Samstag, 2. April 2011

Schwarze Steine

Der Blick aus dem Fenster enthüllt eine Wüste aus Beton. Selbst die elegant geschwungenen Bögen und Säulen können nicht verdecken was da unten geschehen ist, es ist so eindeutig wie ein Kreideumriss auf Parkett. Selbst unter der zarten Schneedecke wird der Platz wie ein Mausoleum für die Natur, ein Ort an dem die Welt zu atmen aufgehört hat. Am Schlimmsten sind die Hörner aus Stein die aus dem Boden sprießen wie die Mordwaffe aus einem leblosen Körper, als hätten wir etwas heraufbeschworen um sicher zu gehen, dass dort nichts mehr lebt, nie wieder leben wird.
Ich frage mich wo die Bäume und Büsche sind. Jetzt wären sie wohl kahl aber immer noch frischer und natürlich als das dort unten. Parkbänke ohne Park. Wege ohne Gras und Erde. Glasgänge um die Seele zu leiten auf das Tor hinauf. Das Tor zur Unterwelt? Ich weiß es nicht aber es fühlt sich so an.
Und dann immer wieder diese Hörner aus Stein, schwarz, glatt und kalt wie Eis. Die Lampen um die Steine sind dunkel, ob sie sich wohl schämen diese Grausamkeit zu beleuchten? Eine Bohrung in jedem Stein, groß, gähnende Löcher. Hätte der Teufel Piercings würden sie wahrscheinlich so aussehen.
Wobei, der Teufel, der Lichtbringer, es würde weinen bei diesem Anblick. Hat er doch nichts gegen die Schöpfung, nur den Menschen, dieses über alles geliebte Geschöpf. War es Neid der ihn rebellieren ließ, wie man sagt? Oder wusste er etwas wovon niemand etwas ahnte. Hat er diese Plätze vorausgesehen? Das wäre zumindest ein Grund. Ein guter wie ich meine. Ich und niemand sonst. Warum nur ich? Mein Kopf, da ist die Stimme die mir Persönlichkeit verleiht. Nur meine Stimme alleine.
Vor meinen Augen verwandelt sich der Schnee in schwarze Asche die sich auf die Welt niedersenkt um sie unter sich zu begraben. Sie klopft gegen das Dach, hämmert gegen die Fenster und legt sich schwer auf die Mauervorsprünge. Wird sie bis morgen alle Fenster begraben haben? Wird da noch eine Welt sein?
Ich sehe weiter durch das Fenster, zum Hotel, zum Casino, zu dem Bahnhof am anderen Ende der Straße. In der Asche die Fußabdrücke von Menschen. Haben sie es noch rechtzeitig nach Hause geschafft oder liegen sie irgendwo unter einer Verwehung. Ich weiß es nicht. Die schweren Wolken verheißen nichts Gutes, der Ausbruch muss gewaltig gewesen sein. Oder doch nur Schnee? Gefangen in meinen eigenen Metaphern lausche ich dem rhythmischen Schmerz in meinem linken Arm.
Vielleicht gab es ja doch einen Ausbruch. Der Vulkan meiner Angst spuckt Feuer. Flugverbot für die Seele und alles was ich sehe sind diese verdammten Steine die aussehen wie Hörner, gestoßen durch einen Leichnam. Verdammt in alle Ewigkeit. Nein, weder das Buch noch der Film.
Es ist diese zeitlose Glocke die sich schwer und dumpf über dieses kleine Stückchen Welt stülpt. All die schönen Formeln verlieren ihre Bedeutung und aus Weg wird nur mehr Bewegung, ohne Zeit, wo man am Ende ankommt ist ohnehin bedeutungslos. Weißes Rauschen. Ameisenkrieg auf einem blinden Schirm, verkauft an die verzweifelten Massen in den Schluchten und Rissen dieser Welt. Mit diesen Formeln muss der Architekt die Steine gebaut haben.
Die Seele ist wie ein Bunker, Emotionen die Einschläge weit oben irgendwo, dumpf und unwirklich, nur das flackern der Lampe und der Staubregen zeugen von dem Gefecht. Fang doch einfach an zu lachen, weinen bringt ja ohne hin nichts. Das Licht und die Geräusche werden zu Eindringlingen, so fremd. Aufstehen weil es sein muss. Das Liegen bereitet noch mehr Schmerzen. Ob die Hörner wohl in meinem Fleisch stecken?

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