Wie kam ich überhaupt darauf? Eigentlich müsste man das Buch strenggenommen als „Frustkauf“ kategorisieren, war ich doch eigentlich auf der Suche nach etwas ganz anderem. Als ich nicht fündig wurde ging ich noch an einer Buchhandlung vorbei und im Regal für Fantasy und Science Fiction hat mich dieses Cover angelacht.
Hier ein Foto:
Als nächstes fand ich dann den Text auf der Rückseite ziemlich witzig – hat mich ein wenig an Douglas Adams oder Terry Pratchett erinnert – und da ich diese beiden Autoren quasi verehre, hab ich’s mir gekauft.
Hier der Klappentext:
Er ist kein gewöhnlicher Detektiv. Es ist Zauberer und Meister der kleinen schmutzigen Tricks, und wenn die Umstände es erfordern, nimmt er es mit dem Gesetz nicht so genau. Er ist ein echter Gentleman. Und … er ist ein Skelett.
Als Stephanie Skulduggery das erste Mal sieht, ahnt sie noch nicht, dass sie ausgerechnet mit ihm eines ihrer größten Abenteuer erleben wird.
Denn um den mysteriösen Tod ihres Onkels aufzuklären, muss sie Skulduggery in eine Welt voller Magie begleiten – eine Welt, in der mächtige Zauberer gegeneinander kämpfen, Legenden plötzlich zum Leben erwachen und in der das Böse schon auf Stephanie wartet …
ERSTER EINDRUCK:
Ich finde die Cover-Art des Buches einfach genial. Skulduggery ist sehr stylisch als wandelndes Skelett in Anzug und flammenden Händen. Als ich das sah, dachte ich sofort: Muss mehr erfahren!! Sehr schön ist auch, dass der Schriftzug „Skulduggery Pleasant“ leicht über das Papier hinaus erhaben ist, sich voluminös anfühlt. Weiß jetzt nicht, ob das wirklich wichtig ist, verleiht dem Buch aber eine gewisse „Wertigkeit“, auch wenn es sich nur um ein Taschenbuch handelt. Die Außenkanten sind in Orange eingefärbt – alles in allem hebt es sich von den anderen definitiv ab. Auf dem Buchrücken sieht man sofort eine dicke 1 prangen – es handelt sich also um den ersten Teil einer Reihe. Sowas finde ich persönlich immer gut, wenige Dinge sind schlimmer als eine gute Geschichte, die zu Ende geht. Schließlich und endlich war es aber der Text auf der Rückseite, der mich vollends davon überzeugte, das Buch zu kaufen. Dieser fängt ziemlich absurd-witzig an (was ich sehr mag), verrät aber gleich mal, dass die Geschichte unter Umständen auch recht spannend sein könnte. Welt voller Magie? Sehr gut! Mächtige Zauberer? Her damit! Böses, das nur darauf wartet zuzuschlagen? Ist gekauft!
DIE STORY:
Im Grunde genommen ist die Geschichte erstaunlich simpel und altbekannt. Wir haben die Protagonistin, Stephanie Edgley, zwölf Jahre alt und irgendwie eine Außenseiterin und seltsam - der Autor bemüht sich überhaupt nach Leibeskräften dem Leser sofort klarzumachen, dass dieses Mädchen anders ist und nicht in die normale Welt passt. Foreshadowing mit dem Holzhammer sozusagen. Auch ihre Familie ist etwas komisch, vor allem ihr völlig zerstreuter Vater, der auch schon mal ohne Schuhe das Haus verlassen möchte.
Die Geschichte beginnt, als ihr Lieblingsonkel, ein Sonderling erster Klasse, überraschend sein Leben aushaucht. Besagter Onkel war Schriftsteller und schrieb über Monster, Blut und generell Dinge, die man Kindern eher weniger zum Lesen gibt. Stephanie, wie könnte es anders sein, liebt diese Bücher. Bei der Testamentseröffnung erfährt sie, dass sie den Großteil des Erbes zugesprochen bekommen hat und begegnet einem verkleideten Skulduggery Pleasant (generell ist es keine gute Idee sich den Menschen offen zu zeigen, wenn man ein wandelndes Skelett ist). Der Leser lernt recht schnell, dass Stephanie unglaublich dickköpfig ist und so kommt es, dass sie kurz darauf eine Nacht alleine im Haus ihres verstorbenen Onkels verbringt. Natürlich wird sie in der Nacht angegriffen und nur Skulduggerys Erscheinen bewahrt sie vor Schlimmerem. Er ist ein alter Freund ihres Onkels. Ein Magier. Und ein Skelett. Außerdem will er herausfinden, was mit dem guten Onkel wirklich geschah und ob der Tod so natürlich kam wie alle glauben. Stephanies Onkel war wohl im Besitz von etwas, das jemand gerne in seine Finger bekommen möchte. Stephanie, die, wir sind ja schon vorbereitet, selber recht ungewöhnlich ist, reagiert recht untypisch auf den Anblick eines wandelnden Skelettes und beschließt, Skulduggerys Partnerin zu werden.
Von da an begibt sich das ungleiche Team in die seltsame und häufig recht gefährliche Welt der Magie. Es gibt genretypisch einen bösen Zauberer der „alte Götter“ (aka Die Gesichtslosen) heraufbeschwören möchte, für die wir Menschen nur eine auszurottende Plage sind, einen „weisen“ Magierrat, der sich ziemlich dümmlich anstellt und auch sonst vielerlei interessante Sachen zu entdecken. Und ja – um kein Klischee auszulassen schreibt der Autor der jungen Dame auch noch eine besondere Abstammung auf den Leib. Habe ich schon erwähnt, dass die Gesichtslosen sehr stark an HP Lovecrafts Cthulu-Zyklus erinnern? Zumindest wird diese Inspiration nicht geheim gehalten, sondern von den Charakteren sogar offen besprochen.
DER ERZÄHLSTIL:
Ich muss sagen, mir gefällt es wie Derek Landy seine Szenen aufbaut und Spannung erzeugt. Der absurde Humor blitzt immer wieder zwischen den Zeilen auf und fühlt sich für mich zu keiner Zeit übertrieben an. Die Handlung an sich beginnt ziemlich schnell (in Sinne von – man wird schnell in die Handlung hineingezogen ohne lange Vorreden) und lässt im Laufe des Buches eigentlich nie wirklich nach. Die Geschichte ist in der 3. Form erzählt und nutzt eine sehr milde Form des auktorialen Erzählstils. Das Erzähler „Ich“ weiß definitiv mehr über die Welt, Vergangenheit und Zukunft als die Charaktere, drängt sich aber nie unangenehm in den Vordergrund (mir ist eigentlich nur eine Stelle im Stil von „Oh, wenn unsere Helden nur wüssten, was gleich passieren wird…“ Im Gedächtnis geblieben). Alles in allem liest sich das Buch sehr leicht. Man merkt, dass es für Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 15 gedacht ist.
DIE HANDELNDEN:
Stephanie selbst ist ein wenig ambivalent, da sie mit einigen Stereotypen belegt wurde. Es ist fast schon übertrieben wie sie als „anders“ und „seltsam“ beschrieben wird. Darüber hinaus ist sie ziemlich stur, bringt damit Skulduggery in Schwierigkeiten, hilft ihm aber auch immer wieder genau mit dieser Eigenschaft. Vielleicht ist sie ein bisschen zu schlau – ich persönlich bevorzuge meine Protagonisten ein wenig realistischer (zum Beispiel hat es praktisch nie Konsequenzen, wenn sie Mist baut – irgendwie endet es immer zu ihrem Vorteil). Mit bestimmten Aspekten ihrer Persönlichkeit kann ich mich aber sehr gut identifizieren. Alles in allem mag ich sie und bin schon sehr gespannt, wie sie sich über die Serie weiterentwickelt - sie hat definitiv großes Potential eine dunklere Seite ihrer Persönlichkeit zu entwickeln.
Skulduggery selber ist ziemlich genial. Ja klar, auch dieser Charakter ist ziemlich überzogen in der Hinsicht, dass er auch nichts wirklich „falsch“ machen kann – egal was passiert, mit einem lockeren Spruch und etwas Magie kriegt er alles hin. Genau der Typ Actionheld, der einem Foltermeister in die Augen sieht und grinsend fragt „Ist das schon alles?“ Außerdem hat der Charakter eine sehr interessante Hintergrundgeschichte, die von sehr witzig (Beispiel: Skulduggerys Schädel ist nicht wirklich sein eigener … mehr will ich hier aber nicht verraten) bis tragisch reicht. Er kommt durchaus facettenreich daher und für die weiteren Bücher ist noch viel Potential vorhanden seinen Hintergrund auszubauen bzw. Geschichten auf diesem Fundament zu errichten.
Der „Oberbösewicht“ der Geschichte, ein Mann namens Nefarian Serpine (dieser Name, oh dieser Name), ist leider extrem eindimensional geraten. Wo kommt er her? Wie wurde er so? Hatte er ein Leben, bevor er böse wurde? Auf diese Fragen bekommt der Leser nicht einmal im Ansatz eine Antwort. Herr Serpine hat nur ein einziges Ziel und selbst das ist eigentlich ziemlich unlogisch, wenn man länger darüber nachdenkt. Aber zumindest ist er unterhaltsam und es ist moralisch unbedenklich, ihm ein grausiges Ende zu wünschen.
MEIN FAZIT:
Skulduggery Pleasant gehört sicher nicht in den Olymp der Literatur, nicht einmal der reinen Unterhaltungsliteratur. Zum Genre der phantastischen Literatur leistet das Werk nicht wirklich einen neuen Beitrag, vermag aber viele ältere Elemente geschickt zu verbinden (die Vorstellung, dass Namen einem Macht über eine Person verleihen – weshalb alle Magier eine Art Künstlernamen führen um ihre echten Namen zu schützen; die Idee von verschiedenen Formen der Magie; Alte Götter die einst besiegt wurden und jetzt auf ihre Rückkehr warten; ein Krieg zwischen Magiern, …).
Die Handlung ist fast von Beginn an ziemlich vorhersehbar – keine der Storywendungen war wirklich unvorhersehbar. Das ist aber in diesem Fall kein Manko, denn das Buch tut genau das was es soll: Wunderbar unterhalten. Die Dialoge sind witzig, die Handlung schnell und ohne nennenswerte Leerläufe und die Charaktere allesamt ansprechend in den Rollen, die sie ausfüllen.
Wer nach dem literarischen Gegenstück zu Popkornkino vom Feinsten sucht und Magie und Fantasy generell gerne mag, kann mit „Skulduggery Pleasant. Band 1. Der Gentleman mit der Feuerhand“ kaum falsch liegen. Ich hab die Folgebände (mittlerweile sind es insgesamt 7 Bände in der Serie) schon gekauft, diese allerdings im englischen Original.
Wertung: 7 von 10 Punkten
Daten zum Buch (Quelle Amazon.de – Link zum Buch):
Broschiert: 352 Seiten
Verlag: Loewe Verlag (15. Februar 2011)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3785572689
ISBN-13: 978-3785572689
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 12 - 15 Jahre
Größe und/oder Gewicht: 18,8 x 12,4 x 3,2 cm
Genau so bin ich auch auf die Reihe gestoßen. Rücken gelesen - gekauft. Und dann hat die Liebe Tanja von Tanjas Rezensionen mir noch gesagt, dass die bücher von buch zu buch besser werden und gestern sind dann Bd. 2 und 3 bei mir eingetrudelt ;) Schöne Rezi.
AntwortenLöschenVielen Dank für das Kompliment! Hast schon mit Band 2 angefangen?
LöschenHmm ich glaub für mich wäre das Buch nichts. Tolle, ausführliche Rezi
AntwortenLöschen