Sonntag, 3. April 2011

Die Inschrift im Stein

So ziehe ich über die Welt und betrachte die, die es nicht wert sind gesehen zu werden. Ich spreche zu denen, die es nicht wert sind angesprochen zu werden und ich nehme die mit mir, die es nicht wert sind mitgenommen zu werden. So fürchtet euch vor mir, denn ich bin der, der die Dunkelheit mit sich führt, ich bin der, der das letzte Buch am letzten Tag schließen wird. Ich bin der dunkle Mann, der, der mit seinen Beutel durch die Strassen zieht und die Seelen sammelt. Ich bin der, der tausend und eine Geschichte kennt – der, der alle Geschichten kennt und jede Geschichte mit einem Ende versieht, das niemand erahnen kann. Jedes Wort, das jemals auf einem Markt gesagt wurde, hallt in meinen Ohren wieder und so bin ich nun gekommen, um die Wahrheit darüber niederzulegen, was die Stunde der Macht ist. Denn die Zahl der Macht ist sieben und die Stunde der Macht soll auf alle Zeit die siebte Stunde sein. Bald werde auch ich eine Geschichte sein, so wie tausend und eine andere, die in mir leben, denn die Dinge werden sich verflüchtigen und blasser werden. Meine Weisheit lege ich in diesen Stein und wenn ich wiederkommen, so soll auch dieser Stein es sein, der mich begrüßt wie das Abendrot, dessen Bote ich bin. Wer weiß auf dieser Welt – oder auf jeder anderen Welt – an welchem Ort sich die Zitadelle der Siebten Stunde befindet? Wen soll ich nach dem Weg fragen? Ich kenne den Weg und deshalb will ich euch sagen, wo sich die Zitadelle befindet: An jenem geheimnisvollen Ort, an dem alles zusammenläuft, an dem Ort, an dem sich alle Möglichkeiten treffen und von dem es keinen Ausweg mehr gibt, weil er das Ende aller Wege darstellt, dort sollt ihr die Zitadelle suchen denn nur dort kann sie sein. Wo sonst als am Ende aller Strassen soll sich das Ende aller Wirklichkeiten befinden? Wenn es einen besseren Ort gäbe, so wäre sie dort. Niemand weiß wozu und wann die Zitadelle gebaut wurde – niemand weiß, wer wohl die Kraft hätte, ein ganzes Kloster aus einem Bereg zu schlagen, bis nur mehr das Kloster und sonst nicht sehr steht – alles aus einem einzigen Stein. Vielleicht war es die Macht selbst, die hinter der siebten Stunde steht. Auch weiß niemand wer die sind, die sich selbst als die „Mönche“ bezeichnen. Hütet euch vor den Mönchen, sie sind dunkle Wesen, die selbst mir des Nachts den Angstschweiß über den Rücken jagen. Vielleicht sind diese Mönche so alt wie das Universum selbst – was ihre Bösartigkeit betrifft, so kann sich kein Wesen mit ihnen messen. Sie bewachen die Zitadelle und sie leben in der Zitadelle, wenn sie denn überhaupt leben. Kein Geist der lebt kann die Absichten der Mönche fassen – manche sagen sie seien das pure Chaos, das am Anfang der Zeit geronnen ist zu festen Körpern, andere sagen sie würden ein dunkles Geheimnis hüten, das niemand zu Gesicht bekommen dürfe. Nur wenige Male zuvor sind die Mönche in der Welt der Lebenden erschienen und viele Tore sind vor ihnen schon verschlossen worden denn jene die sich weit genug entwickelt haben müssen Wege finden die Mönche am Eindringen in ihre Welt zu hindern –sonst kommen sie. Feurige, verbrannte Spuren ziehen sie hinter sich her, wenn sie über den Boden schreiten, ihre Berührung ist der Tod. Wurden die Mönche vielleicht vor langer Zeit geschaffen? Möglich wäre es, ich habe schon seltsamere und magischere Dinge gesehen auf meinen Reisen. Sind sie eine verlorene Waffe? Die Propheten des Aaron sagen, dass die Mönche der Fluch des Lebens seien – doch sie sagen auch, dass eines Tages einer kommen werde, der anders sein wird als alles, was bisher gelebt hat. Dieser eine wird eine Macht in sich vereinen, die sich mit der Macht der Mönche messen kann. Doch seine Macht wird die Macht des Guten sein, eine wilde, ungezähmte Macht, ebenso chaotisch wie gut. Die Kraft der Mönche ist dunkle und zerstörerisch, sie sind die Meister des Todes und sie selbst haben sich dem Tod durch ihre Künste verschlossen. Wanderer – kennst Du die Propheten des Aaron? Sie leben an einem einsamen Ort, ihren eigenen Künsten zugewandt doch immer dann mit ihrer Stimme zugegen, wenn das Chaos irgendwo sein Haupt erhebt. Schon vielen verzweifelten Wesen haben sie mit Rat und Tat zur Seite gestanden, doch ihre größte Prophezeiung, der Mittelpunkt ihrer mystischen Lehre, ist der Glaube an die Wiederkehr ihres Propheten Aaron. Man sagt, dass Aaron den Orden der Propheten vor vielen Zeitaltern gegründet hat. Er selbst sagte seine Wiederkunft niemals voraus aber die späteren Propheten taten es. In uralten Büchern steht geschrieben, dass einer kommen wird, der die siebte Stunde endgültig eindämmen wird, ein Held, ein Gott. Erst dann wird Aaron wiederkehren und seinen Propheten die letzten Geheimnisse des Universums offenbaren. Seit unendlichen Zeitaltern nun durchkämen die Propheten mit ihren Gedanken jeden Winkel der Wirklichkeit um den Helden zu suchen und ihm zur Seite zu stehen, denn wenn dieser Held scheitert – dann wird Aaron niemals wiederkehren und vielleicht wird die Stunde der Macht die einzige sein, die noch auf den Uhren dieser Zukunft zu sehen sein wird.

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