Samstag, 2. April 2011

Sind die Gedanken frei? Ein Kurz-Statement

Wie immer wenn ich spät des Nächtens durch die Blogs anderer Menschen streife habe ich auch diesmal die eine oder andere Idee für neue Einträge aufgeschnappt. Diesmal war es die Frage, ob denn die Gedanken wirklich frei sind. Das ist verdammt schwer zu beantworten, vor allem weil man nirgendwo die „richtige“ Antwort googeln kann. Oder führt das Universum mittlerweile eine eigene Wiki?
Als Menschen sind wir zu einer gewissen Art zu denken erzogen worden, das beginnt schon bei der Sprache – man kann zeigen, dass Personen, die mit strukturell unterschiedlichen Sprachen (z.B: Japanisch im Vergleich zum Deutschen) aufgewachsen sind anders denken, ihre Umwelt anders sortieren und vielleicht sogar wahrnehmen. Sein schlägt sich in der Sprache nieder und Sprache beeinflusst im Gegenzug das Sein – ein sich ewig drehender Kreis und die Frage was zuerst damit angefangen ist genauso müßig wie unsägliche „Henne oder Ei“ Diskussion.
Einen wesentlichen Einfluss zu Beginn haben sicher die ersten Bezugspersonen, in den meisten Fällen immer noch die eigenen Eltern. Und wer glaubt die Rebellion gegen das Elternhaus sei ein Zeichen von besonders freien Gedanken und höchst ausgeprägtem Idealismus dem sei an dieser Stelle gesagt, dass dieses Auflehnen „gegen etwas“ im Prinzip auch nur ein Zeichen von Beeinflussbarkeit ist („Rebell without a cause“ Syndrom) und keineswegs auf Augenhöhe mit dem sich Auflehnen „für etwas“ operiert.
Aus dem Elternhaus draußen beginnen andere Einflüsse unser Denken zu formen und es in eine bestimmte Richtung zu drängen. Das sind dann Freunde, Lehrer, Professoren, die Medien, alles Mögliche. Natürlich kann man diese Einflüsse ein wenig steuern aber wirklich nur minimal. Ist euch schon mal aufgefallen mit was für Menschen man sich in der Regel umgibt? Natürlich solchen die ähnliche Interessen haben, deren Einstellungen sich mit den eigenen decken, die genetische Vielfalt welche die Natur so liebt scheint im geistigen Bereich oft etwas zu kurz zu kommen. Oder wann habt ihr euch das letzte Mal einfach so mit denen befasst die euch generell etwas komisch vorkommen, mit denen ihr nichts gemeinsam habt und deren Argumente euch wenig überzeugend erscheinen? Keine Sorge, ich fange nicht an zu predigen, bin ja genauso weil auch nur ein Mensch. Aber selbst wenn wir uns darauf einließen … wären unsere Gedanken dann frei? Vielleicht nicht, aber zumindest etwas freiER.
Im Prinzip haben wir das Potential alles zu denken was denkbar ist (und, es sei an dieser Stelle angemerkt, es ist überraschend wie viele nicht denkbar ist bis ein großer Gesit es endlich ersinnt -> wahrscheinlich einer der Hauptgründe warum sich jede Generation für den Höhepunkt dieser doch recht erstaunliche Kette namens Menschwerdung hält), aber tatsächlich werden wir immer im Rahmen unserer Prägung bleiben. Deshalb ist es auch so schwer andere Menschen von der eigenen Sichtweise zu überzeugen. Meine Einstellungen, Ideale, alle in schöne Gedanken gefasst, machen für mich so perfekten Sinn weil sie mit mir herangereift sind, sie haben sozusagen tiefe Bahnen in die Straßen meines Geistes gegraben und ziehen dort munter ihre Runde.  Aber kaum versuche ich diese simplen subjektiven Wahrheiten einem anderen Geist zu vermitteln schon beginnen die Probleme. Meine Argumente werden falsch verstanden, anders interpretiert. Und da werden dann die Filter sichtbar mit denen wir auch die Wirklichkeit erfassen. Wie kann man eine absolute Freiheit der Gedanken postulieren, wenn sie so offensichtlich gefärbt durch die verschiedensten Gläser in die Kammer unserer subjektiven Wirklichkeit fallen – Gläser von denen wir uns die meisten nicht einmal selber ausgesucht oder aufgesetzt haben?
Aber vielleicht ist das mit den freien Gedanken so wie mit dem freien Willen – im Grunde ist es für den Alltag und aus Sicht des Pragmatikers egal ob unser Handel determiniert und frei ist – sicher wüssten wir es ohnehin wenn wir die Zeit zurückdrehen und beobachten könnten ob ich zweimal hintereinander dasselbe tun und denken würde. Wahrscheinlich existiert ein solcher freier Wille nicht, auch in tausend Schleifen würde ich wahrscheinlich immer wieder dasselbe tun.
Macht das einen Unterschied für mich hier und jetzt? Nein, eigentlich nicht, denn es kommt mir, im Jetzt so vor als könnte ich entscheiden ob ich nach links oder rechts gehen, jemand aus der Zukunft wüsste es sicher – aus meiner Sicht Freiheit, aus seiner Sicht alles determiniert.
Zum Abschluss: Wie mit den meisten Dingen im Leben lohnt sich wohl ein pragmatischer Ansatz – wir sollten einfach so tun als wären unsere Gedanken frei, denn wenn sie es sind, dann ist es okay und wenn sie es nicht sind, dann kann alle Philosophie der Welt nichts daran ändern.

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