Samstag, 2. April 2011

Wie man sein sollte

Das könnte jetzt ein wenig melodramatisch klingen, aber was solls? Wer mich oder was ich so schreibe nicht mag wird es eh nicht lesen und alle anderen können sicher damit umgehen und werden es vielleicht sogar verstehen :)

Ich weiß ja nicht wie es euch geht aber ich entdecke in meinem Umfeld immer mehr Leute die mir versuchen einzureden wie ich sein soll, was ich tragen müsste und mit wem ich mehr Zeit zu verbringen hätte.  Das nervt irgendwie ungemein, schon alleine deshalb weil ich das Gefühl habe selber sehr gut zu wissen wie ich bin, was ich gerne trage und vor allem mit wem ich Zeit verbringen möchte.
Ein besonderes Highlight diesbezüglich war ein Abend mit zwei Freundinnen die mir doch allen Ernstes erklärt haben, dass ich für Rucksäcke mittlerweile zu alt sei, die wären nur was für Teenager. Ich trag ja seit Jahren Rucksack, war immer schon so, selbst die klassischen Schultaschen wurde nach vier Jahren Grundschule ausgemustert und gegen einen Rucksack ersetzt, das ging bis zur Reifeprüfung und zur Universität weiter und ich habe keinerlei Absicht meinen Rucksack abzulegen nur weil ich jetzt im Arbeitsleben bin. Mein Rucksack ist ein Teil von mir, ich kann ihn gemütlich von der Schulter baumeln lassen und er bietet unendlich mehr Platz also so eine blöde Umhängetasche welche die Damen mir einzureden versuchten. Im Rucksack kann man auch mehrere Lagen übereinander stapeln, was besonders wichtig ist für jemanden wie mich der am liebsten alles was man brauchen könnte bei sich hat, immer und  überall. Warum sollte es überhaupt für irgendwen von Bedeutung sein worin ich meine Unterlagen verstaue? Ändert das wirklich etwas an der Wichtigkeit derselben? An meiner Person? An dem was ich erreicht habe?
Außerdem hat wohl jemand meinen Blog entdeckt den ich eigentlich lieber nicht hier gehabt hätte, vor allem weil diese Person zur extrem wertenden Fraktion gehört. Offensichtlich gibt es in den Köpfen mancher Menschen immer noch die fixe Vorstellung es gäbe eine richtige Art zu leben und eine Million falsche Arten. So hat meine Welt nur nie funktioniert. Vielleicht tut es manchmal mehr weh in der Grauzone zu leben aber ich würde es nicht anders haben wollen, hier bin ich daheim und ich seh‘ Dinge, erlebe Sachen und habe die Freiheit in Richtungen zu gehen von denen jene die an das Leben auf Schienen glauben nicht mal gerüchteweise eine Ahnung haben. Solche Personen würden auf Grund meiner Einträge hier sogar darauf schließen, dass ich einsam bin (und natürlich gleich ne Wertung vergeben, sozusagen das Anti-Favstar)   ... dabei könnte nichts weiter von der Wahrheit entfernt sein - ich treffe die interessantesten Menschen, egal ob online oder offline und selbst wenn die mal nicht da sein sollten, Sylvia (Platz), Emily (Dickinson) und Robert (Frost) sind immer da - nicht zu vergessen Lovecraft, Salinger, Frisch, Dürrenmatt, Hesse, ... da kommt eine Proseccoparty nicht ran!
Wenn ich hier über Einsamkeit, Schmerz und meine eigene bescheidene Position im Kosmos schreibe so ist das meiner Ansicht nach weder richtig noch falsch, es ist einfach. Das sind meine Gedanken und ich bin sehr zufrieden damit, so tickt mein Geist halt und egal was irgendwer davon hält – er wird sich nicht ändern.
Dass mir solche Kommentare in letzter Zeit immer häufiger begegnen liegt wohl auch daran, dass ich versuche bewusster zu leben, mich nicht immer nur zurücknehmen möchte um anderen etwas vorzuspielen nur weil sie das erwarten. Irgendwann bin ich aufgewacht und habe mich gefragt wann ich eigentlich aufgehört habe so zu sein wie mich fühle? Darauf wusste ich irgendwie keine Antwort weil es ein schleichender Prozess ist, so wie der Verlust von Freiheit von dem ich in einem anderen Eintrag hier gesprochen habe. Das bedeutet jetzt nicht, dass man jede Höflichkeit über Bord werfe muss, es heißt aber schon, dass zu mir selbst stehen ein höheres Gut darstellt als die Erwartungen anderer zu erfüllen.
Diese ganzen Situationen lassen mich immer wieder an das Zitat von Dr. Seuss denken:
„Be who you are and say what you feel, because those who mind don’t matter and those who matter don’t mind. “
Ich verstehe den Satz so, dass man immer man selbst sein und immer sagen soll was man fühlt denn die Leute einem wichtig sind wird das nicht stören und die es stört, die sind ohnehin nicht wichtig.
Für mich ist das eine zentrale Botschaft die eine fundamentale Wahrheit über das Leben transportiert. Wir verbringen  so viel Zeit damit uns so was wie eine Maske, eine aufgesetzte Persönlichkeit zu schaffen.  Nur damit uns die Menschen um uns herum mögen und unsere „Freunde“ sich nicht abwenden.  So sammeln wir Leute an von denen wir genau wissen, dass sie eigentlich gar nicht zu uns passen und sofort weg wären, wenn wir mal sagen würden, dass wir uns schlecht fühlen. Irgendwann verinnerlichen wir dann diese Stimmung die ständig nervt mit Aussagen wie: „Das kannst du jetzt aber nicht bringen, was werde wohl die Leute sagen?“ Mein Ansatz: Es gibt nicht in mir, an mir un dübermich was ich nicht sagen kann oder darf, nur Leute die es nicht hören wollen! Und genau das wäre doch dieses das Sieb welches die Spreu vom Weizen trennt: die wirklichen Freunde die wir in unserem Leben haben wollen, die auch zu uns stehen wenn alles schief läuft und der Wagen qualmend gegen die Wand gefahren wurden – im Vergleich zu denen die nur bei uns sind wenn wir die hochglanzpolierte Maske raushängen lassen, jenen sozialen Avatar der keine Schwäche kennt, der mit Körben locker umgeht und immer einen lässigen Sprich auf den Lippen hat.
Dummerweise gibt es diese Kunstgestalten nur im Fernsehen. Warum trotzdem so viele Menschen genau das als Ideal heranziehen ist mir unbegreiflich. Vielleicht, weil, wie ich in Twitter vor kurzem gelesen habe, alles irgendwie davon abhängt wie viel Geld man hat und wen man kennt. Stimmt das? Keine Ahnung, aber man sagt es. Kontakte sind alles, lerne den und die kennen, die können dich da bekannt machen, sei nett zu denen dort drüber bla bla bla. Das höre ich seit vielen Jahren. Grundsätzlich bin ich ja nicht so der Kindernarr, was wohl auch daran liegt, dass meine eigene schulische Vergangenheit nicht ganz frei von schlechten Erfahrungen war (bin in der Regel mit den Lehrern besser ausgekommen als mit den Mitschülern) aber ich muss schon sagen, dass man da in der Kindheit häufig ehrlicher war, manchmal vielleicht zu ehrlich aber, dass man zu irgendeinem Kind immer und überall scheiß freundlich war nur weil es der Sohn/die Tochter von diesem und jenem war hat es zumindest zwischen den Schülern in meinem Umfeld nicht gegeben (wenn dann nur zu einem konkreten Anlass, weil der gerade ein neues Computerspiel hatte das man unbedingt ausleihen wollte oder so – das war leicht zu durchschauen). Vielleicht irre ich mich ja auch und ich sehe die Vergangenheit schon durch die rosa Brille … ne, wahrscheinlich nicht!
Daher mein Fazit: Seid wie ihr seid, wenn euch dafür jemand nicht mag dann ist das auch ok, nicht jeder muss jeden mögen, lieber wenige echte Freunde als einen Haufen falscher  die nur deine Maske mögen, mit denen man zwar super mit Prosecco anstoßen kann die aber über Probleme nicht reden wollen weil sie das „runter zieht“ oder es „jammrig“ oder gar „emo“ klingt. Freunde teilen die guten wie die schlechten Momente mir dir, wer nur zur einen Hälfte der Show bleibt ist diesen Namen nicht wert. Man sollte sich spätestens dann über seine Freunde Gedanken machen wenn man sich nicht mehr traut es zu zeigen wenn es ganz schlecht geht -  aus Angst man wäre dann alleine!

1 Kommentar:

  1. Oh wie recht du doch hast. Klar in meinem Beruf muss ich mich viel reflektieren und muss auch die Aussagen der Kollegen in Kauf nehmen. Auch dass da mal Kritik kommt...und das ich mit der umgehen muss, evt was verändern muss, aber solang es um mein päd. Handeln geht, kann ich damit leben.

    Ich bin tätowiert, entweder man akzeptiert es oder nicht, das gleiche trifft auf meine Piercings zu, auf meinen Kleidungsstil...

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