Mich macht es völlig irre, wenn die Dinge zu lange gleich bleiben. Egal ob das jetzt privat, beruflich oder bei irgendeinem Hobbie ist, irgendwann erwacht dieser kleine, selbstzerstörerische Zwerg in mir der nichts lieber tut als das Hier und Jetzt in Schutt und Asche zu legen um auf den Ruinen das Bühnenbild für die nächste Szene meines Lebens zu errichten. Komplett mit neuen Darstellern und Konflikten. Gut finde ich das eigentlich nicht. Und doch, es scheint unvermeidlich.
Das erinnert mich ein bißchen an dieses Lied von Electric President „Insomnia“: „I’m a headcase if I don’t keep moving / And my head hurts if I don’t sit still.” Ziemlich treffend wie ich finde. Ich dreh durch wenn ich mich nicht weiterbewege, wenn sich die Welt nicht dreht und alles irgendwie gleich bleibt aber genauso bereiten mir die ständigen Veränderungen Kopfschmerzen und irgendwie hätte ich gerne sowas wie Stabilität, ein sicheres Umfeld in dem alles irgendwie gleich bleibt. Konserviert. Bekannt. Tröstlich. Ich bin sicher nicht der König der Widersprüche aber in der Thronfolgerordnung irgendwo vorne mit dabei.
Keine Ahnung, wie lange und wie oft ich mich schon mit diesem kleinen, destruktiven Zwerg in mir beschäftigt habe oder ob er immer schon da war. Als Kind war ich wohl anders. Aber wer ist das nicht? Hat das Leben den Zwerg geschaffen oder wäre er von selber erwacht? Man weiß es nicht. Ich weiß es nicht.
Was kann denn der kleine Kerl und warum ist er so penetrant? Immer dann, wenn alles gut zu laufen scheint, wenn alles geregelt ist und die Zukunft auf Schienen vor meinem inneren Auge erscheint erwacht dieses Monster. Es schlägt seine Augen auf, sieht sich um und denkt: „Na, das können wir doch besser.“ Es folgen Chaos, Tränen, massive Zerstörung und ein zwangsläufiger Neuanfang. Ein wenig wie die menschliche Kultur. Oder was glaubt ihr vorauf wir stehen? Auf den Skeletten alter Städte und deren Bewohner. Die Welt ist ein einziger Friedhof, über den man in unregelmäßigen Abständen Städte gebaut hat und wieder bauen wird. Und so kommt mir meine Existenz vor. Ab und zu wage ich mich einem Archäologe gleich in die tiefen Sedimente, prüfe was da zu finden wäre und kehre mit meinen Funden zurück. Beweise von vorherigen Leben die längst im Nebel der Zeit verschwunden schienen. Man könnte den Rest des Lebens auf Zehenspitzen durch die Welt schleichen um das Monster nicht wecken. Lösung kann man das dann aber nicht nennen.
Manchmal sind es auch bestimmte Dinge oder Personen, vielleicht auch Verantwortung, die mich an einem festen Ort im Raum halten. Solange die gut sind, kann der Zwerg, das Monster schlafen. Aber nichts ist immer gut. Gar nichts. Nicht selten löst der Verlust, oder der vermeintliche Verlust dieser Anker das Erdbeben aus. Dann gibt es kein Zurück mehr. Sobald die Platten driften ist es passiert.
Momentan spüre ich wieder ein wenig dieses Kitzeln, ein Jucken in der Nase. Vielleicht auch ein Zucken in den Beinen. Immer häufiger schaue ich mich in meiner Welt um, frage mich, ob das schon alles gewesen sein kann. Es stellt sich ein Gefühl ein, eine Art von kaum fassbarem Wissen, dass alles was man hier tut, völlig bedeutungslos ist und es irgendwo grünere Wiesen geben muss. Und mit einem Mal ist jeder Grashalm gelblich ausgedörrt. Normalerweise sind das die ersten Zeichen, dass es Zeit für einen Umbruch wäre. Die Frage ist, ob sich das lohnt. Könnte man das Leben nicht besser nutzen? Statt alte Städte in Schutt und Asche zu legen das, was man schon hat, ausbauen? Kann man sich dagegen wehren oder ist dieser bösartige Zwerg der Zerstörung eine Naturgewalt? Frage mich gerade, ob ihr das auch kennt!
Mein Mentor hat mal gesagt "Alles was stagniert, verfault". Da ist was Wahres dran, deshalb denke ich, dass man ab und die ausgetretenen Pfade verlassen muss und mit kindlicher Neugierde auf Entdeckungstour gehen sollte :-)
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