Samstag, 2. April 2011

Mut oder Kein Berg ist unbezwingbar

Lange Zeit galt es als unmöglich die Erde zu umrunden weil man glaubte Wasserfälle würden die Scheibe begrenzen und jeder der ihnen zu nahe käme würde hinunterfallen. Bis mutige Menschen es mal probierten (aus welchen Gründen auch immer) und endgültig bewiesen, dass es sehr wohl geht. Lange Zeit hielt man es für unmöglich, dass ein Mensch aus großer Höhe springt und das, selbst mit Fallschirm überlebt, man dachte der Fall alleine wäre schon tödlich. Heute wissen wir, dass man nur den Aufprall fürchten muss, das Fallen an sich ist schon ok. Warum wissen wir das? Na, weil mutige Menschen es probiert haben. Lange Zeit dachte man das Besteigen von Bergen über eine bestimmte Höhe ohne technische Hilfsmittel nicht möglich sei.  Dann hat man es versucht und es ging. Nicht leicht aber es war möglich.
Dennoch ist die Angst das scheinbar Unmögliche zu wagen in allen von uns riesig groß. Die Frage ist wie man damit umgeht. Ein Bergsteiger der keine gehörige Portion Respekt vor der Felswand hat  ist dumm und wahrscheinlich bald tot. Aber der Unterschied ist, dass er seine Angst bezwingt, sie in etwas umwandelt womit er arbeiten kann, eben diesen Respekt vor der Naturgewalt Berg, er weiß, dass jeder Handgriff sitzen muss, dass wenn er die „unmögliche“ Wand bezwingen will, es keine zweiten Chancen gibt. Und dann lässt er sich vollkommen darauf ein, keine Zweifel, kein Blick zurück.
Wenn jemand zum mir sagt, dass etwas unmöglich sei, dann versuche ich immer zu erspüren wie eswohl gemeint ist denn oft steckt dahinter nur ein verschleiertes: „Ich habe es noch nie probiert, kann es mir nicht vorstellen und daher muss es unmöglich sein“. Das ist die Unmöglichkeit aus Tradition heraus und bei uns Menschen äußerst beliebt. Wenn irgendwer mit einem kleinen Fitzelchen Respekt in einem Fachgebiet etwas für unmöglich erklärt bildet sich ganz sicher eine Schule heraus die diese Unmöglichkeit stolz in die Zukunft trägt.  Es gibt noch die Unmöglichkeit die aus schlechten Erfahrungen erwächst, die erlernte Unmöglichkeit. Wenn jeder bisherige Möchtegern-Bezwinger der Bergwand am Fuße derselben am Ende des Tages tot aufgefunden wird, dann kristallisiert sich bald eine Unmöglichkeit heraus, die Wand gilt als unbezwingbar. So lange bis es jemand versucht und damit Erfolg hat. Denn keine Wand ist unbezwingbar, egal wie steil, rau, verwittert, kalt, windig oder hoch. Irgendwann kommt jemand der die richtige Mischung aus Respekt, Mut, Glück und Können mit sich bringt um der Wand den Mythos zu nehmen.
Kein Berg ist unbezwingbar, kein Traum unträumbar, kein Hindernis unüberwindbar, keine Entfernung zu groß und keine Angst unbesiegbar. Wie oft hat man mir gesagt, wie oft habe ich gelesen, dass man heute als Schriftsteller fast keine Chance habe meine Sachen zu veröffentlichen, der Markt ist übersättigt, die Verlage nicht mehr mutig genug … dennoch schreibe ich und ich halte es weder für dumm noch für Zeitverschwendung. Aufgeben ist keine Option. Auch dieser berg kann bezwungen werden. Aber ich muss mich trauen. Jeden Tag die Angst überwinden und mehr Seiten schreiben.  Verloren habe ich erst wenn ich am Abend lieber am TV sitze als mich hinzusetzen und die Worte fließen zu lassen. Manche würden sage es wäre klüger. Ich sage es wäre eine Verbeugung vor der Angst. Niemals.
Wir Menschen, als Spezies, haben es immer wieder geschafft die Unmöglichkeit aus Tradition und die erlernte Unmöglichkeit zu überwinden, gegen alle Wiederstände. Hätte man sich immer an den Rat der Weisen gehalten (denn weise heißt auch die Unmöglichkeiten zu kennen weil man genug davon selber erfahren hat) würde ich nicht hier sitzen und Text in eine der komplexesten Maschinen eintippen die je von Menschen gebaut wurde, sondern wäre wahrscheinlich mit Ugh und Mugh draußen auf der Suche nach einem Blitz der ein kleines Feuer auslöst damit wir es in unsere Höhle zurückbringen können – denn  Feuer aus Steinen zu schlagen ist doch wirklich sowas von unmöglich. Obwohl, realistisch betrachtet – ich war immer ein kränkliches Kind, ich hätte wohl in einer Welt ohne die Fortschritte der Moderne, die von mutigen Menschen getragen wurden, nie das Erwachsenenalter erreicht.
Mut und Wagnis beginnen auf einer persönlichen Ebene. Ämter, Verwaltungsapparate, sie entwickeln nie Mut, das Komitee ist per Definition feige. Tut mir leid das jetzt so direkt zu sagen aber es gibt unzählige Beispiele in denen solche großen Organe versuchten den Mut, der seinen Ursprung in Einzelpersonen hat, zu unterdrücken. Sie wollen den sicheren Weg gehen, den bekannten. Alles andere bringt den Ablauf durcheinander und, sehr schlimm, es gibt keine Formblätter für den Mut einzelner. Es sind die kleinen mutigen Entscheidungen die wir jeden Tag treffen, die Werte und Personen zu denen wir stehen, die uns als Ganzes nach vorne bringen denn eine Reihe solcher Entscheidungen aneinander nennt man dann auf lange Sicht „Leben“ und aus vielen Leben wird Kultur, eine Kultur von der neue Leben dann auch geprägt werden.
Ich denke also man sollte sich nicht nach Gründen umsehen warum diese Felswand nicht besteigbar ist, warum der Fall uns umbringen könnte oder ob diese Entscheidung uns verletzlich macht. Die Frage sollte sein, wie wir es schaffen können das Unmögliche zu tun, über die Grenzen hinauszugehen, wie wir zu dem Ideal werden können, das wir normalerweise nur aus Büchern kennen – und wie gesagt, es müssen gar nicht immer die großen Entscheidungen von globaler Bedeutung sein. Schon sich zu einer Liebe zu bekennen, auch wenn uns das verletzlich macht und vielleicht Angst einjagt,  kann unser Leben unendlich bereichern und uns stark machen, mutig machen. Denn eines ist auch klar – Mut wird durch mehr Mut belohnt. Wer einmal seinen Fuß auf diesen Weg gesetzt hat will nicht mehr auf die vorgefertigte Rolltreppe zurück die unser Leben auch sein kann, man beginnt die Freiheit die der Mut bietet zu schätzen. Mut kann dazu führen verletzt zu werden, man stellt sich schließlich den Gewalten, den Gefühlen den Gezeiten aber wer es wagt hat eine Chance, was auf jeden Fall besser ist als am Fuß des Berges alt zu werden und sich am Ende zu verfluchen weil man es nicht gewagt hat als noch Zeit war.
Es ist eine alte Wahrheit:

Besser das Risiko eingehen, das Schöne festhalten, und es vielleicht irgendwann, möglicherweise wieder verlieren, als es aus Angst nie erlebt zu haben.

Deshalb wünsche ich euch allen, dass ihr den Mut habt zu den Dingen zu stehen die ihr für richtig haltet, auch wenn alle um euch herum sagen es ist falsch. Ich wünsche euch die Neugierde zu erfahren was wohl hinter dem Horizont liegen mag und den Mut heute noch loszumarschieren, den mutiger als heute werdet ihr nicht mehr, nicht ohne das Risiko einzugehen. Und ich wünsche euch den Mut zu eurer Liebe zu stehen, egal wie die aussieht, Mann oder Frau, jung oder alt – unabhängig davon ob es euch oder dem Rest der Welt verrückt und chaotisch erscheint. Die Welt endet nur an einem Ort und der ist dort, wo eure Vorstellungskraft endet – sorgt dafür dass dieser Punkt weit in der Ferne liegt.

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