie Katzen aus, aber das sollte klar sein, denn auch Anthony erfährt, dass Telar bei der Erschaffung der Katze diesen Körper nur wählte, um das Wesen, welches er unter seine Kontrolle zwingen will, einzusperren.  Wie sie wirklich aussehen? Einen kleinen Blick darauf darf der Leser im letzten Kapitel der Katze erhaschen. An dieser Stelle muss ich aber auch spätere Werke verweisen – das Geheimnis wird offenbart werden, aber zu geeigneter Stunde.

Von allen Charakteren ist Telar für mich der tragischste. Tragischer als Anthony. Sogar tragischer als Randolph, der am Ende nichts mehr hat. Es wäre leicht diesen weißhaarigen Intriganten zu hassen. Er macht den Hauptcharakteren das Leben schwer. Scheut nicht davor zurück töten und an andere zu versklaven, um seine Ziele zu erreichen. Und doch wirkt er verlorener als anderen Charaktere zusammen. Es beginnt schon in der Szene, als er Randolph und Bilank gegenübersteht und die beiden feststellen, dass bestimmte, alltägliche Dinge den seltsamen Mann verwirren. Er ist offensichtlich nicht von hier. Telar ist ein wahrhaft Fremder in dieser Welt und er tut, was er für richtig hält, um ein, aus seiner Sicht, altes Unrecht zu sühnen. Manchmal möchte ich fast glauben, Telar ist das wahre Opfer dieser Geschichte, dazu verdammt die Rolle des Bösewichtes zu spielen, weil keine andere mehr für ihn zur Verfügung stand. Aber ist er wirklich das, was er zu sein scheint? Am Ende der Geschichte wir der Leser mehr wissen aber vielleicht auch mit unzähligen Fragen zurückbleiben, die erst noch geklärt werden müssen.

Was waren die Inspirationen für Telar? Zum einen ist er die verzerrte Form des archetypischen Weisen Mentors. In einer anderen Welt wäre Telar wohl der Bärtige mit knorrigen Stock zu dem die Helden pilgern um ihre Quest zu erhalten. Wieso hat er lange, weiße Haare und durchaus androgyne Züge? Ich denke in diesem Punkt habe ich mich von östlichen Geschichten inspirieren lassen. Eine gute Freundin hat mir mal lachend gesagt „Telar erinnert mich an diese Bishōnen“ – wahrscheinlich lag sie da gar nicht mal so falsch – auch wenn die „Schönheit“ hier ein verzerrtes, kaltes Spiegelbild ist. Von seiner Symbolik her weht der Wind freilich aus einer ganz anderen Richtung. Ich persönlich mag das Tarot sehr, bin davon fasziniert. Vor allem die Bilder des Universal Waite haben es mir angetan. Wenn ich an Telar denke, dann fallen mir dazu eine Reihe von Motiven ein. Zum einen der Narr. Er ist das Chaos. Der Urzustand. Der Narr hat mit seiner Zahl 0 eigentlich keinen festen Platz, er ist sozusagen der Joker. Aus Chaos wird Neues geboren. Er bricht die starre Ordnung auf und bringt Energie in ein stagnierendes System. Telar will, im wahrsten Sinne des Wortes, die Welt verändern, ungeachtet der Folgen. Die zweite Karte, die ich immer mit Telar verbinde, ist „Der Magier“. Eigentlich offensichtlich. Telar kann Dinge, zu denen ein normaler Mensch nicht fähig ist. In manchen Szene hat man das Gefühl, er könnte, wenn er nur wollte, die Erde aus den Angeln heben. Dies ist jedoch gepaart mit einer gewissen Überheblichkeit, eine Art Dinge geheimnisvoll zu formulieren, die allen in seiner Umgebung klar machen, dass er über ihnen steht. Gleichzeitig ist er auch mit der Katze verbunden, wie er auf seine mysteriöse Art Randolph am Ende von „Wer schlafende Hunde weckt“ wissen lässt. Doch mit dem Magier kommt auch die Gefahr des destruktiven Machtmissbrauches. Die letzte Karte ist „Der Eremit“. Er steht wohl auf einem Berg, unter ihm Eis. Auch Telar begegnen wir zuerst in Zusammenhang mit einem Berg, wenn auch im Inneren und nicht auf der Spitze. Er trägt zu manchen Gelegenheiten einen Stab mit dem er phantastische Dinge zu tun im Stande ist. Und doch ist er einsam und zurückgezogen. Jede Szene mit ihm ist durchdrungen von dem Gefühl, dass dieser Mann eine unendliche Zeit auf diesen Augenblick gewartet hat. In gewisser Weise will Telar die Welt erleuchten, ihr seine Seite der Geschichte offenbaren. Zurecht sehe ich ihn vor meinem geistigen Auge mit einer Lampe in der Hand am ausgestreckten Arm.

Ja, auf gewisse Weise mag ich Telar. Sicher, er tut Dinge, die man eigentlich nicht gut heißen kann und doch – er strahlt dabei eine Autorität aus bei der man sich fragen muss, ob dieser Mann nicht etwas weiß, was die ganze Geschichte in einem völlig anderen Licht erscheinen ließe – selbst Anthony ist sich am Ende nicht sicher, was er wirklich von Telar halten soll.

Ich denke wir befinden uns nun an einem guten Punkt um Teil III dieser Reihe „Hinter den Kulissen“ abzuschließen. Zu den Hauptcharakteren habe ich jetzt ja schon einiges gesagt – auch die Entstehung des Romans wurde beleuchtet. Natürlich gibt es noch unendlich viele Worte zu verlieren – wir haben gerade erst an der Oberfläche gekratzt. Aber es ist auch eine Gratwanderung zwischen interessanten Informationen und dem Risiko zu viel der Geschichte zu verraten. Hoffentlich ist mir dieser Balanceakt bisher gelungen. Wenn Interesse besteht schreibe ich gerne einen vierten Teil der Serien! Wie immer: Feedback ist ausdrücklich erwünscht J 

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Samstag, 7. April 2012

Mein Roman "Die Katze und das Projekt Omega" - Hinter den Kulissen - Teil II

Willkommen zum zweiten Teil dieses Special Feature „Hinter den Kulissen“ zu meinem Roman „Die Katze und das Projekt Omega“. Den ersten Teil kann man ebenfalls in diesem Blog finden unter "Hinter den Kulissen" Teil I  In diesem Segment möchte ich ein wenig über die Entstehungsgeschichte des Buches sprechen.
Die vielleicht wichtigste Information hierzu ist, dass „Die Katze“ nicht innerhalb einer kurzen, klar abgesteckten Zeit ausgedacht und aufgeschrieben worden ist. Ganz im Gegenteil. Die ersten Ideen, kleine Schnippsel und Fünkchen von Ahnungen, manifestierten sich schon vor einigen Jahren, als ich noch mit ganz anderen literarischen Projekten beschäftigt war. Niemals hätte ich mir träumen lassen, dass ausgerechnet „Die Katze“ mein Debutwerk als Romanschriftsteller werden würde. Noch vor einem Jahr hätte ich gewettet, dass mein knapp 1000-Seiten Manuskript „Die Brennende Stadt“ das Rennen machen würde. Aber wie sagt man so schön? Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt!

Aber fangen wir doch einfach mal dort an, wo alles begann, im Ursprung. Das erste Kapitel der Katze „Der Verlorene“ ist tatsächlich auch der Ursprung der Idee gewesen. Ich finde dieses Bild unglaublich mächtig, wie Anthony alleine, heruntergekommen, mitten in der Nacht auf diesem verwaisten Parkplatz des Baumarktes steht und in die in gelbliches Licht getauchte Nacht starrt, den Wolken seines eigenen Zigarettenrauches folgend und sich fragt, wofür dies alles gut sein soll. Diese eine  Szene, mit all ihrer in Müll getränkten Melancholie, sagt alles über Anthony, was man wissen muss. Er steht abseits der Gesellschaft, die Sonne scheint für ihn nicht und alles was er sieht, sind die Überreste des Tages, die Überbleibsel eines Lebens, das er hinter sich ließ. Und obwohl er sich selber klarzumachen versucht, dass es so sein soll, dass er hierher gehört, schwingt der Wunsch mit, wieder auf die andere Seite zu wechseln. Ich hoffe, dass der Leser diesen Subtext spürt.

Ich wurde schon gefragt, inwiefern ich mich mit Anthony identifiziere, diesem „Anti-Helden“ (ich mag das Wort nicht besonders), der, keine 20 mehr, vom Leben völlig enttäuscht zu sein scheint. Meistens wird diese Frage mit einem leicht mitleidigen Blick gestellt, so als wäre Anthony meine eigene, ganz persönliche Beichte an die Welt.

Hier muss ich meine Leser leider enttäuschen: Ich bin weder Anthony noch „wie Anthony“. Diese Gestalt ist eine Kunstfigur, die aus einem ganz bestimmten Gefühl entstand. Seltsam, dass ich manchmal nicht mehr weiß, was ich gestern zum Frühstück hatte aber meistens noch ganz genau sagen kann wo und wann mir eine ganz bestimmte Idee zu einer Szene oder einem Charakter zugeflogen kam. Anthony erschien mir auf einem Rastplatz an einer Straße irgendwo über der ungarischen Grenze drüber, auf dem Weg nach Rumänien. Es war Nacht und wir waren schon seit vielen, vielen Stunden unterwegs (wahrscheinlich mehr als neun). Die meisten Leute, alles Klassenkameraden von mir, saßen im Bus und schliefen. Nur wenige nutzen die Gelegenheit um sich die Beine zu vertreten, die Toilette zu nutzen und/oder eine Zigarette zu rauchen. Ich kann mich daran erinnern, dass der Rastplatz nicht viel mehr als eine asphaltierte Ausbuchtung der Straße war, eine Insel hinter der ein Abhang in eine flache Talsenke hinunter führte. Laternen spendeten etwas Licht, aber nicht das gewöhnliche, weiße Licht sondern dieses dumpfe Orange von Natriumdampflampen. Noch heute kann ich es deutlich sehen und er scheint auch oft in meinen Kurzgeschichten. Warum es mich so fasziniert? Ich vermag es nicht zu sagen und doch gibt es der Welt eine gewisse Art von Schärfe, eine Tiefe mit Kontrasten, die im üblichen Spektrum der Farben einfach verschwimmen. Man hat mir einmal gesagt, genau deshalb wird dieses Licht auf Straßen manchmal verwendet. Im Gegenzug dafür verschluckt es die meisten Farben.

Ich stand also auf dieser Asphaltfläche, beinahe alleine. Wenn mich jemand angeredet hat kann ich mich zumindest nicht mehr daran erinnern. Und als ich über die Talsenke blickte überkam mich ein Gefühl der Fremde und Einsamkeit. Mir wurde plötzlich bewusst, dass ich fern von daheim war und es keine Möglichkeit für mich gab zu wissen, was da draußen auf mich wartete. Das sind so die Momenten an denen ich zumindest über die Welt und das Leben nachdenke. Nicht sehr kohärent. Nicht für sehr lange. Aber doch. Und da erschien mir das Bild von Anthony. Der Rastplatz wurde zu einem gigantischen Parkplatz, das Tal zu einem monolithischen Klotz aus Beton und Glas – der Baumarkt. Die Details, wie zum Beispiel die leeren Verpackungen einer Fastfood Kette und das, wie eine tote Qualle auf dem Boden liegende Kondom, waren freundlicherweise schon da und komplettierten den Eindruck. Es ein Bild, wie es sich wohl dem letzten Überlebenden einer untergegangenen Zivilisation geboten hätte.

Als hilfreich erwies sich auch, dass ich den passenden Soundtrack dabei hatte, nämlich „Discovery“ von Mike Oldfield und es lief gerade „Poison Arrows“, ein Song dem ich auch eine zweite Idee zu verdanken habe, die allerdings immer noch in einer Mappe mit handgeschriebenen Notizen schlummert. Ja, auf dieser Fahrt kam einiges an Material zusammen. Was die CD von Herrn Oldfield betrifft so kann ich sie nur jedem wärmstens empfehlen – die Lieder entfalten ihre Wirkung am besten bei Nacht, in der Einsamkeit und bilden den perfekten Soundtrack für den Blick in die Tiefe.

So war also Anthony geboren und sein Name schien irgendwo gleich mitgeliefert worden zu sein. Zumindest könnte ich mich nicht daran erinnern, dass je ein Zweifel diesbezüglich bestanden hätte.

Ursprünglich war da natürlich keine Katze. Nur diese Szene und ein Gefühl. Ich ließ Anthony noch eine Weile durch die heruntergekommene Stadt stapfen, eher er zu Hause bei sich ankam um dem Leser seine bemitleidenswerten Wohnumstände vor Augen zu führen. Vielleicht war der Charakter in der ursprünglichen Version etwas trotziger, stolzer. Da war mehr von dem Gefühl, dass Anthony in diesen Zuständen lebte, weil er den Erwartungen andere nicht mehr gerecht werden wollte. Eine Art Flucht. In diesem Punkt hat sich der Protagonist im Laufe der Überarbeitungen sehr verändert. Und Überarbeitungen hat es viele gegeben. Ursprünglich war das Ganze als Kurzgeschichte mit einem Umfang von 10-20 Seiten geplant – eine Charakterstudie. Die Katze kam ein wenig später, kurz nachdem die Idee zur brennenden Stadt geboren war, ein Fantasy Roman in dem die Katzen eine ganz zentrale Rolle und Symbolik übernehmen. Von dort kam diese eine Katze sozusagen herüber und lud sich selbst zu einer Hauptrolle ein.

Kennt das wer? Dass Geschichten aus unerfindlichen Gründen ineinander übergehen, Verknüpfungen weben mit denen man als Schreiber selber nie gerechnet hätte? Mir passiert das recht oft und wer „Die Brennende Stadt“ liest einige dieser Überschneidungen erkennen. Aber an diese Stelle möchte ich auf keinen Fall mehr spoilern.

Nachdem die Figur der Katze sich in die Geschichte geschlichen hatte, wuchs der ursprüngliche Text auf recht beachtliche 50 Seiten an, mit denen ich nicht wusste was anzufangen. Schließlich befand ich mich ja mitten in einem Romanprojekt. Zu diesen fertig geschriebenen Ideen lagen noch mehrere handgeschriebene Notizen in meinem Schreibtisch, das meiste davon Ideen für mögliche Enden – aber keines davon konkret genug um logisch vom Anfang auf dieser überleiten zu können, ohne extrem viel Energie hineinzustecken, was mich von meinem anderen Projekt nur abgelenkt hätte. Da begann ich mit einer Überarbeitung und fügte die schon vorhandenen Kapitel in ein bestehendes Werk ein. Manchmal geht so etwas gut. Manchmal nicht. Und dann, wie in diesem Fall, ist es irgendwo dazwischen und man kann selber nicht sagen, ob es gut oder schlecht war. So blieb es auch eine Weile und die weiteren Kapitel zur Katze wurden jenem anderen Werk angegliedert.

Dann kam jener Moment vor knapp acht Monaten, als mir, mit Hilfe einer guten Freundin, klar wurde, dass ich jetzt endlich mal eines meiner größeren Werke veröffentlichen sollte (drei Kurzgeschichten hatte ich schon mit Zusagen in Anthologien untergebracht). Anthony und sein einsamer Moment auf dem Parkplatz hatte ich nie vergessen und so begann ich die einzelnen Kapitel zu lesen. Was ich sah gefiel mir, auch wenn es viel zu wenig für einen kompletten Roman war. Also setze ich mich hin und begann ein Inhaltsverzeichnis zu schreiben. Kapitel für Kapitel. Jeweils mit der Hauptidee, worum es gehen sollte, den Handelnden und möglichen Konsequenzen.  Insgesamt kam ich auf 13 Kapitel – plus dem Schluss, den ich auf Basis meiner alten Aufzeichnungen erarbeitete. Natürlich hatte sich in der Zwischenzeit viel bei mir getan. Neue Ideen, Horizonte und Erwartungen an ein Buch. Es blieb mir nichts übrig als jedes einzelne Kapitel durchzugehen, umzuschreiben und in Form zu bringen. Nicht wenig Zeit verbrachte ich damit lose Enden zu entfernen, neue Handlungsstränge einzufügen und auch sonst in den Kern der Geschichte einzugreifen. Doch der schwierigste Teil war, komplett neue Kapitel zu sachreiben. Zuerst musste die schlafenden Handlung in meinem Kopf wieder erwachen. Und wie sie erwachte. Nicht mit einem Seufzer sondern mit einem Brüllen. Schlussendlich bestand die Herausforderung darin mich kurzzufassen. Ich neige zu einem etwas schwülstigen, ausufernden Stil, geprägt von endlosen Sätzen und noch mehr Adjektiven. Da musste ich mich zusammenreißen, denn was den Deutschlehrer beindruckt, sorgt bei Lektoren in der Regel für den Drang das Manuskript in den Müll zu werfen.

Es dauerte viele, viele Überarbeitungsschritte das Inhaltsverzeichnis zu finalisieren. Immer wieder mussten Kapitel verschoben werden, teilweise war es auch notwendig neue Kapitel zu schreiben um Übergänge und Nebenhandlungen sauberer abzuwickeln. Gerade auf den letzten 50 Seiten hat sich sehr viel getan – denn auch der beste Plan kann einen Schreiberling nicht darauf vorbereiten, dass die Geschichte sich am Ende immer selber schreibt. Gerade die Dynamik zwischen Anthony und Miranda hat sich sehr verselbstständig und am Schluss schrieb ich es so, wie es die Protagonisten von mir wollen und nicht umgekehrt.

Im Prinzip habe ich mit der folgenden Kapitelordnung begonnen:

Kapitel 1: Der Verlorene             
Kapitel 2: Die Verfolgte               
Kapitel 3: Die Verfolger               
Kapitel 4: Ungebetene Gäste   
Kapitel 5: Nachtangriff 
Kapitel 6: Preis des Versagens 
Kapitel 7: Wer schlafende Hunde weckt             
Kapitel 8: Die Zuflucht  
Kapitel 9: Die Tafeln
Kapitel 10: Die Wahrheit             
Kapitel 11: Zweifel         
Kapitel 12: Auf der Spur              
Kapitel 13: Krisis

Die finale Kapitelfolge der ersten 13 Kapitel lautete dann:

Kapitel 1: Der Verlorene             
Kapitel 2: Die Verfolgte               
Kapitel 3: Die Verfolger               
Kapitel 4: Ungebetene Gäste   
Kapitel 5: Nachtangriff 
Kapitel 6: Preis des Versagens 
Kapitel 7: Gefangen
Kapitel 8: Wer schlafende Hunde weckt             
Kapitel 9: Die Zuflucht  
Kapitel 10: Außer Kontrolle
Kapitel 11: In der Tiefe 
Kapitel 12: Die Tafeln    
Kapitel 13: Die Wahrheit             
 
Bei den ersten 6 Kapiteln bestand keine Frage, sie folgten einem klaren Ablauf und konnten so bestehen bleiben. Kapitel 7 hingegen musste neu geschrieben werden und existierte vorher in keiner Form, weder so noch anders. Der Anstoß kam wieder von einer guten Freundin, die meinte, dass hier eine zusätzliche Szenen dem Verständnis der Geschehnisse im Hintergrund zuträglich wären. Außerdem können zusätzliche Szene mit Telar nie schaden. Dadurch wurde „Die Zuflucht“ zu Kapitel 9.

Danach stellte ich fest, dass gerade die Ereignisse in der unterirdischen Anlage des Militärs nicht so recht flossen. Schlüsselszenen folgten viel zu schnell aufeinander, die Motive der Handelnden entwickelten sich in einer Geschwindigkeit, die nicht mehr nachvollziehbar zu sein schien. Als Schreibender vergisst man schnell, dass potentielle Leser nicht die Fülle an Informationen haben über die man selber verfügt. Ich kenne die Hintergründe jeder Handlung, sitze im Neokortex meiner Kreaturen. Also wurde das Kapitel „Die Tafeln“ geteilt in „Außer Kontrolle“ und „Die Tafeln“. Das verschaffte den Protagonisten mehr Zeit auf die Situation zu reagieren. Die Kapitel „Zweifel“ und „Auf der Spur“ wurden sehr viel weiter hinein verschoben, da ich den dort geschilderten Ereignissen mehr Vorlauf gönnen wollte. An deren Stelle rückte ein völlig neues Kapitel mit dem Titel „In der Tiefe“ um der Katze und Telars Machenschaften noch mehr Platz auf der Bühne der Geschehnisse einzuräumen. Generell war es im ursprünglichen Konzept so, dass dieser geheimnisvolle Mann viel weniger auftrat, seine Motive wesentlich mehr im Dunkeln blieben. Jedoch schon die ersten Probeleser (allesamt Freunde, die mich bestärkten dieses Buch zu vollenden) meldeten zurück, dass sie mehr von Telar sehen wollten.

Bei allem was ich schreibe habe ich festgestellt, dass die Geschichte mit dem Schrieben wächst. Vielleicht gibt es Schriftsteller, die, wie einst Paul McCartney bei Yesterday, mit dem fertigen Werk im Kopf aufwachen und nur mehr die Melodie in Stein meißeln müssen. Bei mir war das fast nie der Fall (außer bei einer Kurzgeschichte: „Der Dunkle Fluss“, die man übrigens in der Anthologie „Styx – Fluss der Toten“ aus dem LUZIFER-Verlag nachlesen kann – bei der stand ich wirklich, und da ist jetzt kein Scherz, an einer Straßenkreuzung, sah einen alten Mann auf einem Fahrrad und die gesamte Geschichte war da, einfach so). Meine Geschichten wachsen, reifen und gehen ihren eigenen Weg.

Ich denke das waren jetzt genug Informationen für diese Ausgabe von „Hinter den Kulissen“. Mehr dazu und zu den anderen Charakteren, wie zum Beispiel Miranda und ihrer Entstehungsgeschichte, gibt es in Teil III. Bis dann!

Mein Roman "Die Katze und das Projekt Omega" - Hinter den Kulissen, Teil I

Wer meinen Twitter Account verfolgt (@GoShoo) oder auf Facebook (als Dan Gerrit) bei meinen Freunden weilt,  wird wissen, dass vor knapp zwei Monaten mein Debutroman „ Die Katze und das Projekt Omega“ erschien. Lange hat es gedauert, viele Hindernisse wollten aus dem Weg geräumt werden aber schließlich und endlich gibt es tatsächlich ein längeres Werk von mir in gedruckter Fassung (und natürlich auch als eBook für Kindle und andere Plattformen) zu lesen. Geschrieben habe ich das ganze unter dem Pseudonym „Dan Gerrit“ – was nicht viel genutzt hat, weil mittlerweile alle in meinem Umfeld (vor allem jene, deretwegen ich dieses Pseudonym wählte) wissen, dass ich Dan Gerrit bin - na gut - man kann nicht alles haben.



Nun, da die Arbeit am Werk getan, dachte ich mir, es wäre doch nett hier, in meinem in letzter Zeit etwas verwaisten Blog, etwas über das Buch zu bringen. Ein Blick hinter die Kulissen, das, was man auf einer DVD wohl in der Rubrik „Special Features“ finden würde. Eben Infos die einer Autorenhomepage ebenfalls gut zu Gesichte stünde, wenn man denn eine unterhielte.  

Vielleicht weiß der eine oder die andere noch gar nicht, was dieser Roman von Dan Gerrit überhaupt ist. „Die Katze und das Projekt Omega“ ist ein Projekt mit einer langen und schwierigen Entstehungsgeschichte. Erst vor ca. 8 Monaten wurde mir überhaupt so richtig klar (with a little help from my friends), dass ich konkret ein Buch aus der speziellen Idee machen wollte. Zuvor handelte es sich um eine lose Sammlung von 13 Kapiteln und wild bekritzelten Zetteln mit Ideen für so etwas wie einen Abschluss *einer* Geschichte. Und überhaupt hätte die Geschichte ursprünglich nur „Die Katze“ heißen sollen – aber Bücher mit dem Titel gibt es schon ein paar, also musste der Zusatz ran. Genauere Details dazu folgen in den späteren Kapiteln dieser mehrteiligen Reihe „Hinter den Kulissen“. Für den Moment muss genügen, dass der Weg lang, der Abschluss dafür erstaunlich zügig von statten ging. Als die Entscheidung stand, ging mir das eigentliche Schreiben sehr leicht von der Hand. Ob das jetzt gut oder schlecht ist muss jeder Leser für sich selber entscheiden.

Worum geht es in „Die Katze und das Projekt Omega“ nun eigentlich? Informationen kann man an verschiedenen Stellen einholen.

Prinzipiell bietet sich der Klappentext immer als erste Anlaufstelle an, unter anderem auf Amazon (Link: http://www.amazon.de/Die-Katze-Projekt-Omega-Mysterythriller/dp/3942539705/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1333751955&sr=8-1):

Sie besitzt die Farbe der Unschuld, doch sie ist nicht von dieser Welt! Eine scheinbar streunende Katze mit ungewöhnlichen Fähigkeiten verändert das Leben des gescheiterten Schriftstellers Anthony Wasner und bringt ihn mit einer schwerverletzten Frau zusammen, die von einer Militärelite als Verräterin gejagt wird. Bald sind er und die Genetikerin Miranda auf der Flucht. Aber nicht nur vor menschlichen Verfolgern, sondern auch vor Wesen aus der Welt der Katze. Dieses Tier soll wieder in das geheime unterirdische Labor zurückgebracht werden, in dem Experimente mit einem seltsamen Artefakt das Tor zu einer anderen Dimension geöffnet haben. Eine Büchse der Pandora, deren Schlüssel eine weiße Katze ist.

Eine Leseprobe gibt es für Interessierte an verschiedenen Stellen online. Ganz besonders ans Herz legen möchte ich allen die Ausgabe Nr. 11 des „SpecFlash“ (Link: http://epaper.specflash.de/), denn darin findet man nicht nur besagte Leseprobe sondern auch noch viele andere Geschichten von interessanten Autoren. Mein Beitrag ist ab Seite 82 zu bestaunen.

Außerdem hat der Verlag noch einen sehr gelungenen Trailer zum Buch auch YouTube gestellt: http://www.youtube.com/watch?v=_cDMSRk2SoM

Aber zurück zum Klappentext: Worum es wirklich geht lässt sich davon aber nur schwer ableiten. Im Zentrum stehen drei Personen. Zum einen den schon erwähnten Anthony Wasner, den ich persönlich immer „Den Verlorenen“ nennen, weil er ziel- und ratlos durchs Leben treibt. Der Verlorene ist eine Art Archetyp, eine ganz spezielle Art von Mensch, die mich immer fasziniert hat. Der Verlorene hat, im Gegensatz zu den meisten anderen Menschen, unglaubliches Potential. Er kann, gerade weil er keinen Ankerpunkt besitzt, zu allem werden was er will, wenn, ja wenn er nur den Willen fände etwas SEIN zu wollen. Die zweite zentrale Person ist die ebenfalls erwähnte Miranda, eine brillante Wissenschaftlerin, die, nachdem sie in den Abgrund blickte, erkennt, dass sie doch ein Gewissen hat und versucht alte Fehler wieder gut zu machen. Sie ist ein Katalysator, bringt Dinge in Bewegung – man könnte sagen das Gegenstück zu Anthony. Die letzte Person ist Telar. Eine Art Racheengel, ein Besessener, ein von einem einzigen Ziel Getriebener. Miranda steht ihm im Weg – und später auch Anthony. Wenn man alles drum herum wegnimmt, all die Schnörkel, Wendungen und (hoffentlich) cleveren Formulierungen, dann bleiben im Grunde die Konflikte, Wünsche und Ängste dieser drei Handelnden. Anthony, der Orientierungslose, der Verlorene, wird mit Miranda konfrontiert, die mit einer Energie in sein Leben tritt, derer er sich nicht entziehen kann – denn, wie die meisten Verloreneren, sehnt er sich nach einem Ziel, einem Horizont. Und dieses Ziel erhält er, als klar wird, dass Miranda wegen ihrem Wissen verfolgt wird. Telar, der nach Rache dürstende, weiß nämlich, dass Miranda ihm im Weg steht, dass sie zu viel weiß von seinen geheimen Experimenten und seinen Verbindungen zum Militär, das sein Wissen wiederum gerne für ihre Zwecke nutzen würde. So sind die beiden einerseits auf der Flucht, andererseits aber auch in der Offensive, denn Miranda will ihre Fehler wieder gut machen, Telars Pläne vereiteln um sich selber rein zu waschen.

Was hat das alles mit der Katze zu tun? Sie ist so etwas wie das Bindeglied zwischen allen Handelnden. Telar will sie benutzen. Miranda beschützen und Anthony – für ihn repräsentiert sie eine zweite Chance im Leben. Rettet er die Katze, rettet er sich selbst. Die Frage ist nur: Will er das überhaupt? Der Leser wird es herausfinden.

Ja, das Buch ist ein Thriller. Ja, es ist Mystery mit Fantasy-Elementen. Aber eigentlich geht es um die Personen und weniger um Spezialeffekte und übernatürliche Wesen. Die kommen selbstverständlich  vor aber ich hoffe den Personen und ihren Motive ausreichend Tiefe verliehen zu haben.

In den nächsten Ausgabe von „Mein Roman Die Katze und das Projekt Omega - Hinter den Kulissen“ möchte ich etwas mehr über die Entstehungsgeschichte des Werkes sprechen, die Veränderung der einzelnen Kapitel über den Schreibprozess hinweg und natürlich wie ich überhaupt dazu kam das erste Wort zu Papier zu bringen. Man kann also auf Teil II gespannt sein. Über Feedback würde ich mich natürlich riesig freuen!