Freitag, 1. April 2011

Ewigkeit oder "Für Immer" ist die Lüge

Heute hat mir jemand gesagt, dass „Für Immer“ eine Lüge sei, es ging um die Ewigkeit oder so. Na gut, dann reden wir halt über die Ewigkeit und Für Immer. Ich weiß ja nicht wies euch geht aber ich erlebe die Gegenwart als eine Kette von Augenblicken an der ich mich entlang hangle und immer wenn ich einen davon herausnehme um ihn genauer zu betrachten wird er zur Vergangenheit. Ein billiger Trick wäre jetzt einfach keinen rausnehmen -  aber das wollen wir ja nicht. Bin der GoShoo und kein Jahrmarktszauberer.
Ein sehr geschätzter Professor von mir hat mal dazu gesagt, dass wir alle die Möglichkeit hätten ewig zu leben, oder zumindest sehr sehr lange, wir könnten in der gewonnenen Zeit nur nicht allzu viel machen.  Wie hat er das gemeint? Zeit (nicht das physikalisch beobachtete Phänomen mit dem Zerfall als Grundlage sondern die wahrgenommene, erlebte Zeit)  ist eine höchst subjektive Angelegenheit (und damit meine ich jetzt nicht so nen pseudo-wissenschaftlichen Fuck-You-Einstein „Zeit ist relativ“ Scheiß – das hat er damit ohnehin nicht gemeint), will damit sagen, dass das, was wir als Fluss der Zeit erleben, in unserem Gehirn entsteht, es ist formbar, manchmal so stark, dass die Zeit uns sprichwörtlich durch die Finger zu rinnen scheint.
Habt ihr schon mal auf eine analoge Uhr geschaut (hey, das ist eine legitime Frage)? Der Sekundenzeiger ist besonders interessant. Wenn man drauf blickt und auf den ersten Tick achtet, scheint der ewig auf sich warten zu lassen (funktioniert nur, wenn man den Rhythmus vorher nicht gehört hat, am besten spontan) – dann kommt er und dann der Zweite und so weiter. Der zweite Tick kommt wesnetlich shcneller als der Erste (man merke: Unser Gehirn bekommt eine Ahnung vom Rhythmus) und beim dritten ist man in der Regel in einem schönen regelmäßige Rhythmus drin, unser Gehirn kennt ihn und folgt ihm, alles sehr vorhersehbar. Offensichtlich hat unser Gehirn die Fähigkeit sich an Rhythmen der Umwelt anzupassen, ihnen zu folgen. In der Psychologie könnte man auch von einer Art „Schwingen“ sprechen.
Das ist, gelinde gesagt, blöd. Denn mit dem Takt beschleunigen wir auch. Kommen wir aber zum Ticken der Uhr zurück. Dieser Augenblick vom ersten Hinschauen bis zum ersten Ticken scheint ewig zu dauern. Klappt auch beim eigenen Herzschlag. Das muss natürlich immer spontan passieren, wer da mit voller Absicht rangeht wird es eher schwierig haben diesen Augenblick zu erwischen, meistens hat man dann den Takt schon irgendwie im Kopf und kann sein Gehirn nicht mehr dazu bringen aus dem Tritt zu kommen (ist gemein aber genau das wollen wir). Unser Hirn mag eben keine Klugscheißer die Wahrnehmungsexperimente aus dem Ärmel zaubern. Aber ich schweife ab – zurück zur Uhr. In dieser kleinen Ewigkeit bis zum ersten Ticken, was habt ihr da gemacht? Nur gewartet? Exakt. Subjektiv habt ihr zwar Zeit gewonnen aber effektiv nutzbar ist sie damit nicht geworden. Könnten wir also in der Ewigkeit aufgehen aber dann wie sprichwörtliche Idioten (wörtlich: auf sich selbst gezogen) nur um unseren eigenen Bauchnabel rotieren? Die Ewigkeit ist möglich aber nicht erstrebenswert?
Anderer Gedanke: Dieser Zustand, aber besser nutzbar, ist vielleicht auch erreichbar, wenn wir uns in stimulierende, neue und unerwartete Situationen begeben. Das Gehirn ist ein kleines Miststück, faul, immer bestrebt möglichst wenig Energie zu verschwenden auf das, was wir Spaß nennen, der nächste Tiger könnte gerade um die Ecke lauern. Wenn wir nicht aufpassen verfällt es sofort in einen bekannten Takt und weg ist die Zeit bevor wir „Tick“ sagen können, von „tack“ will ich gar nicht reden.
Also geben wir dem Gehirn doch mal den Tiger, die unbekannte Gefahr, lassen wir es so richtig schön aus dem Takt geraten. In manchen Nächten bin ich dort gewesen, in neuer Gesellschaft. Das muss anstrengend sein, neu und vielleicht sogar gefährlich aber auf jeden Fall fordernd sonst denkt sich das Teil im Schädel nur: „Das kenne ich schon, der amüsiert sich, kann ich ruhig auf Fast Forward schalten!“ Und jetzt kommt der echte Hammer – genau das ist euch passiert wenn ihr von Momenten, Stunden, Nächten redet die wie im Flug vergangen sind, eure Gehirne haben auf Fast Forward geschaltet, war ja nicht gefährlich sondern blanke Trivialität für unsere steinzeitliche Software. Könnte auch ein Zeichen sein. Wenn die Zeit allzu schnell vergeht liegt es vielleicht daran, dass wir uns nur mit Ja-Sagen, den Ungefährlichen, den Weichgespülten umgeben, die nur das Zeigen was wir sehen wollen und nur das sagen was wir hören wollen. Jene mit denen wir sprichwörtlich auf „einer Wellenlänge“ sind.
Also riskieren wir mal was, hören wir auf die negativen Stimmen, auf jede die uns herausfordern und schnappen wir uns einen Teil der Ewigkeit und vor allem geben wir unseren Gehirnen nicht mehr so oft die Möglichkeit mit einem alten Takt synchron zu schwingen – es wird mit der Herausforderung schon klar kommen, schließlich ist dieses Leben keine verdammte tickende Uhr.

1 Kommentar:

  1. Meiner Meinung nach ist es nicht wichtig wie viel Zeit man hat, sondern wie man sie verbringt. Das man jeden Moment im Leben auskostet. Und irgendwie hab ich bei deinem Post das Gefühl, dass es dir auch eher so geht.

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